dogfood März 2005 [4]

Freitag, 25. März 2005

[17h22] TV — Oh Mann, in den USA läuft ein Remake von Kojak im Fernsehen. Kojak als Schwarzer. Mit Tweet und James Brown als Soundtrack. Nekrophälie! Nekrophälie!
[10h21] Zum ersten Mal habe ich es Ende der Achtziger gehört, auf Radio Bremen Vier in „Axel Ps Needletime“: die beste Currywurst gibt es in einem kleinen Imbiß in Hamburg am Neuen Pferdemarkt. Wenn man das alle Jahre mal wieder auf Partys u.ä. fallen läßt, erntet man immer wieder zustimmendes Nicken. Die Qualität der Currywurst in diesem Imbiß ist also common sense.
Wer den Neuen Pferdemarkt — an der Grenze zwischen Schanze, Karo-Viertel und St.Pauli — kennt, weiß dass es dort nur einen kleinen Imbiß gibt: den „Imbiß am Neuen Pferdemarkt“, kaum breiter als ein Hausflur, Nähe Taxistand, an einer Stichstraße.
Gestern abend hat es mich nun gepackt, nach 16, 17 Jahren Hören-Sagen musste ich es mal selber ausprobieren.
Man geht rein und blickt etwas verdutzt auf den Aushang der eben nur 3 Sorten von Wurst kennt, dazu Brot und Kartoffelsalat. Keine Pommes. Konnte ich nicht so recht glauben, deshalb auf doof: „Guten Tag ich hätte gerne eine Currywurst mit Pommes“ — „Pommes ham wir nich, junger Mann. Pommes gibs weiter unten“. Eine Frau in weißer Schürze, weit über 40, wenn nicht sogar 50, nordisch by nature, schnoddrig im Tonfall, wie eine Puffmutter die dem pubertierenden Jüngling beim ersten Mal zeigen muß, wo es lang geht.
Dann nehme ich zweimal Currywurst zum mitnehmen
Schaaaf?
Nein, danke
Mitbrot?
Ähh...
'ähh' ham wa nicht, junger Mann
Ja, mit Brot.
Geddas so? Macht VierAchzich.
Die Currywurst war okay. Es ist nicht so, dass ich der große Currywurst-Connaisseur mit differenziertem Unterscheidungsvermögen bin. Das Besondere ist die Soße. Allenthalben bekommt man die fertige Curry-Ketchup-Mischung vorgesetzt, die nach einigen Minuten eine fiese Haut bildet und drei Tage später vermutlich bereits aufrecht gehen kann und „Mama, Mama“ ruft.
Die Soße mit der dort nicht gegeizt wird, schmeckte „tomatig“. Richtig tomatig, wie man es von gutem Ketchup möchte. Tomatig mit einer Spur Schärfe. Aber wenn das bereits die nicht-scharfe Variante war, möchte man nicht wissen was bei der schärferen Wurst abgeht. Napalm für die Schleimhäute. My Lai in der Mundhöhle.
[10h16] Die Freuden des Retouchierens von Fremdzeichnungen: wenn man leider eine Person entfernen muss und merkt dass die Fluchtlinien die hinter der Person zulaufen müstsen, meilenweit aneinander vorbeilaufen und entweder die Tür sich nicht schliessen lässt oder der Boden eine Handbreit vor der Tür aufhören muss.

