dogfood November 2004 [1]

Sonntag, 07. November 2004

[13h04] Media — Angeregt durch einen Heise-Artikel über Aussagen eines Medienexperten über Online-Journalismus, habe ich mir die Artikel von SPIEGELonline zu den US-Wahlen (2ter + 3ter November) vorgenommen.
SPIEGELonline veröffentlichte 35 Artikel (Fotostrecken u.ä. ausgenommen). Von diesen 35 Artikel waren 22 Artikel namentlich gekennzeichnet und 13 Artikel nicht namentlich gekennzeichnet, nach meinem Verständnis also vom Agenturticker übernommen oder aus mehreren Agenturmeldungen zusammengeschrieben.
Der hohe Anteil von 22 selbstgeschriebenen Artikeln muss vielleicht relativiert werden. 14 dieser Artikel waren Berichte von Auslandskorrespondenten im Vorfeld der Wahl und dürften daher eher die Ausnahme als die Regel bei SPIEGELonline darstellen. Blieben 8 Artikel. Unter denen sind 2 Glossen (u.a. von Hendryk Broder, der es schaffte trotz nahezu permanenter Anwesenheit in der ARD-Talkrunde, eine Glosse über die Washingtoner Wahlnacht zu liefern) und 1 Kommentar gewesen.

Das Grauen hat einen Namen: Sheila.
Äh, oder Mike.
Beruf: Kartenleger... äh... -in
[11h27] Hat jemand zufällig gerade irgendwelche glorreichen Worte von Ministerpräsidenten oder dem Bundeskanzler Kohl, zum Starte des Privatfernsehens Anno 1984 oder so? Von wegen Bereicherung der Medienlandschaft etc pp?
Immer wenn man glaubt die Kloake Fernsehen hätte nun alle ihre Trümpfe ausgespielt, kommt irgendjemand daher und schafft es die Latte in Sachen Schmerzunempfindlichkeit noch ein Stückchen höher zu legen. Inzwischen ist die Einnahme von Halluzinogenen völlig überflüssig. Auf den hintersten Plätzen der Fernbedienungen spielen sich Dramen ab, man möchte darum winseln dass irgendein Organ der Exekutive die entsprechenden Programmgestalter erlöst und per Gnadenschuß aus dem Äther befördert.
Samstag nachts, nach Mitternacht stößt man bei NBC, Deutschlands so ziemlich einzigem Fernsehsender der sich noch nicht einmal eine eigene Website leistet, auf eine neue Mutation des Call-In-/Interaktiv-Shows nach dem Muster der Höllenbrut „9 live“. Es wird wahrgesagt, orakelt und kartengelegt, was das Zeug hält.
Der Name des obigen schrulligen Wesens ist nicht ganz klar. Mal nennt es sich „Sheila“, mal wird es von der Frau Kollegin aus der Wahrsager-Fraktion im Splitscreen „Mike“ genannt. Das selige Lächeln als Reaktion läßt ahnen, dass die Nennung dieses Namens bei ihm/ihr ganze Kettenreaktionen von Assoziationen auslöst.
Sheila-Mike ist SchweizerIn und legt Karten. Im Drei-Minuten-Abstand läßt es sich vorallem von der weiblichen Hälfte der Bevölkerung anrufen. Teils jung (23 Jahre alt), teils alt (80 Jahre). Man fragt um Sachen rund um die Liebe. Wenn „jung“ nach der Liebe frägt, antwortet es, dass es da jemanden gäbe in ihrem Umfeld, an den sie noch nicht denken würde, einen unauffälligen Herren. Fragt „alt“ nach der Schabracke ihres einzigen Sohnes und dem Sorgerecht nach, gibt es ähnliche Allgemeinbrötchen gebacken.
Mich erschreckt der Gedanke, dass die Anrufer Autos fahren dürfen und politische Parteien wählen dürfen.

Freitag, 05. November 2004

[14h38] Soundtrack zum Tage: Jan Jelinek, Goldfrapp, Felix Kubin.
[14h30] MoviesNach Slate lobpreist nun auch EbertThe Incredibles“ (viereinhalb Sterne) auf seiner vor Wochen neu relaunchten Site. Scheint wirlich was dran zu sein. Zumal ich Birds „The Iron Giant“ in der Tat damals auch schnuckelig fand
[09h15] Erkenntnis der Woche: keine Synthetik-Socken kaufen. Nie.
[09h09] Erster Job des Freitag morgen im Großkonzern „Web Multimedia Pahl“: Boden im Büro wischen. Nicht zu naß, damit keine Schlieren auf dem Boden eintrocknen.
Tja, Tätigkeiten die man machen muss, wenn der großgewachsene Bürokollege kurzsichtig wie ein Maulwurf ist und nicht in der Lage ist zu erkennen, was sich da 2 Meter unter ihm, auf dem Boden abspielt.

