dogfood Juni 2004 [2]

Sonntag, 13. Juni 2004

[17h37] Letzte Woche auf PREMIERE gesehen: „Happy Times“ von Zhang Yimou (oder Yimou Zhang, whatever), bekannt von „Die rote Laterne“ und „Hero“. Ein kleines, bescheidenes Märchen rund um Lügen und Trugbilder.
Für eine detailliertere Kritik verweise ich auf meine entsprechende Seite: „wortAuf: Happy Times
Acht von zehn Punkte in meinem Film-Ranking.

Freitag, 11. Juni 2004

[14h16] Oy! Jetzt gehöre ich zu den richtigen, großen Selbständigen! Ein Vertreter der METRO stattete mir ein Besuch ab und drückte mir den Antrag für eine METRO-Card aufs Auge. Kein Gewerbe? GewerbeSchmerbe, wen interessierts! Woll'n Sie ihre Freundin eintragen? Ihre Freundin ist Angestellte? Wen interessierts!
Donnerwetter, denen muss die Wirtschaftslage auch ganz schön Eier kneifen, dass sie nun schon Vertreter auf Verdacht durchs Haus laufen lassen und alles was nicht bei Drei auf die Bäume kommt, mit einer Card ausstatten.
Dafür heißt es bei mir nicht mehr „Ich muss draussen bleiben“. Einkaufen bis um Zehn abends!
[10h46] Gestern abend auf der Busfahrt mit dem 25er durch dem modäneren Part von Winterhude (Dorotheenstraße, Mühlenkamp).
Neben mir nehmen zwei 14/15jährige auf der Rückbank Platz. Haben die landesüblichen HipHop-Klamotten und schleppen geliehene Computer-Spiele mit sich herum. Der eine knapp vor, der andere knapp diesseits des Stimmbruches.
„Ey, krass, weisste worauf ich absolut Bock habe? Was ich unbedingt machen möchte?“
Sach schon
„Mal nach Amsterdam fliegen und Joints kaufen. Mal nach Amsterdam fliegen und richtigen Shit kaufen. Weisste? So morgens hinfliegen und abends zurückfliegen und Joints kaufen. So innen Coffee-Shop“
Hehe. Aber ich glaub, das geht erst ab 18
„Ach was, ich flieg dahin, nach Amsterdam, geh insonen Coffee-Shop und kaufe Joints.“
Und wenn sie dich nachem Alter fragen?
„Ich fliege morgens hin und abends zurück, nach Amsterdam, und sprech mit dem Chef in Englisch, weisste? 'Brother' und so. Ich frag' ihn nach dem Preis des Shits 'What's the money, yo?' und so. Weisste? 'Motherfucker, brother!'“
Mutterficker? Hehehe
„Ich möchte dass du mit kommst, dann können wir krass Dope kaufen“
Ähhh, ich weiß nicht ob meine Eltern mir das erlauben...
„Ach was, die merken das nicht, wir fliegen morgens hin und abends zurück, das merken die nicht. Krass! Weisste was? Wir fliegen nicht, wir nehmen die Bahn! Das ist günstiger! Wir fahren irgendwie voll früh los und abends wieder zurück!“
Aber wieviel kostet das?
„Fuffzich Euro oder. Ich bin neulich mit der Bahn nach Berlin gefahren. Genau! Voll krass! Wir sagen deinen Eltern, dass wir nach Berlin fahren und fahren in Wirklichkeit nach Amsterdam!“
Und wieviel kostet das?
„Also ich bin neulich mit dem Zug nach Berlin gefahren und das waren Fuffzich Euro oder so... Hmmm... Oder bin ich nicht in Berlin gewesen, sondern in Stuttgart? ... egal, so um Fuffzich Euro...“
An der Stelle musste ich leider unsere beiden Gehirntoten verlassen und aus dem Bus steigen.
[09h50] Rostbratwürste + Grill + Hausnummer + Klingeln - Tür Öffnen - Telefonnummer mitgenommen = heimisches Abendessen