Donnerstag, 24. März 2005


Anim GIF 89kB
[21h12] Animieren hat was frankensteinartiges. Man zeichnet Phase für Phase, ab und zu traut man sich in Photoshop 1, 2 Ebenen ein- und auszublenden und man ahnt, dass es sitzt. Dann der große Moment wenn man das Ding in einem Rutsch durchlaufen läßt. Es jagt einem einen kleinen wohligen Schauer über den Rücken, zumindest wenn es eine etwas aufwändigere Animation ist und nicht Marke „Button blinkt auf“.
Ich mache mir bei den Animationen mehr Arbeit als nötig. Wenn ich etwas hasse, dann ist es die „quick'n'dirty“-Animationen, bei denen in Photoshop der Arm ausgeschnitten und rotiert wird, fertig ist die Armbewegung. Zwar kann ich und mein Kunde es nicht bezahlen, dass bei jedem Dreck das komplette Objekt neu gezeichnet und koloriert wird, aber Animationen leben vom Detail.
Es ist z.B. abartig was sich bei Bewegungen im menschlichen Körper abspielt. Grundsatz: jede Bewegung hat ihre Gegenbewegung. Gehe ich mit der rechten Schulter nach unten, macht die rechte Hüfte die Gegenbewegung und geht rauf. Kein noch so kleines Körperglied kann bewegt werden, ohne dass sich nicht noch etwas anderes mitbewegt.
Genau bei dieser „Muße“ zum Detail fängt die „richtige“ Animation an, verleihen den Figuren erst Charakter. In Extremis bei den Profistudios für Kinofilme.
Deswegen macht es so ein Spaß in den Skizzenbüchern von Trickfilmzeichnern zu stöbern, da man erkennen kann, wie sie sich einer Figur annähern und Marotten, Gesten u.ä. ausarbeiten. Siehe zum Beispiel „Batman Animated“ (bei Amazon.com kann man diverse Seiten betrachten) oder das wirklich grandiose „Animator's Survival Kit“ (auch hier mit Auszügen bei Amazon.com).
[17h05] Radio — I'don't get it. In der Deutschlandradio-„Ortszeit“ ist die fünfte Meldung in den Nachrichten, inkl. Korrespondentenbericht aus Italien, die Meldung das Michael Schumacher in zehn Tagen mit dem F2005 in Bahrain an den Start geht. WTF? Ist das wirklich die fünftwichtigste Nachricht des Tages, gleich hinter den Stasi-Akten von Kohl?
[17h02] Scheiße wenn man aus Zeichnungen anderer eine Animation frickeln muss und dieser jemand mal einfach auf relative Stimmigkeit der Körpergrößen untereinander verzichtet. Das heißt ich mache entweder aus einem sitzenden Mann ein 3m50 großen stehenden Riesen oder ich lassen den Mann beim Aufstehen einfach schrumpfen.
[15h29] Ich werde gerade ein klein wenig gewalttätig. Seit etwas mehr als einer halben Stunde fliegen permanent ein oder mehrere Hubschrauber durchs Viertel. Alle Fenster sind angesichts des Wetters (Sonne, 17 Grad) sperrangelweitoffen, dementsprechend kriege ich von Radio oder Telefon aufgrund des ewigen SCHRABBSCHRABBSCHRABB nix mehr mit.
Sollte also morgen in den Zeitungen eine Meldung stehen „Hamburg: Hubschrauber mit Zwille und getrocknetem Haferflockenkeks abgeschossen“...

Mittwoch, 23. März 2005

[13h36] Seit einigen Wochen wurde im leeren Rasierer-Laden in der Schanzenstraße gewerkelt und seit einigen Tagen hat er auf: ein Imbiß der groß mit „VEGETARISCH“ wirbt und angenehm bunte Holzmöbel.
Gestern war ein längerer Arbeitstag, den Magen hatte ich mir bereits hinreichend versaut, mir war nach was anderem. Da kam mir der neue Imbiß im Sinn, der auf einem der möglichen Nachhausewegen lag.
Es ist ein „Kumpir“-Imbiß. Schaut man sich den Aufsteller oder die Karte an, so gibt es grosso modo entweder eine Backkartoffel („Kumpir“) mit Zeug drin oder einen Salatteller mit Zeug drauf. Das „Zeug“ sind 15-20 verschiedene Bei- und Drauflagen wie Erbsensalat, Gurken, Pepperoni, Champignons, Kichererbsenmus, Tomaten, Linsen etc, pp. Und für Freunde des „richtigen“ Essens gibt es auch eine etwas großzügigere Auslegung des Wortes „vegetarisch“: Hühnerfleisch, Rindswurst und Thunfisch. Das alles kann man entweder fix per Karte oder frei per Salatbar zusammenstellen (lassen).
Der/die/das „Kumpir“ (siehe kumpir.at zum Hintergrund und zur Herstellung) ist eine Backkartoffel die frisch aus dem Ofen kommt und aufgeschnitten wird. Es wird dann mit einer Gabel eine Art Käsesoße in die Kartoffel eingeführt und die Kartoffel zu Mus zerdrückt. In den Spalt kommt dann der restliche Krempel buntgemischt rein.
In meinem Fall ein „Hähnchen-Kumpir“, das Hähnchenfleisch war vorher in irgendeiner Marinade oder Gewürz eingelegt.
Gestern abend sah die Bedienung aus, wie ein Reh das gleich von mir überfahren wird. Weit aufgerissene Augen. Nach meiner Bestellung hat er sich eine Karte genommen und abgelesen welche Zutaten nun reingepackt werden müssen, während anscheinend die erfahrerenen Kräfte mit breitem Grinsen in der Ecke sassen und weiter aßen. Mein Blick fiel auf die gratis ausgelegte Zeitung, „Die Neue Epoche“, einer Wochenzeitung von Exil-Chinesen(?). Ob ich Besteck haben wolle, fragte das verschüchterte Reh mit so weit aufgerissenen Augen, dass ich Angst hatte bei einem Ja für einen Nervenzusammebruch zu sorgen. Eine Plastiktüte? Da war er wieder, dieser Blick „schlag mich nicht, Massa, schlag micht nicht“. Nein, danke, keine Plastiktüte.
Unterm Strich: sehr lecker geschmeckt, 3,10 EUR, kann man nicht meckern. Kumpir, Schanzenstraße, wenn man von der S-Bahn gen Susannenstraße/Pferdemarkt läuft, rechte Seite, hinter der Brücke, vor dem Plattenladen und „Frank & Frei“.
[09h48] Auf dem Tagesmmenü heute: zwei vollständig zu zeichnende „Ganzkörperanimation“: Aufstehen, Anziehen, Weglaufen. Und für eine andere Szene ein quasi vollständig durchanimiertes Hintergrundbild. Ich werde kotzen.