Donnerstag, 04. November 2004

[18h31] WebDev — eine der mäßig spaßigen Beschäftigungen ist das Pauken von ActionScript 2 zu einem Zeitpunkt, an dem Previews von Flash 8 gezeigt werden :-(
Ansonsten dürfte immer noch gelten:
Definitiv ist das in Sachen Stabilität, Workflow und Interface noch immer die beschissenste Software aller Zeiten. Keine Frage.
Oh, BTW, mit Bitmapmanipulation dürfte damit endgültig das letzte Schippchen Erde auf die Leiche vom Director gelegt sein. Zu dumm, dass ich nächste Woche anderthalbtausend Euro für die Vollversion vom Director hinblättern muss. Haltbarkeitdatum: absehbar...
[16h55] Das man die Spontanität beim Bloggen verliert, kann u.a. technische Gründen haben. Mein PowerBook lahmt seit gut einem Jahr vor sich hin. Das was ich zuerst monatelang für ein Festplattenproblem hielt, entpuppte sich nach einer Zeit als Motherboard-Problem und damit als potentielle Reperatur die, weil Garantie schon abgelaufen, gleichbedeutend mit dem halben Neupreis eines PowerBooks war/ist.
Statt Reperatur gab es also nur „Workarounds“. Auf den Ausfall des internen Festplattenanschlußes habe ich mit dem Einbau der Systemplatte in ein externes Firewire-Gehäuse reagiert. Auf die Druckempfindlichkeit des Motherboards auf Höhe der linken Hälfte der Tastatur, habe ich mit einer externen Tastatur reagiert.
„Tragbar“ war das Laptop mit externer Tastatur und externer Systemfestplatte nicht wirklich, aber erträglich. Die Kiste lief, hatte 1-2 Aussetzer pro Woche (Freeze, bei Neustart fand dann das PowerBook keinen RAM mehr und beepte drei mal vor sich hin).
Wenn jeder Aufbau des PowerBooks zu einem fünfminütigen Akt wird (das PowerBook kann natürlich beim Transport auch nicht schlafen gelegt werden, muss beendet und später dann komplett hochgefahren werden), fallen eben einige schnell zwischendurch geschriebene Einträge wech.
Wenn die beiden USB-Ports mit Bluetooth-Dongle (für Tastatur) und Maus belegt sind, will man nicht wirklich die Photos der DigiCam einlesen. Nicht ideal, aber erträglich. Tritt man beim Bloggen eben kürzer.
Erträglich bis gestern.
Gestern morgen ließ sich die Kiste im Büro nicht mehr hochfahren. Permanent gab es die drei Beeps um die Ohren, wg. nicht gefundenem RAM. Normalerweise klopft man gegen den Rechner oder schraubt die Kiste kurz auf und wieder zu und kann dann hochfahren. Gestern gab es nur die drei Beeps.
Zumindest im Büro ist das PowerBook ein zentraler Bestandteil des „Workflows“. Nicht nur dass sämtliche Kundendaten darauf abgelegt sind. Vielmehr ist das PowerBook auch lokaler Webserver zum Testen von Websites.
Der Ausfall gestern hat mich locker 1-2h gekostet. Auf dem Schreibtisch-Mac musste ich auf einen speziell dafür angelegten User zurückgreifen, der sich zumindest einige Daten von der angeschlossenen FireWire-Platte krallt. Trotzdem musste ich Zillionen von Preferences in diversen Programmen neu einstellen, auf dem Schreibtisch-Mac „schnell mal“ den dortigen Web-Server konfigurieren, dass er zumindest für 1-2 aktuelle Kunden-Sites als lokaler Test-Server dienen kann.
Spätestens wenn man zum siebenhundersten Male in seinem Leben sich durch die kriechend langsamen Dreamweaver-Preferences quält, in der Hoffnung dass das Programm dabei nicht abstürzt und die Änderungen zunichte macht, weiß man, dass das Leben stinken kann. Stinken tut es dann allerspätestens, wenn man fünf Minuten später bemerkt, dass man auch all die schönen eigenen Keyboard-Shortcuts noch eingeben muss.
Der Ausfall des PowerBooks bzw. die ungewisse Situation ob es vielleicht heute mal Lust hat, wieder am Arbeitsbetrieb teilzunehmen, ist natürlich kein Dauerzustand. Ergo habe ich gestern ein neues iBook geordert. „Small is beautiful“, Kompaktheit statt Performance.
Es führt eigentlich kein Weg an dem AppleStore vorbei. Zumindest ist es der einzige Weg wenn man ein iBook mit Bluetooth-Option haben will. Cyberport bietet auch keine größeren Varianten als 30GB an. Gestern mittag habe ich bestellt.
Die Bestätigungsmail ist bislang noch nicht angekommen. Die freundliche Frau im Callcenter sprach von Schwierigkeiten mit dem Bestellsystem (Apples WebObjects... eating your own dogfood) und gab mir mündlich die Bankverbindung für die Überweisung durch.
Apple führt auch einen neuen Begriff von Zeit und Raum ein. Sind im AppleStore noch 4Tage Lieferzeit vermerkt, spricht der Bestellstatus von „estimated Shipping Time“ 16.11.. „Das heißt“, so dialoge ich mit Frau Call-Center, „dass das iBook am 16.11 kommen wird“. Nein. Shipping Time“ meint... „Ach so, ...“ klugschwätze ich, „wann das iBook aus Irland losgeschickt wird, und die 4Tage sind die Lieferzeit von Irland nach Hamburg!?
Nein, unterbricht sie mich, nicht Irland. Taiwan. Das iBook kommt aus Taiwan. Und die Lieferzeit aus Taiwan beträgt, wenn es dort vorrätig ist, 6-9 Tage.
Nee, ist gut, solange es dieses Jahr kommt... Klar, die Kohle darf ich im Voraus blechen, während das iBook möglicherweise in einigen Wochen in Taiwan auf die Reise geschickt wird. „Just in Time“, dummerweise nicht meine Zeit.
Solange habe ich also mehr oder weniger den Bürorechner. Jeder kann sich ausmalen, was das für mein Bloggen hier oder auf allesaussersport bedeutet...