Donnerstag, 10. Juni 2004

[19h33] WebDev -- Re: Shopping-Systeme. Gibt es in der Preisklasse „zusammengeschustertes PHP-Script“ zu Abertausenden, scheidet aber mangels Support, Vertrauen in Stabilität und Zukunftssicherheit aus.
Damit ist es zu einem Shootout zwischen den beiden OpenSource-Kandidaten „Zen Cart“ und „OScommerce“ gekommen, der recht zügig zugunsten von „Zen Cart“ entschieden wurde.
OScommerce ist eine bekannte und etablierte OpsenSource-Lösung. Zen Cart ist eine „Fork“ von OSc 2.2 MS2. Vergleicht man beide Lösungen, stellt man schnell fest, dass Zen Cart die „richtigen“ Schwerpunkte setzt. Es wird verstärkt mit CSS und XHTML gearbeitet, wurde vor OSc ein Templating-System eingebaut. Es erscheinen neue Versionen und die Community lebt.
Ungleich trauriger das Bild bei OSc. Vor 1-2 Jahren soll ihnen die Hälfte der Entwickler abhanden gekommen sein (die dann teilweise zu Zen Cart abgewandert sind). Seit Ewigkeiten sind keine neue Versionen erschienen, wiewohl diesen Sommer Milestone 3 erscheinen soll. In Foreneinträgen kann man von starrsinnigen OSc-Entwicklern vs. „open minded“ Zen Cart-Entwicklern lesen.
Damit sind meine Würfel zugunsten Zen Carts gefallen. Ging schneller als ich dachte.
[17h58] WebDev -- Sheeesh! Es nervt wenn Leute auf ihren Webseiten nicht den Default-Titel ändern.
U.a. wenn man versucht OpenSource Shoppingsystemen zu recherchieren und beim Produktnamen googlen die Hälfte aller Einträge Websites mit dem Default-Title hervorbringt.
[17h35] Tech -- Für einigen atemberaubenden Spaß sorgt seit Monaten die Affäre „Linux vs SCO“. Kurzfassung für diejenigen die es nicht verfolgt haben: Ein einst großes UNIX-Unternehmen namens SCO verliert sein Kerngeschäft und wird von Investoren übernommen, einzig mit dem Ziel anhand von fragwürdigen Dokumenten Urheberrecht an Teilen des Linux-Codes zu beanspruchen. Man droht alle kommerziellen Nutzer von Linux wegen vermeidlich geklauten SCO-Code in Linux zu verklagen. Ziel von SCO: IBM und Konsorten mögen langwierigen Klagen aus dem Weg gehen, lieber einen Vergleich suchen und eine hohe Summe an SCO überweisen.
So kommt es, dass sich SCO einen Wolf prozessiert und inzwischen quasi gar keine Einnahmen hat. Im März behauptete SCO dass nun ein großer erster Kunde eine „Antidot“-Lizenz gekauft hat, eine Art Ablaßhandel um „problemlos“ Linux zu benützen. Dabei soll es sich um den Internet-Provider EV1Servers gehandelt haben, der eine 7stellige Summe überwiesen haben soll. So damals der Pressesprecher von SCO. EV1Servers bestritt die Höhe.
In den heutigen Quartalszahlen sind dann als Lizenzgebühren von EV1Servers verzeichnet: 11.000 US$.

