dogfood Juni 2003 [4]

Sonntag, 29. Juni 2003

[00h06] Radio _Politics -- Wer die Gelegenheit hat, sollte sich die dieswöchige Ausgabe von Alistairs Cookes "Letter from America" des BBC World Services anhören. Selten dass der alte Mann so zynisch und schneidend scharf ist. Thema u.a. die bislang noch nicht gefundenen Massenvernichtungswaffen im Irak. Ab Montag das Transkript auf der BBC-Website.

Samstag, 28. Juni 2003

[21h07] MacOS X_Software -- Bezüglich des Videoconferencing mit iChat AV hatte ich ein Problem mit meiner Videokamera: sie schaltete sich nach drei Minuten aus. In einem O'Reilly-Artikel bringen zwei Leser den entscheidenden Tipp: Kassette aus der Kamera raus, dann schaltet die Kamera auch nicht nach wenigen Minuten (zur Bandschonung) in den "Sleep-Mode".
[20h17] Satz des Tages.
Every day, life grows more and more like a Seinfeld episode.
Matt Haughey, "A Whole Lotta Nothing"
[20h12] Software -- Im Macromedia DevNet-Center gibt es einen Artikel über OOP im Director und Flash, der sich beim losen Überfliegen interessant anlas: Flash Me, Shock Me, Just Be Sure You Objectify Me: Object-Oriented Programming in Director and Macromedia Flash

Vergrößern per Klick
[19h06] Software -- Adobe führt gerade eine Umfrage durch (von NDA nix zu bemerken, daher schreib' ich drüber). Anders als bei der Macromedia-Umfrage vor einigen Monaten, als es offensichtlich um die Dokumentation ging, drehte sich die Adobe-Umfrage schwerpunktmäßig um neue Features eines (noch?) nicht existenten "Creative"-Bundles. In einer Light-Version mit Photoshop, Illustrator und InDesign, und in einer Professional-Version mit Golive und Acrobat.
Die Fragen deuteten an, dass Adobe verstärkt in Richtung "Workflow" gehen möchte. Vereinheitlichung der GUI, Vereinfachung des Dokumentenaustausches. Einfacheres Erzeugen von PDFs, damit diese PDFs wiederum als Basis des Abstimmungsprozeßes dienen, bis hin zu Benachrichtigung per eMail und Instant-Messenger und "Live-Conferencing".
Der Zeitpunkt der Umfrage ist nicht uninteressant, da eigentlich "jeden Moment" Ankündigungen über neue Adobe-Software rausgehen müsste. Illustrator soll ganz kurz vor Fertigstellung sein, Photoshop im Laufe 2003 fertig sein.
Ach übrigens: wie tot ist LiveMotion wenn es noch nicht mal im "Creative Bundle" auftaucht? Ich bin höchst gespannt wieviel von den LiveMotion-Eigenschaften in Illustrator und/oder After Effects einfließen werden.
[16h24] MacOS X -- MacOS X 10.3/Panther zieht seine Kreise, viele Leute die von Testinstallationen berichten. Das liest sich ganz net, weil es auch hilft das Bild zu komplettieren, welches man nach der Jobs'schen Präsentation letzte Woche haben konnte. Ich fasse zusammen was man quer durch das Web lesen konnte.
  • Panther läuft recht zuverlässig und recht schnell
  • Einer der gravierendensten GUI-Änderungen betreffen die Tab-Reiter (siehe Bild bei AppleInsider). Ich finde sie sehr elegant, bin mir aber alles andere als sicher ob sie für unbedarftere user als Tabreiter zu erkennen sind.
  • Weitere GUI-Änderungen: Die "Stripes" wirken sehr viel dezenter weill sie nicht mehr grau auf weiß stehen, sondern offensichtlich "nur" grau auf hellgrau. Die GUI wird nicht mehr durch Rahmen und Linien in Bereiche strukturiert. Stattdessen durch dunkelgraue, vertieft wirkende Flächen. Auch das wirkt eher beruhigend. Für eine Gegenüberstellung siehe auch die vergleichenden Screenshots im AppleInsider-Forum, zirka in der Mitte der Seite.
  • Der neue metallene Finder wirkt sehr Windows XP-esk. Man achte auf die neue Anordnung innerhalb des Finder-Fenster, die blaue Markierung die nicht mehr flach-Blau ist, sondern einen, again, Windows-liken Verlauf besitzt. Stärker in den Vordergrund kommen abgerundete Ecken, auch das erinnert an Windows, siehe zum Beispiel das Label des Dateinamens (alle Bilder von AppleInsider).
  • Apropos "Label": die Farbetiketten kehren zurück (siehe Bild bei AppleInsider). Von fast allen Usern schmerzlich vermisst. Aber ein zwei-zeiliges Menü dafür anbieten? Eher unschön, unrund.
  • Ich habe mich über den neuen Finder beschwert, der aufgrund der neuen Anordnung (linke Sidebar) recht verschwenderisch mit Bildschirmplatz umgeht. Laut Mary Jo Foley/Microsoft-Watch soll man aber auf den alten Look umschalten können.
  • Einen Vorteil des neuen Finders sollte man nicht unerwähnt lassen: das Konzept der Bookmark-ähnlichen "Favoriten" haben normale User nicht begreifen können. Durch die Verlagerung dieses Feature von einem Klappmenü in eine permanent sichtbare Seitenleiste, wird dieses Feature offensichtlicher und wird endlich in Anspruch genommen.
  • Viele beschreiben den neuen Finder aufgrund der neuen Sidebar mit den Volumes und den Favoriten als "iTunes-like". Ein nicht uninteressanter Vergleich, denn iTunes enthält etwas, was einige sich auch von Panther erhofft haben: "Intelligente Wiedergabelisten" in iTunes listen automatisch alle Musikstücke auf, die bestimmte, einstellbare bedingungen erfüllen (Rock-Titel, länger als 5 Minuten und älter als 20 Jahre). Siehe auch die "benutzerdefinierten Ansichten" in Entourage. Wer weiß, vielleicht ist der neue Finder die Vorstufe für die Einführung eines derartigen Systems in OS X...
  • TextEdit kann nun auch im Word-Format speichern und laden (siehe AppleInsider)
  • Expose, das neue Feature zur Fenster-Verwaltung wird von allen gelobt. Solange ich das Feature nur in Apples QuickTime-Demo aber nicht in Natura "erfahren" habe bleibe ich skeptisch, insbesondere was die Nutzung durch "Otto Normaluser" angeht.
  • Zu dem neuen G5-PowerMac habe ich im Laufe der Woche zwei neue Dinge erfahren. Zum einen ist die Kiste groß. GROSS! Größer und damit mächtiger als die alten G4-Kisten, was ich nicht unbedingt als positiv werten würde... Zum zweiten ist das Lochblech durchsichtiger als ich dachte. Auf Photos ist deutlich zu sehen wie man problemlos durch das Frontblech auf die Innerei blicken kann (Photos finde ich nicht, auf MacBidouille kann man aber ungefähr erahnen was ich meine). Nachtrag: Dennis hat eine schwedische Mac-Site aufgespürt die weitere, recht nette Bilder vom G5-PowerMac hat, inkl. einem Größenvergleich mit dem alten G4er: 99Mac.com
  • Panther soll verbesserte VPN-Fähigkeiten haben (Virtual Private Network). Damit kann man via Internet ein geschütztes Netzwerk aufbauen. Z.B. könnte man sich von zuhause aus über eine derart geschützte Verbindung in seinen Bürorechner einwählen.
  • Der DVD-Player scheint immer noch keine Buttons für schnellen Vor/Rückwärtslauf.
Unterm Strich: aus der Distanz kann man einige Verbesserungen, einige Verschlechterungen beobachten. Aber letztendlich muß man mit dem Ding arbeiten um ein endgültiges Urteil zu geben. Was nützt z.B. die Fähigkeit vom neuen FontBook "live" Schriften in das System hinzuzuschalten, wenn es ein Feature ist, was von den Applikationen selber nicht angesprochen wird (Adobe-Produkte können sowas seit 2-3 Jahren, während Macromedia-Software immer noch beendet und neu gestartet werden müssen...)
[16h23] Benchmark für mich: Wohnzimmer-Fenster putzen, inkl. Fensterrahmen und Nachtspeicherheizung: drei Stunden.