Dienstag, 22. März 2005

[21h12] Gedanken zum Tage — „Ach du Scheiße“ entfuhr es ihm, als ihm bewusst wurde, dass er einige Stunden vorher 18 Frames für die Daueranimation gezeichnet hatte. Die er nun, wo er in Bälde Feierabend machen wollte, ausschneiden, exportieren, importieren und positionieren musste.
Übrigens für meine ganz besonderen Aasgeier aus Münster: eine Kinder-CD-ROM!

Montag, 21. März 2005

[20h13] WebDev — Wunderbare Welt des CSS. Da will man eine Site dem Kunden zum testen rüberschicken, testet mit der Aufmerksamkeit eines müden Furunkels die Site im IE5/Mac und was passiert? Das Konstrukt aus position: absolute; und position: relative;, bündig hier und bündig da, fällt auseinander. Okay, dass der IE5/Mac bei komplexeren Konstrukten schon mal abstinkt, schmerzhaft, war aber mit zu rechnen.
Der Job wird also auf den Nachmittag verschoben und wie es der Zufall in Form einer iChat-Konversation will, hat Connie Abhilfe parat. Es scheint sogar noch etwas einfacher zu gehen, ohne IE5/Mac-Hack im CSS, aber dafür mit einsetzen einer width per PHP und Bild auslesen. Was kein Problem ist, da es bereits vorher für das IMG-Element nötig war.
Also wird wieder mit der linken Arschbacke das ganze Browserprogramm abgefahren und was passiert? Opera! Loser! Opera 6/Win zeigt was anderes an als Opera 7.1/Windows und der wiederum etwas anderes als Opera 7.5/Mac und Opera 8beta/Windows schließt sich der Meinung von Opera 7.5/Mac an. Und kein einziger mag sich so richtig mit der Darstellung vom IE6, IE5/Mac, Firefox oder Safari anschließen. Vier Opera-Versionen, drei unterschiedliche Ergebnisse, danke für die Referenzplattform, Opera.
Und ich wünsche viel Spaß mit dem Acid2-Test...

Sonntag, 20. März 2005

[23h14] WebDevAJAX ist das angesagte Ding de jour. Neben dem üblichen Vorzeigeanwendung wie GMail und Google Maps, hat mich heute abend eine ganz andere Anwendung vom Hocker gehauen: das NBA Gameupdate von ESPN. Auf das Scoreboard gehen und das Gameupdate eines laufendes Spiel wählen (aktuell Pistons — Spurs). Voila.
Früher bot ESPN eine Flash-Applet als Gameupdate, sowie eine abgespeckte HTML-Variante, die per META-Tag „refresht“ wurde. Wer nun die aktuelle Seite aufruft, glaubt sich zuerst in die dunkle HTML-Zeit zurückgeworfen. Erst beim näheren Hinsehen bemerkt er, dass sich die Seiteninhalte (also z.B. die Statistiken) sich aktualisieren, ohne dass die komplette Seite nachgeladen wird! Ja, es ist noch Flash für die „Shot Chart“ drin, der Rest ist sich dynamisch, „live“ verändertendes HTML. Fett! Die „Responsezeiten“ von ESPNRealTime sind sehr viel kürzer als die des Flash-Applets, hinken nur noch 10-20 Sekunden hinter den Fernsehübertragungen her.
BTW: Inzwischen gibt es ein eigenes AJAX-Blog: „Ajaxian

Samstag, 19. März 2005

[18h49] Tagesprogramm: Büro/Arbeiten, Tropenhaus-Platen und Blomen/Photoshooting, Büro/Arbeiten, Badezimmer/Palmen reinigen, Badezimmer/Palme umtopfen, Wohnzimmer/Fußball gucken, Wohnzimmer/Radsport-Aufzeichnung gucken, Wohnzimmer/Arbeiten.
Für die nächsten zwei Stunden, während Mailand — San remo im Hintergrund läuft, werde ich wohl mehrmals ob der Kundenkorrekturen den Kopf schütteln.

