dogfood Juni 2005 [4]

Donnerstag, 30. Juni 2005

[20h56] Spam Galore — Ein Spammer schreibt mir eine Mail um mich darauf hinzuweisen, das ich mir soviele Spams schicke, dass ich mir jetzt ein Formular ausfüllen muss, andernfalls werde ich mir meinen eMail-Account sperren.
Dear Kaipahl Member,
Your e-mail account was used to send a huge amount of unsolicited spam messages during the recent week. If you could please take 5-10 minutes out of your online experience and confirm the attached document so you will not run into any future problems with the online service.
If you choose to ignore our request, you leave us no choice but to cancel your membership.
Virtually yours,
The Kaipahl Support Team
[10h48] Wertschätzung von Kunden: „Schlüsselkunden“ bekommen bei mir die Rechnung in hoher Auflösung ausgedruckt, der Rest in mittlerer Auflösung.

Mittwoch, 29. Juni 2005

[07h46] Du weisst dass du stark im Streß bist, wenn du anfängst für die Berechnung von „500 durch 100“ den Taschenrechner zu benützen.

Montag, 27. Juni 2005

[15h17] Aus der Reihe: „erkenntnisreiches Wochenende“: Großpackungen Instant-Cappuccino sollten vor Benutzung immer geschüttelt werden. Sonst sinkt das Milchpulver nach unten und man hat kurz vor Ende der Packung eine *#@!§*-Plörre.

Sonntag, 26. Juni 2005

[18h43] Wem zu langweilig ist, der kann zu Google Maps surfen, zu einer deutschen Großstadt zoomen, den dortigen Bahnhof suchen und einfach mal versuchen per Scrollen in der zweithöchsten Zoomstufe „mit der Bahn“ zur einer anderen Großstadt scrollen. Und dann per Rauszoomen überprüfen ob er wirklich dort gelandet ist, wo er hinwollte.
Auf der „Fahrt“ von Hamburg ins Ruhrgebiet fiel mir diese Stelle auf, bei der Google Maps „gepfuscht“ hat. Anhand der Bahnlinien (oder Autobahn?) wird deutlich wird erkennbar, dass Google dort anscheinend zwei nicht ganz passende Aufnahmen hatte und an der Nahtstelle einfach von einer Kachel in die andere überblendet. Die Bahnlinie führt ins Nichts, dafür beginnt einige Kilometer weiter daneben eine andere...
Beim Rauszoomen sieht man auch einen „doppelten“ See.

Freitag, 24. Juni 2005

[11h02] Es gibt Musikstücke, die lösen bei mir gleich Kaskaden von Erinnerungen aus. Z.B. „Aquarius“ von Boards of Canada, anno 1998.
Ich habe das Stück damals zum ersten Mal in Berlin gehört, in einer Hochsommernacht in den Räumen eines Verlags irgendwo im tiefsten Treptow wo nach 20h keine Menschenseele anzutreffen ist. Es war Betaphase, kurz vor Abgabe, die Nächte wurden durchgemacht um die Bugs rauszuhauen.
Es waren die Nächte in der ich mir den Thrill gab, nachts zur Wohung nicht auf den Straßen zurückzugehen, sondern eine Abkürzung nahm. Entlang der ehemaligen Bahntrasse Richtung Görlitzer Park. So dunkel, dass man keine 5 Meter weit gucken konnte. Den Görlitzer Park wo ich zum ersten Mal um 3 Uhr nachts Fallafel bei einem Araber gegessen habe.
Das riesige Industriegelände auf dem der Verlag saß, das Theater mit den Wachen und deren Köter und den abgeschlossenen Toren. Vorbei am Supermarkt und den Billig-Leihwagen. Die Geschichten vom Kumpel von den Parties mit selbstgebrauten Halluzigenen. Der Türke Schlesisches Tor, der bereits um 2 Uhr morgens die Backwaren für den nächsten Morgen macht. Die Geburtstagsparty in einer kleinen Bar an der Schlesischen Straße mit Techno-DJ, Kräuter-Cocktails und einem langen Marsch in eine andere Wohnung am anderen Ende Kreuzbergs, kurz vor Sonnenaufgang.
„Aquarius“, Boards of Canada.
[10h26] Software — Endlich Alias SketchBook auch auf die große Kiste mit dem großen Tablett installiert bekommen. Das Programm ist extrem kleinlich und beschwert sich über jede eingesteckte Garfikkarte unter 32 MB VideoRAM, egal ob ein Monitor dran hängt oder überhaupt Treiber auf dem Rechner sind. Weswegen ich erst einmal die alte ATI Rage 128 ausbauen musste (en zweiten Monitor konnte ich an die Radeon 9200 hängen) und sogar eine alte Formac-Grafikkarte noch nicht einmal von dem Apple System Profiler erkannt wurde.
Interessanterweise finde ich bei SketchBook das Zeichnen-Feeling auf dem großen Tablett (A4 Oversized) nicht so überzeugend wie auf dem Graphire A6-Tablett.
M+M Trading bietet SketchBook für 230,— EUR hat. Der Preis will sich mir so recht nicht erschliessen, denn es läßt sich bei Alias für 179,— EUR herunterladen. Selbst mit Umsatzsteuer, von der nicht weiß ob Alias sie beim Bestellvorgang noch aufschlägt, wären es 208,— EUR. 22,— EUR also eine CD und etwas was nach DVD-Box aussieht?