Freitag, 27. Juni 2003

[22h54] Samstag ist immer mein Großeinkauf-Tag und wenn ich denn verpasse, wie an meinem letzten Wochenende in Köln, kaufe ich mir die Lebensmittel "in-Time" im Supermarkt oder bei den diversen Türken zwischen Ottensen und Hoheluft.
Konsequenterweise habe ich heute nur türkisches gekauft. Neben leckerer Lamm-Salami (die konsequenterweise Lamm-Knoblauch-Salami heißen müsste) und irgendeinen, noch anzutestenden Schafskäse, auch "Yedigün Mandalina" (Mandarine) die just so schmeckt und aussieht wie eine Fanta eigentlich in Wirklichkeit schon immer schmecken wollte, bzw. im Ausland es auch tut. Irgendeine abstruse Kombination aus Farb- und Geschmacksstoffen die nicht im entferntesten mit der angegebenen Geschmacksbezeichnung zu tun hat.
[21h56] Playin': "Absolute Classic Masterpieces" von Felt.
Irgendwie war mir danach am Wochenende etwas besonderes zu tun. Die erste Option ist mir heute abend per Telefonanruf leider aus der Hand geschlagen worden. Womit ich erst recht Option zwei ziehen werde, die damit startet, dass ich mich am Sonntag in aller Frühe, vermutlich um sechs oder sieben Uhr morgens, in die S-Bahn setze und nach Neugraben oder Neuwiedenthal rausfahre. Wenn die Kattwyck-Brücke gesperrt ist, komme ich allerdings in Probleme...
Das am Sonntag morgen muss ich schon alleine aus Ego-Gründen durchziehen. In einer Hinsicht war es eine eher grausame Woche. Ausgerechnet bei dem Thema was mich derzeit am meisten beschäftigt, bin ich nicht weitergekommen. Es war, zumindest was das anging, sehr hektisch, holterdipolter und wie ein Stück Seife: einfach nicht zu fassen, nicht zu greifen.
[14h16] Web_Politics -- Böse, bitterböse. Mark Fiore. Especially "Alive & Well", "Coverage Interuptus" und "Rummy".
[13h49] Cool. Ein kleines Projekt eben vom Kunden mit explizitem Lob abgenommen, das zweite steht auch kurz vor der Freigabe. Nächsten Montag ist also "Rechnungsmontag".
Aber vielmehr beschäftigt mich wieso meine verfluchte SMS in Berlin nicht beantwortet wird... Das macht mich nervös.
[13h28] Wg. Kundentermin in Hoheluft um zehn, bin ich heute etwas länger zuhause geblieben und ein bißchen aufgeräumt, saubergemächt, Wäsche vorbereitet, etc...
Der Kundentermin war in einer Agentur um ein Meeting mit einer Immobilienfirma wg. deren Webauftritt vorzubereiten. Sowohl Design als auch Code müssen aus der Frühzeit des Webdesigns entstanden sein. Der Code ist ein Hammer an und für sich. Dort wurden unsichtbar (u.a. mit CSS ausgeblendet) ein Haufen von Links auf andere Webseiten gesetzt, u.a. für Kontaktlinsen, Medikamente und Handys. Wahrscheinlich alles als kleine Linkfarm für Suchmaschinen. Ziemlich gnadenlos vom Dienstleister.
Der Provider ("Full-Service-Provider für kleine und mittelständische Unternehmen", vermutlich nicht identisch mit obigen Linkfarm-Hacker) ist im letzten Sommer durch den Aufkauf der Assets eines bekannten mittelständischen Providers in eine mondäne Hamburger Adresse gezogen. 2-3 Monate später, seit August, wird die Website des Providers nicht mehr erneuert, die Hälfte aller Menüpunkte, inkl. der Produkte-Seiten, ist "in Bearbeitung".
Wer besser mit Informationen umgehen kann, hat Vorteile im Wettbewerb
Gell?
[13h25] Re: erster Eintrag vom 27.6.2003: Sehr schön formuliert, Frau Gröner (in Ermangelung eines Permalinks: "C'est n'est pas une blog")