Mittwoch, 09. Juni 2004

[12h55] Medien -- Nachdem ich letzte Woche wegen der neuesten Änderungen im Kabelnetz Hamburg explodiert bin, habe ich der Hamburger Anstalt für Medien eine eMail geschrieben und habe in der Tat gestern eine Antwort bekommen. Mehr beizeiten.
Unterdessen gibt es ein Statement von Manfred Helmes von der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz:
Die Anbieter privater Fernseh- und Rundfunksendungen müssen nach Ansicht des Direktors der LPR Qualität als entscheidendes Element für ihre Durchsetzung am Markt erkennen.
Man dürfe das Privatfernsehen nicht allein nach Sendungen wie "Big Brother" oder der Dschungelshow beurteilen, sagte Manfred Helmes, Direktor der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für Private Rundfunkveranstalter (LPR), in einem Interview der Nachrichtenagentur ddp in Ludwigshafen. Gerade in Gegenden, wo die regionale Berichterstattung ansonsten nur durch Monopolzeitungen geleistet werde, seien Private ein "wichtiger Beitrag zum Erhalt der Meinungsvielfalt", betonte er. Diese Rolle dürfe man "nicht unterschätzen".
Setzen wir mal voraus dass die Zeitschrift „Digitalfernsehen“ nicht verkürzt und verfälschend zitiert hat.
Auf ein Wort Herr Helmes: wieviele der von der LPR lizensierten Fernsehanstalten tragen zur Meinungsfreiheit in der Lokalpolitik bei?
Was für einen Anreiz sollten Privatsender haben „Qualität“ als Vermarktungsinstrument zu benützen, wenn nicht die Medienanstalten jede Teleorgel vom Schlage SuperRTL, Tele5 oder 9Live zulassen? Wenn 5 Musikkanäle inzwischen quasi identische Musikausrichtungen besitzen?
Nein, das erste Instrument um auch Qualität zu einem Faktor im Privatfernsehen zu machen, sitzt in den Landesmedienanstalten.
[09h53] Langsam sollte dogfood wieder an Fahrt aufnehmen. Das Buchprojekt geht seinem Ende entgegen. Heute wohl letzte Korrekturen ehe die Geschichte heute abend oder morgen früh ins erste Lektorat abgegeben wird.
Die letzten Wochen waren hinreichend anstregend, das Buch hat mich ziemlich platt gemacht. Dabei geht es nicht um um Hin- und Herschieben von Kästen in InDesign. Das ganze Thema hat mich, besser gesagt: meinen Kopf, schlichtweg nahezu 24h am Tag vereinnahmt. „allesaussersport“ musste ich auf Sparflamme weiterkochen lassen. Alle Zeit außerhalb des Buchlayouts musste in den Ausbau der Blogs!“-Website investiert werden. Ich musste Content für die „Blogs!“-Site produzieren, Content für „allesaussersport“, Content für das Buch. Da blieb für „dogfood“ nix mehr übrig.
Da blieb allgemein für Spinnereien nichts mehr übrig. Ich bin psychisch erschöpft. Das höchste der Gefühle war, sich in eine Liegeposition zu begeben und als Passivsportler irgendwelchen Ballsportarten hinzugeben.
Stück für Stück fällt eine Last ab. Bleibt nur noch die erste Reaktion des Verlegers.
[09h35] Mit einem Mal wurde es wieder Nacht. Es dauerte nur Minuten bis dann der Gewittersturm losbrach. Die einzige Vorwarnung war das plötzliche Verdunkeln und die unheilkündende grüne Farbe des Himmels. Mit einem Schlag war alles da: Orkanböen, Platzregen, Gewitter. Und meine Lebensgeister.
Zwei Minuten später bin ich auf die Straße gerannt um mir das Wetter zu geben. Der Regen war so heftig, dass man keine hundert Meter weit sehen konnte. Nach einer halben Minute war alles bis auf die Vorhaut naß. Meine Schuhe erwiesen sich als wasserdicht. Sie liessen kein Wasser mehr raus. Die Hose klebte an den Schenkeln.
Beeindruckendes Wetter. Kaum Fußgänger oder Autofahrer auf den Straßen zu sehen. Nur Bauarbeiter und Hundebesitzer die überrascht wurden und nun ihren Köter verdammten.
Die U-Bahn fuhr, traute sich aber, weil oberirdisch, auf der Strecke bis zum Schlump nur mit Tempo 30 dahinzuzuckeln um nicht von herabgefallenen Ästen überrascht zu werden. Ich schaue immer wieder auf die Wasserlache die sich um meine Schuhe herum auf dem Boden bildet.
An der Sternschanze ein letztes Abregnen, am Schulterblatt war dann alles friedlich. Das Entkleiden ging im Büro einfacher als ich dachte. Die Heizung ist natürlich, weil Sommer ausgeschaltet. Das Trocknen der über das Fenster gespannten Hose und Socken mit dem Ventilator scheint noch einige Stunden zu brauchen.