Freitag, 18. März 2005

[18h02] Sehr, sehr weise SwSX-Präsentation von 37signals: „How to Make Big Things Happen with Small Teams“. PDF runterladen, Full-Screen-Mode, enjoy.
[12h36] Wenn man sich gestern das Spektakel der deutschen Politik angetan hat, fragt man sich, was einem eigentlich davon abhält deutsche Politiker pauschal als „asoziales Gesindel“ zu bezeichnen, die jegliche normalen Umgangsformen verlernt haben?
Da werden demokratische Rechte in Anspruch genommen und die jeweils opponierende Partei erhebt ein Tremolo, als hätte man sich eben außerhalb der Verfassung gebombt.
Natürlich hatte die SPD all Recht dieser Welt es mit einer tolerierten Minderheitsregierung zu versuchen. Sie darf es, die entsprechenden Möglichkeiten sind in der schleswig-holsteinischen Verfassung festgeschrieben, so what. So viel Speien kann ich gar nicht, wie ich angesichts der Aufregung von CDU und FDP gemocht hätte.
So, und nun hat jemand, vermutlich von der SPD, in einer geheimen Wahl wieder und wieder der Minderheitenregierung seine Unterstützung versagt. Auch das ist demokratisch völlig legitim. Angesichts des Aufschreis den es nun um diesen „Nein-Sager“ gibt, kann man nachvollziehen, warum dieser in Deckung bleibt. Wenn man sich in den letzten Jahren die Sprüche von Müntefering zum Thema „Fraktionsdiziplin“ anhört, dann ist es nachgerade logisch das man lieber anonym bleibt. Verwerfenswert ist allerdings, dass der Abtrünnige bei den angeblich geheimen Probewahlen der SPD-Fraktion sich nicht ebenfalls der Stimme enthalten hat und Simonis ins offene Messer rennen ließ. S.o., „Umgangsformen“.
Ob nun Kiel oder Berlin, es ist das Geplänkel um die Sachfragen rundherum, das bei mir ein gewisses Aggressionspotential gegenüber Politiker aufbauen läßt. So wie Heide Simonis gestern vormittag in der Kirche schnippisch ihren eine Bank weiter hinten sitzenden Konkurrenten Harry-Peter-Harry ignoriert hat, die unbändige Freude von Peter-Harry-Peter dass sich Simonis mit derartiger Brutalität (vierter Wahlgang!) selbst zerlegt. Das affige, weil von langer Hand vorbereitete Rede-Duell von Schröder und Merkel, das Aufplustern von FDP-Gerhardt, blablabla. Nicht ein Jota eigener Gedanke außerhalb der qua Parteibuch angenommenen Ideologie.
Und dann gab es gestern nachmittag im „Deutschlandradio Berlin“, in der 17h-„Ortszeit“ einen Beitrag über die wirtschaftliche Situation eines kleinen sächsischen Mittelständler, das erhellender war, als all das Papier von dem in Kiel und Berlin abgelesen wurde. Ein sächsischer Unterwäsche-Hersteller, der langsam aber sicher gen Wand gedrückt wird und der schilderte wie sinnlos all das Gefasel um Steuererleichterungen ist, da Unternehmen wie er, von Bürokratie erstickt werden. Zillionen von Kammern, Verbänden und Verordnungen. Hier mal 100 Euro, dort mal 100 Euro. Für irgendein Papier eines Angestellten in einem anderen Bundesland (war es eine Arbeitserlaubnis?) musste er 11 verschiedene Stellen anlaufen und zahlte 125,— EUR Gebühren, während die Steuererleichterungen an ihm vorbeirauschen. Behörden und Kammern mit Reaktionszeiten von Eismoränen.
Es sind solche Beiträge die allemal erhellender sind, als die sinnlosen und -leeren Statements die sich gestern über die Mikros ergossen haben. Und die einen noch wütender machen.
[08h57] Jetzt weiß ich, was dem Nintendo DS abgeht: eine Notizzettelfunktion. Wäre mit dem Stylus praktisch. So muss man den „PictoChat“ mißbrauchen, um sich selber Nachrichten zu schreiben... und kann natürlich zwischendurch nix spielen.