Donnerstag, 26. Juni 2003

[16h45] Web_Grafik -- Durch einen Zufall bin ich heute über die Website eines Hamburger Comiczeichners gestolpert, mit dem ich einst zusammenklüngelte (neben anderen): Markus Huber a.k.a. "Herr Huber"
Vor knapp zehn Jahren gab es eine Blütezeit des Comics in Hamburg, dank einiger vom I.N.C. organisierten Ausstellungen ("Am Anfang war der Strich", "Comopoly", "Ehrlich billig").
Markus Huber durfte damals ein Jahr lang in der Stadtillustrierten "Szene Hamburg" jeweils eine zweiseitige Fortsetzungsgeschichte zeichnen (im Jahr davor hat jeweils ein Hamburger Zeichner einen Zwei-Seiter gemacht). Schon damals mit dem Hauch von Mattotti-Style, aber ungleich transparenter und leichter, nicht zuletzt durch exzellente Colorierung.
Es war sowas wie eine erste Hochphase des Comics in Hamburg. Die "Szene" schrieb für das darauffolgende Jahr einen Wettbewerb zur Gestaltung der Comicseiten aus, in dem ich lt. Jurymitglied bis in die Runde der letzten fünf oder zehn Zeichnern gekommen bin.
Kurze Zeit später, nach dem Boom, der Comic-Crash. Mit einem Mal zogen sich allerorten Sponsoren zurück. Die "Hamburger Morgenpost" beging plötzlich Vertragsbruch und schmiß die vom INC organisierte samstägliche Comic-Beilage raus, der überambitionierte Hamburger Comic-Salon machte eine Bauchlandung etcetera.
Smells like "New Economy"
[16h00] Was ist mit mir los? Ich habe mir eben zu dritten Mal heute den Kopf gestoßen. Heute morgen zweimal im Bus und eben im Büro am Küchenschrank. Hey, das ist ungerecht! Ich bin 1m78 groß! Wenn ich mir schon den Kopf stoße, möchte ich im Gegenzug auf Konzerten und im Kino freie Sicht haben!
[11h57] dogfood -- Ich fummle wieder an der hiesigen CSS-Datei, wenn auch für andere Seiten dieser Site. Hoffe dass es keine Nebeneffekte auf dogfood gibt.
[11h09]
Mosquito Time -- We like to think we're at the top of the food chain. But this is the season when it becomes clear that we're really at the top of the menu.
Editorial in der heutigen NY Times.
[10h51]
[1968] fanden wir das noch toll, wenn Liebespaare ballernd durch die Lande zogen, heute sehe ich das kritischer.
Alice Schwarzer, aus "Neon" 1/2003, zu "Bonnie & Clyde"

