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Fortune, Phil Wahba: „A Fork in the Road for Avis

US-Autoverleiher Avis sieht seine Zukunft in einem Verleih ohne Tresen. Vision 2020: kein Tresen, keine Autoschlüssel, sondern Smartphone-App. Perspektivisch kommt das Fahrzeug kommt per autonomes Fahren automatisch an die gewünschte Stelle. Avis hat entsprechende Partnerschaften abgeschlossen: mit Waymo, Google, Amazon und Lyft.

Avis & Co müssen sich bewegen, da langfristig alle in dem gleichen Bereich tätig sein werden: Uber, Lyft, Avis, Hertz, Mercedes, Volkswagen, Tesla. Vorteil für Avis und andere Autoverleiher: sie haben schon quer über das Land verteilt, Infrastruktur mit Parkplätzen und Werkstätten. Sie haben bereits Know-How im Bereich „Fleet Management“

Dazu Sensoren im Auto, zu Überwachung der Funktionsfähigkeit und Geolocation.

Justin O‘Beirne: Apple‘s New Map

O‘Beirne analysiert die letzten Veränderungen von Apple Maps. Er impliziert, dass die detaillierteren Ausarbeitungen der Karten vor allem auf Satellitenfotos und händischer Arbeiten eines indischen Unternehmens basieren. Bei dem Tempo, das aber an den Tag gelegt wird, scheint es noch Jahre zu dauern, bis die Verbesserungen auch in Europa ankommen werden.

Wichtiger: O‘Beirne konstatiert auch systematische Schwächen der Arbeit von Apple – die auch darin begründet sind, dass Apple aus Gründen des Datenschutzes weniger Userdaten sammelt, als Google. Es ist nicht zu erkennen, wie Apple diese Defizite später bei Anwendungen aus dem AR- oder Autonomes Fahren-Bereichen, kompensieren will.

Financial Times, Leslie Hook & John Reed: „Why the world’s recycling system stopped working“ (Paywall)

Das Recycling-System steht weltweit kurz vor dem Kollaps, seit China und Hong Kong, Abnehmer von 60% des Plastikmülls der G7-Staaten, zum Jahreswechsel einen Importstopp verhängt haben. Die Preise sind abgestürzt, etliche Betriebe die Recyclingmüll einsammeln, schreiben rote Zahlen ein. Südostasiatische Länder importieren zwar mehr Plastikmüll, aber die Verarbeitung dort, ist für Mensch und Umwelt grenzwertig.

Resümee des Artikels: die Idee des Recyclings ist in einer Sackgasse. Das Motto muss nun heißen „Zero Waste“, z.B. durch Einkaufen in Supermärkten ohne Verpackung.

Stratchery, Ben Thompson: „IBM’s Old Playbook“

Eine Analyse der Übernahme von Red Hat durch IBM. IBM hat sich damit grosso modo Cloud- und Container-Know How (Kubernetes) eingekauft. Wie so viele, rechnet auch Thompson nicht damit, dass die Übernahme gewinnbringend werden wird. Dazu wird der aktuellen IBM-Führung rund um CEO Ginni Rometty zu wenig zugetraut. Rometty sei bislang zu sehr dem von Vorgänger Palmisano eingeschlagenen Pfad gefolgt.

Vielleicht wird diese Übernahme aber weitere Übernahmen anderer Container-Unternehmen wie Hashi Corp/Vagrant, Docker et all triggern.

Kim Boekbinder, Musikvideo: „Fractal“

Es ist ein sympathisches, viel Wärme ausstrahlendes Musikvideo zum Thema Gender und Genderfluid. Ich habe am Thema zu knabbern, weil es für mich sehr weit weg ist. Die Ratio findet es, gemäß „jeder wie er will“, ganz okay. Dem andern Teil des Kopp ist es zu anstrengend, in dieser schnelllebigen Zeit auch noch dieses Faß aufzumachen.

So wie ich das Thema Mensch vs Roboter/AI für spannend halte (beginnend mit Bladerunner/Phillip K. Dick bis hin zur ersten Westworld-Staffel), warte ich eigentlich auf ein entsprechend großes Buch/TV-Serie zu dem Gender-Thema. Mit Fortschreiten der Technologie und Medizin gäbe das ein Prima-Science Fiction-Thema ab und so ein bisschen schaue ich auf Cyberpunk 2077, ein für 2019 oder 2020 erwartetes Computer-Rollenspiel, ob da irgend etwas in der Richtung passiert.

Max Cooper, Musikvideo „Platonic“

Ein Trip für die Augen.

Lemonade Inc. ist ein 2015 gegründetes Versicherungsunternehmen in den USA. Das Unternehmen wird in der „InsurTech“-Branche schwer gehypte. Neben den üblichen Boohay aus App-only Vertrieb und Einsatz von AI zur Erstellung eines Versicherungsangebotes und Überprüfung von Schadensfällen, hat das Unternehmen eine Besonderheit: sein Businessmodell.

In seiner Positionierung konstruiert es einen systemimmanenten Konflikt zwischen Versicherungsunternehmen und Kunden: Versicherungsunternehmen machen nur dann Profit, wenn sie Schadensfälle des Kunden ablehnen. Und der Kunde hat wiederum ein Interesse Schadensfälle zu fälschen, weil der Profit ihm zugute kommt.

Dies will Lemonade bei sich ausgehebelt wissen. Lemonade nimmt nur einen festen Prozentsatz des Versicherungsbeitrages des Kunden (20%). Ein anderer fester Prozentsatz fließt in einen Auszahlungspool aus dem Schadensfälle bezahlt werden. Alles was in diesem Pool zum Jahresende übrig bleibt, fließt an eine vorher vom Kunden ausgesuchte, wohltätige Organisation.

Mit diesem Kniff aus der Verhaltensforschung will Lemonade gegen die oben erwähnten Konflikte anarbeiten:

  1. Der Versicherer hat kein Interesse, gemeldete Schadensfälle abzulehnen, da sein Profit nicht aus diesem Geldpool kommt
  2. Der Versicherte hat kein Interesse, eine wohltätige Organisation zu schädigen und unberechtigte Schadensfälle zu melden.

Ich halte den Menschen per se für zu schlecht, um daran zu glauben, dass dieses Konstrukt nicht irgendwie doch ausgehebelt wird oder Lemonade nicht doch irgendwo Dreck am Stecken hat oder das Geschäftsmodell nicht solide ist. Wie stabil ist Lemonade, wenn nach Hurrikans sehr hohe Schadensansprüche geltend gemacht werden? Wie stabil ist Lemonade, wenn die Tarife bei den Rückversicherern anziehen?

Der Kniff des Einsatzes von Behavioral Science zur Gestaltung eines Geschäftsmodells, den finde ich aber interessant.

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