Mittwoch, 25. Juni 2003

[23h17] Mac OS X -- Seit heute abend hat mich iChat AV, vulgo Audio- und Video-Chat angefixt. Mit Jan in Köln erfolgreich das komplette Programm durchgezogen: beidseitig Audio-Chat, einseitig Video-Chat mit meiner Kamera, dass alles in durchaus exquisiter Qualität. Und, dank Flatrate, billiger als ein Telefon-Ferngespräch.
Der Coolness-Faktor wird nicht zuletzt durch ein PowerBook komplettiert, da es im Ti-PowerBook im linken Lautsprecher eingebaut ist. Kein Mikro irgendwo anflanschen, einfach mit dem Rechner sprechen. Fertich.
Obwohl, bei entsprechendem Kontostand, ich den Kauf von iSight nicht mehr ausschließen möchte. Wie gesagt: angefixt.
[21h15] Held der Arbeit: me. Mit "Newshour" des BBC World Service auf dem Kopfhörer wieder zwei Holz-Boxen zersägt. Nun warte ich wieder auch den Einbruch der Dunkelheit...
Ich höre wieder vermehrt BBC und RFI. Nicht uninteressant sind die unterschiedliche Titelthemen der beiden Sender. Der BBC World Service stand in den letzten zwei Tagen ganz im Zeichen des Anschlages auf britische Soldaten im Irak (sechs Soldaten erschossen), daneben auch der sich mal wieder zuspitzende Bürgerkrieg in Liberia.
Die Berichte rund um den Aufruhr im Irak waren insbesondere heute abend aufschlußreich, da sie massiv die Probleme der Amis und der Briten im Irak schildern. Da ist von Mißverständnissen die Rede gewesen, die zum Aufstand führten, in deren Folge auf Soldaten geschossen wurde. Ein Analyst führte in die geschichtlichen Hintergründe des Iraks ein (erst 1932 gegründet, davor britische Kolonie) und wies auf die Schwierigkeiten der gerade durchgeführten Entwaffnung hin. Stichwort: Stammesdenken, Waffe als Statussymbol in der Hierachie.
Anders beim französischen RFI. . Gestern wurde den ganzen Tag über ein von Griechen gestoppter ukrainischer Frachter mit Sprengstoff für den Sudan berichtet, heute ist es das Gipfeltreffen zwischen den USA und der EU mit dem Krach um Gen-Food.
[14h37] Danke der Nachfrage, es geht inzwischen besser. Zwei Jobs bis heute mittag zur Abstimmung rübergeschickt. Mein zweitgrößtes Problem ist derzeit dass ich mich nicht entscheiden kann, ob ich die Ärmel meiner Jacke aufkrempeln soll (stört beim Tippen), oder nicht (ist unangenehm kalt).
Gestern im Badezimmer ein kleines Massaker veranstaltet. Nie, nie, nie nasse Haare mit dem Scherer rasieren. Die Haare verkleben den Haarscherer und das Ding gibt irgendwann seinen Geist auf. Das Gerät muss aufgeschraubt und gereinigt werden. Dann die Messer wieder aufsetzen und festschrauben.
Soweit ist es bis hierhin nur mäßig massakrig. Als ich mich gestern rasieren wollte, griff ich erstmal zum Scherer. Die Stoppeln waren etwas länger, nachdem ich mich ausnahmsweise eine Woche lang nicht rasiert hatte (wobei ich nie gedacht hätte, dass es nochmal die Zeit geben würde, in der mir eine Woche ohne Rasur lang vorkommen würde). Um die Klingen des Nassrasierers nicht zu versauen, wollte ich den Sechs-Tage-Bart mit dem Scherer stutzen.
Ich wunderte mich wieso das Stutzen so schmerzhaft war. Die Haut brannte. Ich sah aber nix, nicht am Scherer, nichts auf meinem Gesicht. Ich schmiere mir Rasierschaum ins Gesicht. Schönen, weichen, vollen Rasierschaum. Schlagsahneähnliche Konsistenz. Ich fange mit dem Nassrasierer an. Im Spiegel schimmern nun auf einmal rote Flecken durch die Schlagsahne. Mein Gesicht sah wie ein Berti-Vogts-Gervais-Obstgarten-Erdbeer-Quark aus. Eigentlich sah das Blut im Schlagsahne-Rasierschaum sogar ziemlich ästhetisch aus. Mit Sicherheit kommt irgendwann irgendein Japaner und macht einen abendfüllenden Film über die Schönheit des Blutes im Rasierschaum.
Ohne das ich was mit den Augen erkennen konnte, nehme ich mal an, dass sich die Messer des Scherers verschoben haben, leicht über standen und sich in meinem Gesicht eingegraben haben. Also noch einmal aufmachen und Schrauben festziehen. zum Glück nur oberflächliche Schnitte. Heute kaum noch was zu sehen. Danke für das Mitleid.
[09h41] Tagesform -- Träge, dröge, lahmarschig. Sound am morgen: Drum'n'Bass mit Cyantific. Zum Aufmuntern und Hirn freiblasen. Schreckliche Erscheinung am Morgen: die beiden Typen auf der hintersten Sitzbank des 20ers. Der 25jährige lehnte seinen Kopf schläfrig oder eher zugedrogt an die Schulter seines hochgewachsenen Kumpans. Der hatte völlig zerfledderte Sportschuhe und Lederjacke. Die Finger völlig dreckig. Das Gesicht völlig zu-geaknet und -gepickelt. Nase und Mund sah so aus als hätte sie auch die eine oder andere Runde gegen Lennox Lewis antreten müssen. Als er in den Bus einstieg, setzte er sich superbreitbeinig hin, nahm dadurch zweieinhalb Plätze in Beschlag. Linste zu der zwei Plätze daneben sitzenden Frau, beugte sich 2-3 Mal mit dem Oberkörper vor um einen Blick auf das Buch der Frau zu werfen, wobei er nicht wirklich so aussah als würde ihn ein Ableben von Marcel Reich-Radnicki betroffen machen. Beugte sich dann noch zweimal zur Seite um anscheinend mizulesen. Frau stand auf und ging. Seine Beine hat er dann noch mehr ausgebreitet. Erster Nerv-Moment des Tages: kaltes Wetter. Musste wieder zur langen Hose greifen.
Bahhhhhhhhhhh.

Dienstag, 24. Juni 2003

[21h40] Ich bin platt. Körperliche Betätigung der dritten Art. Bin nach einem Kundentermin zu Karstadt gelatscht und habe eine Stichsäge gekauft. Zuhause habe ich dann heute abend zwei Holzregale, bzw. Holz-Boxen kleingesägt und werde nachher, wenn es dunkler ist, zum Hochhaus in der Nähe schleichen und das Holz in die dortigen Müllcontainer schmeißen.
Der große Haufen Sägemehl ist bereits weggesaugt aber die Arme pumpen noch. Hey, wollt ihr mal meinen Bizeps fühlen? Keiner? Wirklich nicht?... Hmm.
Folgerichtig gab es heute abend "Soulfood" und ich habe meine vorletzte Dose Couscous aufgemacht.
Oh Mann und das waren erst zwei von acht Holz-Boxen. Das wird noch für den Rest der Woche ein Quell der Freude sein. Die Holz-Boxen und der Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Ich habe eine 2-Zimmer-Wohnung (plus Flur, Küche, Badezimmer, Balkönchen). Das eine Zimmer ist mein Wohn- und Schlafzimmer (Schlafsofa) während sich für das andere Zimmer immer stärker die Bezeichnung "Dingszimmer" herauskristallisiert hat. Im Prinzip versuche ich (vergeblich) das Wohn/Schlafzimmer so gerümpelfrei wie möglich zu halten und den ganzen Krempel ins "Dingszimmer" zu packen.
Durch den Umzug in diese Wohnung ist das "Dingszimmer" kleiner geworden. Dann ist Krempel von meiner Mutter durch ihren Tod reingekommen und nicht zuletzt hat der Auszug aus der alten Bürogemeinschaft auch noch mal mächtig viel an Ordnern, Kabeln und Büchern reingebracht. Das Zimmer wurde quasi un-betretbar, von Wohnen ganz zu schweigen.
Nur zögerlich fing ich mit dem Entrümpeln an. Aber im Laufe der Zeit wurden Schneisen freigerämt. Langsam wird es was. Das Zimmer bekommt für mich allmählich eine metaphorische Bedeutung. Herkules und der Stall des Augias. Bei mir setzen sogar langsam Überlegungen ein, daraus ein Schlafzimmer zu machen. Mit einem richtigen Bett. Kein Schlafsofa... Aber das ist noch mindestens ein halbes Jahr hin... Erstmal die Holzbretter wegbringen.
[14h46] Apple -- Ich denke das neue Zeug von Apple dürfte sich hinreichend herumgesprochen haben. Gucken wir uns einige Details an.
iChat DV. Die neue (als Beta herunterladbare) Version gefällt mir. Einige Kleinigkeiten an der Bedienung wurden gefeilt. Superelegant wurde das Problem des einzeiligen Eingabefeldes gelöst: wenn mehr reingeschrieben wird, wird das Eingabefeld höher.
Video-Chat schlug gestern fehl, aber Audio-Chat scheint wohl geklappt zu haben (ein Telefon-Anruf verhinderte eingehendere Begutachtung).
Die finale Version von Safari enttäuscht mich. Keine Ahnung was sich unter der Haube in Sachen Standards getan hat (man ziehe sich die putzige Bemerkung vom Safari-Entwickler David Hyatt rein, drittletzter Absatz). Schnell ist Safari. Aber mich stört einiges an der Bedienung. Zuoberallererst hat es mich vom Stuhl gerissen, als ich die deutsche Überstzung von "Tabs" gelesen habe: "Titel". NEIN, NEIN, NEIN! Eine "Tab"-Leiste ist keine "Titel"-Leiste! Und noch weniger wenn in den Bookmarks noch vom "Auto-Tab" die Rede ist. Genauso schlimm: das TITLE-Attribut das in der Statusleiste statt als Tooltip gezeigt wird (hat Mr. Hyatt nicht eigentlich Gegenteiliges versprochen). Die Bookmarkverwaltung macht mich auch nicht glücklich. Ich will ein eigenes Bookmarkfenster zur Verwaltung. Krasser Usability-Bolzen: der "Abbrechen"-Button der auch mit Refresh belegt ist. Man klickt wie ein Blöder auf den "Abbrechen"-Button um eine fette Seite abzubrechen und löst mit dem siebten oder dem vierten Klick einen "Reload" aus.
Also das Rennen zwischen Safari und Firebird/Mozilla ist bei mir noch nicht entschieden. Weilt Camino eigentlich noch unter den Lebenden?
G5-Power Macs. Also ich finde die "Käseraspel" recht schön, vorbehaltlich dass man sich das Ding im Original ansehen muss, um mitzubekommen wie es wirkt wenn man den ganzen langen Bürotag von einer durchlöcherten Metallblende angestarrt wird. Ganz nett scheinen aber die weiter vereinfachten Ein- und Ausbaumöglichkeiten für Festplatten zu sein. Performance beeindruckt mich nicht so, da warte ich lieber "Realworld"-Tests ab, als die unsäglichen SPECs und Weichzeichner-Läufe von Apple.
Das Design halte ich nicht für eine große Überraschung, da es letztendlich das Ti-PowerBook-Design weiterführt.
Und jenes wird mit MacOS X 10.3/Panther auch auf das Betriebssystem übertragen, siehe die "Sneak Preview". Das neue Logo macht deutlich wohin die Reise führt.
Mir ist bei einigen Features von Panther sehr mulmig geworden. Weil ich in zehn Minuten zu einem Kundenmeeting aufbrechen muß, kurz angerissen:
Ich würde gerne mehr über die Sicherheitsrisiken von Webcore wissen. Wie sieht es mit der Einbindung von HTML, JavaScript und deren Verknüpfung mit AppleScript und Shell-Befehlen aus?
Apple hat seine "Human Interface Guidelines" endgültig weggeschmissen. Statt die "Metal Brushed"-Oberfläche, wie vorgesehen, nur der realen Welt angelehnten Anwendungen vorzubehalten (Digital-Hub-Anwendungen wie iPhoto, iTunes, iMovie...), greift die, gelinde gesagt, sehr markante Oberfläche systemweit um sich. Sogar der "Finder" bekommt den Look verpasst. Vor Monaten hielt man es noch für ein Scherz als das Gerücht kursierte dass auch das Terminal den Metall-Look bekommen würde. Ich fürchte Apple meint es ernst.
Der neue Finder, sofern es wirklich nur diese eine Sicht gibt, ist in zweierlei Hinsicht eine Katastrophe. Zum einen verschwendet er viel zu viel kostbaren Platz auf dem Schreibtisch. Zum anderen frage ich mich welche Leute da draussen das Konzept vom "User-zentrischen" verstehen sollen? Otto Normaluser ist noch nicht mal in der Lage eigenständig Help-Files zu benützen. Wie sollen die dieses System verstehen? Wie krank ist eine derart heftige Änderung mitten in der Transitionsphase von OS 9 zu OS X den Leuten zuzumuten?
Wer eine Ahnung haben möchte, wie konserativ Apple-User sind, schaue sich die populärsten Downloads aus dem Support-Bereich an. Unter den Top 6 sind drei OS 9-Downloads und ein Windows-Download. OS X kommt erst an Platz drei und vier...
Mit "Expose" gesteht Apple ein Usability-Problem (des Dokumenten/User-zentrischen Ansatzes) ein: zuviele Fenster, zu wenig Platz (nochmals: danke für nun noch größer werdende Finder-Fenster!) Statt das Problem im Grundsatz zu beheben, wirkt "Expose" wie ein zu Eyecandy gewordener Workaround. Dafür dann auch noch drei Funktionstasten zu nehmen, die die meisten für ihre Anwendungen schon belegt haben, richtet meine Nackenhaare auf. (Update: siehe dogfood Ende November)
Auch wenn Panther noch nicht in Gänze zu sehen ist, ich verstehe immer mehr die Kritik von John Siracusa. Nicht so sehr in den Details, aber im Gesamten: zu wenig Vision, zu wenig Plan, zu viel Spektakel.
Und ich möchte kein Betriebssystem haben, das alle zwei Jahre in neuen Klamotten daher kommt. Aqua ist tot, es lebe Titanium?

Montag, 23. Juni 2003

[10h09] Wie gut es mir in den letzten Tagen in und um Köln gefallen hat, merke ich erst seitdem ich wieder zurück bin und ich wieder in alten Trott zurückfalle.
BTW: gefallen hat es mir nicht wegen Köln. Ich finde die Stadt immer noch sagenhaft häßlich. Vielmehr wegen der Menschen der letzten Tage. Danke nochmal an dieser Stelle an Jan, Jörg, Sabina, Xenia, Cookie, Sophie, Xaime und Raoul.

Sonntag, 22. Juni 2003

[19h32] Knapp fünf Tage Köln sind vorbei. Und eigentlich ist nichts Erzählenswertes passiert.
Eine durch einen liegengeblieben Zug verursachte Verspätung von einer Stunde auf der Hinfahrt. Der Schwersteinsatz von SMS. Das Rennen durch den Kölner Hauptbahnhof. Gleis Fünf versus Gleis Sieben. Große Augen die aufzufressen scheinen, großer Mund. Breites Grinsen in der Cafetiero. "Hugs". Erfolgreich Schwarzfahren-Quote auf zwei von vier Versuchen gesteigert. Breites Grinsen, zwei Reihen weiße Zähne. Eine schnelle Fluppe beim Umsteigen. Magnus, so heißen in Hamburg eher Schwulen-Kneipen. Erst Sonne im Rücken, dann Sonne im Gesicht. Alles wird durchgestöbert. Notizbuch, Handy, gnadenlos. Hunger, doch kein Hunger. Tagliatella versus Pizza. Grünfläche vor der Uni-Mensa, zu harter Boden, kleine gelbe Käfer, nervige Fußball-Spieler. Calvin & Hobbes-Lesen. Duft von Gewürzen und Vanille. Überraschendes Streicheln übern Unterarm. Neugieriges Baby-Gesicht. Grill. Superweiches, supergemütliches Bett. Schnelle Fahrt nach Lummerland.
Wiedersehen mit dem Toastständer. Videospiele, Comics. Wiedersehen mit Jörg, Xenia, Xaime und Raoul. Xaime, the "Egghead", Raoul, das "Pummelchen", wenn es denn fair wäre, die beiden Kids im Alter von knapp einem dreiviertel Jahr bereits derart in Schubladen zu stecken. Ist es natürlich nicht. Also vergessen wir es. Drei Bälger. Comic-Connaisseur-Diskussion. Die Bendis-Maleev-Zyklen des Daredevils. Diskussion über ADSL-Tarife. Zusammenbruch der Sauerkirsch-Gelatine. Selbstgemachte Waffeln. Back in Belgisches Viertel. Ein Suchmaschinenoptimierer-Dienstleister bittet um Link von meiner auf seiner Site, "natürlich gegen einen Unkostenbeitrag". Natürlich nix von "dogfood" verstanden, gell? Überraschender Anruf. Falsche Buszeiten gemerkt. Sonn- und Feiertags anders als Werktags. Statt vierzig Minuten zu warten, lieber doch Regionalexpress genommen. Runter, dann rauf. Gleis 9 versus Gleis 8. Eingleisig geht's weiter. Furchtbare Stadt, schöne Stadt. Atemberaubender Hauptbahnhof. Baufällige Treppen, Filmscheinwerfer liegen herrenlos auf Bahnsteigdach. Durchstieg durch Fensterrahmen ohne Scheibe. Nicht eine einzige Scheibe im Hauptbahnhof ist noch ganz. Leere. Öde. Massiver Backsteinbau zu vermieten. Piefige 1-2stöckige Mehrfamilienhäuser entlang Hauptstraße. Eisdielen, Bäckereien. Wäschereien. Ein Auto biegt in die Seitenstraße nur um sofort zu wenden und auf den Parkplatz der gelben Pizzeria zu fahren. Schöne Stadt, es geht runter. Kinder spielen. Van wird entpackt. Weißes Haus? Weißes Haus. Wenn aus Photos Realität wird. Badezimmer, Wohnzimmer, Küche. Irgendwie kannte ich es, irgendwie wusste ich was mich erwarten würde. Realität ist aber anders. Realität ist auch der Raum dazwischen, ist die Anordnung, das Ensemble, das knarzende Geräusch des neuen Parkettbodens und Düfte. Ein undefinierbarer Duft. Es ist als ob ein Puzzlespiel zum ersten Mal ein ganzes Bild ergibt. Aus den zahlreichen Variationen, den verschiedenen Bildern, wird nun ein festes Bild. Zumindest optisch. Alles andere ist diffus, will ich mir offenhalten. Mangels besseres Wissens. Und weil ich mit meinen Einschätzungen immer wieder danebenlag. Vorallen wenn ich optimistisch gewesen bin. Was nicht sein kann, kann nicht sein. Ich nehme alles so wie es kommt. Myst. Wie an die Sonnenblume rankommen? Verwegener Plan. Ungefähr eine Stunde Fußmarsch. Runter zum Fluß. Kleine Schafe, große Schafe. Teilweise halsbrecherischer Marsch zwischen Baumwurzeln, Pferdescheiße, schneckenhauslose Schnecken und tollwütigen Füchsen die angeblich irgendwo in den Tiefen lauern. Immer dunkler werdend. Eingehakt. Wilde Autofahrer. Dunkler werdend. Irische Wolfshunde, Ponys. Baumstümpfe, die zu Katzen werden. Kleines Dorf, im Nachhinein einen Hauch zu glatt um wirklich idyllisch zu wirken. Eine Viertelstunde zu spät. Restbestände von Aoli und Brot. Minigolf. Ein Wahnsinn. Aber wieder eine Viertelstunde zu spät. Getarnte Bushaltestelle. Dauert zu lange. Taxi. Es geht bergauf. Kalkoffe, du Gott! Ich, und nicht die Zartbitter-Schokolade, schmelze. Immer wieder zieht dieser Duft ins Hirn. Nein, nicht ins Hirn. Das ist längst ausgeknockt. Der Duft geht ins/aufs Gemüt, im positiven Sinn. Ins Bett gehen. Unterarm guckt aus Bettdecke raus, macht den herauslugenden Storch. Weiß nicht. Zu warm. Ich inhaliere diesen Duft, egal was diesen Duft abgibt.
Rush-Hour, sofern davon hier die Rede sein kann, beginnt. Sieben Uhr, also eher Arbeiterviertel. Acht Uhr, Rasen mähen. Der Geruch verfolgt mich, ich tauche in den Geruch ein. Nein, nicht der von frisch gemähten Rasen. Neun Uhr, WDR Zwei. Tee. Kalkoffe. Große Augen, Hand. Freunde. Bye-bye. Sowohl so, als auch anders. Bus müsste kommen, aber keine Haltestelle in Sicht. Bus kommt, Haltestelle in Sicht, aber zu weit weg. Bus weg. Also laufen. Gefällt mir. Hat was masochistisches. Märtyrertum. Brauche ich jetzt. Will nachdenken. Kastenwagen hält an, will wissen wo hier Wal-Mart in der Friedensstraße ist. Runter. Dann rauf. 11%. Bis zum Bahnhof. Häßliche Stadt. Aldi. Rewe. McDonalds kündigt von Bahnhofsnähe. Regionalbahn fährt ein, Fünf Minuten Zeit Ticket zu kaufen. Ticket nicht an jedem Automaten. Ausgerechnet an den "richtigen" Automaten scheinen lange Schlangen zu sein. Touris die nicht wissen was sie tippen sollen, Kleingeld-Fetischisten die sich centweise dem Gesamtbetrag nähern. Jeder Cent einzelnd aus dem Portemonnaie gegriffen. Endlich ein freier Automat, ich spritze dazwischen, versuche auf gut Glück das richtige Fahrtziel anzugeben, tippe "2000", wenn ich es richtig verstanden habe. 5 EUR 20, hört sich richtig an. 10-Cent-Stück wird nicht akzeptiert, 20-Cent-Stück hektisch eingeschmissen. Ticket genommen, Wechselgeld liegengelassen, durch Ausgang gepresst, in den Zug rein. Hält an jeder Gießkanne. SMS-Einsatz. Komplexe Sachverhalte in maximal 108 Zeichen? So lala. Reicht für Aufmunterung. Ich rieche an meiner Hand und meinem Armen. Rieche schätzungsweise Räucherstäbchen, Vanille und Zitrusfrüchte. Opladen steigen zwei Mormonen mit weißem Hemd, perfekt sitzender Krawatte und Namensschild ein. Passenderweise setzt sich der eine zu mir und fängt an drauflos zu schwätzen. Würde viel lieber alleine weiterriechen. Er Ami, für zwei Jahre in Deutschland. So viele Feiertage. Erleuchtung im Buch Mormons. Bahnhof. Bekomme Faltblättchen. Aussteigen. Jetzt wirklich Gleis 7. Back to Belgisches Viertel. Netter Anruf. Kann man Gesichter hören? Ich glaube ich kann es. Baby unruhig. Kinderwagen, Park. Erster Besuch im Starbucks. Zimtrolle und mittelgroßer Becher Ice-Coffee Mocha. Jan mit Brownie. Brownie ist hochkonzentrierte Schokolade, liegt noch Stunden später im Magen. Mir geht es mit meinem Eiskaffee ähnlich. der Magen will nur noch in Frieden gelassen werden. Am Abend die Gegenattacke. Wenn schon versaut, dann richtig, ab zu Burger King am Ring. Müde. Schlafen. Ein letztes Mal in Räucherstäbchen, Vanille und Zitrusfrüchte wälzen, bevor am nächsten Morgen die Dusche und das geschenkte Adidas-Shower-Gel ihr schändliches Werk verrichten.
Dusche. Erinnerungen sind vergänglich. Pin-Up in der Nähe des Rings. EC-Karte wird wider besseren Wissens geschröpft. Daredevil, Ted McKeever, Batman, 100 Bullets, Hellboy-T-Shirt. Zeit totschlagen. Straßenfest Eigelstein. Einkauf bei Rewe. Lächerlicher Konzertsaal Köln, Um Platz herumlaufen, weil Betreten des Platzes die Proben im unterirdischen Raum stören. Sechs "Bewacher" steuern die Fußgänger. Über Rheinbrücke. Nehme Bank vor Landschaftsamt. Ausgerechnet das Landschaftsamt hat das häßlichste Gebäude am ganzen Ufer und eine große Grünfläche. Abgesperrt. Lese Comics. Bevor mir die Augen ganz zu fallen, über Deutzbrücke, durch die Altstadt. Touri-Falle. Platz vor Dom abgesperrt wg. Freiluft-Konzert. Demo von Kurden. Demo von Falun-Gong. Demo für demokratischen Iran. "Froi Hait -- Froi Hait". Gegen Wand gelehnt. Sehe den Demos zu. Sehe blau-beajackte Greenpeacler mit Sprechblasen und Anti-Esso-Banner. Grinse. Blaue Jacke und rosa Hose. What else. Gehe weiter. Suche andere Grünfläche zum Niederlassen. Zeit totschlagen. Kaum Grün und noch weniger Sitzbänke in Innenstadt. Vor der Oper Springbrunnen und be-sitz-barer Beton. JSA, Band 1 von 2. Glockenspiel, drei Uhr. Werde wieder müde. Besser ich gehe. Will zum Rheinpark, wo es laut Stadtplan viel Grün geben soll. Quetsche mich wieder am Campi vorbei, wieder am abgesperrten Konzertplatz. Handy klingelt. Noch eine halbe Stunde. Bleibe am Rheinufer stehen und suche Bank. Daredevil "Out". Handy klingelt. Gehe wieder über dem Konzertsaal. Proben fertig, Platz betretbar. Campi mit teuren Tee, Cola, Brille, Grinsen und Augenrollen. Linie 15 zum Zoo. Pubertierende Metalfans wollen mit. Superbreites Grinsen. Zoo macht in einer Stunde zu. 10,- EUR-Karte zu teuer. Also Ersatzprogramm. Rhein-Seilbahn. Mache Photos von Höhenangst. Schade. Photo wird gelöscht. Wird später mein traurigster Moment des Tages. Kein Gespür für den Verlust, Photo wird gnadenlos gelöscht. Zweifel ob Offenheit belohnt wird. Sage mir, ich sollte mich nicht so anstellen, zumindest für eine Kleinigkeit. Peace oder Victory? Zuerst aber Rheinpark. Bin doch nicht der Steine-Flitscher-Versager der ich fürchtete zu sein. Setze mich auf Betonblock. Spüre den Kopf, die Arme, die Hände, die Finger, den Zwischenraum zwischen den Fingern. Käseweise Innenseite der Unterarme. Beliebte Eissorten des Nachmittages: Stracchiatella, Pistazie und Haselnuß. Wieder durch die Altstadt. Köln wäre nicht Köln wenn kein Kölsch getrunken werden würde. Bekomme die 0,3l kaum runter. Das Augenrollen werden ich aber nie vergessen. Zurück zum Bahnhof. Ich spüre Arme, Hände, Schultern. Bahnhof. Gleis 3, in der Mitte. Ich spüre den Mund, beide Arme. "Drück". Nein, ich darf immer noch nicht. Also nur auf die Nasenspitze. Ich bin trotzdem glücklich. "Trotzdem". Komme rechtzeitig zu Jan um ihn zur Sandbar mit Jörg zu begleiten. Leere Bar, Cola, Cocktail, Comics, Videospiele. Dann kommt DJ und versenkt mit "Alan Pearsons Project" und tausendmal gehörten K&D-Nummern die Stimmung. Abschied. Müde. Schlaf. Weiches Bett, schönes Bett. Rotierendes Hirn legt sich schnell schlafen. Heute kein Duft zum Mitnehmen.
Last day. Sentimental. Viele Baustellen. Ich vergleiche mich vermehrt mit einem Produkt. Denke über Marketing und Branding-Probleme nach. Viele Baustellen. Gordischer Knoten. Wie durchschlagen? So großer Mund, so große Augen. Würde gerne. Der Weg ist das Ziel. Scheiß-Spruch. Macht ihn aber leider nicht unwahrer Viele Baustellen. Augen zu und durch. Gab doch mal den Film mit Richard Dreyfus und Bill Murray. Strategie der kleinen Schritte. Immer auf den Boden gucken, nicht nach vorne. Schritt für Schritt. Auch auf dem Boden sind große Augen, die kleine Nase und der große Mund. Ich grinse. Comics, Pikmin, Vic Ribbon, Spiderman. Anruf. Ich? Nein, du. Später. Viertel nach Sechs. Abschied. Schöne fünf Tage. U-Bahn. Bahnhof. Warten auf das Erscheinen des Zuges an der Tafel. Ein Drittel aller Züge hat heute Verspätung. SMS. Abschied. Frau nervt im Zug weil es ihr im Metroplitan angeblich zu eng ist. Ich fahre an RE7 und RB48-Züge vorbei und lächle. Ich sehe draußen Kühe weiden. Irgendwann in Hamburg dann. Ich hoffe sehr bald und sehr lange.
Sag' ich doch. Nix passiert.