Mittwoch, 22. Juni 2005

[21h43] Sollten sich Tagesspiegel und Berliner Zeitung demnächst über Verflachung der Fernsehlandschaft oder müde Witze von Harald Schmidt beschweren, täten sie gut daran, die Medienseiten ihrer Zeitungen seit dem Wochenende durchzulesen. According Tagesspiegel und Berl. Zeitung scheinen die wichtigsten Themen das neue Tagesschaustudio und die Sommerpause von Harald Schmidt zu sein. Alleine zum Tagesschau-Studio gab es in beiden Zeitungen seit Samstag fünf Artikel, Interviews und Glossen. Man kann sich Themen auch wichtig reden, gell?
[19h45] Software — Dieser Tage ist ein Upgrade von Alias Sketchbook Pro 2.0 gekommen, ein Programm das so etwas von an mir vorbei gelaufen ist. Bis ich es heute ausprobiert und die Kinnlade kaum noch wieder hoch bekommen habe.
Alias verkauft das Programm mit den Worten: „Award-winning Alias SketchBook Pro is a nimble, high-quality paint and drawing application designed specifically for use with Tablet PC or digitized pen tablets.“ und sorgte damit bislang bei mir für konsequente Mißachtung, denn zum einen gibt es kein Grafikprogramm was Photoshop rocken kann und für alles was irgendwie Zeichnen und Malen können soll, gibt es seit Äonen „Painter“. Diese Meinung hat sich bei mir gehalten bis ich zum ersten Mal Sketchbook mit einem Tablett benützt habe.
Das Zeichnen mit SketchBook „fühlt“ sich anders an. Ich habe um ein Vielfaches besser mit SketchBook zeichnen können, als mit Photoshop. Auch im direkten Vergleich beim einfachen Umschalten ins andere Programm. Ich habe es nirgends auf der Alias Website entdeckt, ich vermute aber ganz schwer, dass SketchBook die Stiftbewegungen per Algorithmus nachkorrigiert und die Striche fließender wirken als die mitunter etwas tattrigen Stiftbewegungen in Photoshop. Selbst Herr Alzheimer könnte gerade Linien produzieren.
Das ist offen gesagt schon die Hälfte des Reizes das SketchBook ausmacht. Ansonsten kommt es sehr, sehr spärlich daher. Grosso modo: Zeichnen mit dem Stift, Farben aussuchen, verschiedene Pinsel/Stift-Optionen, Ebenen einrichten, Transparenz der Ebenen verstellen, Selektionsfunktionen wie Lasso oder Marquee und das selektierte skalieren oder rotieren. That's it. Keine Ebenenmodi, kein Text-Werkzeug, kein gar nichts. Es ist wirklich nur eine „paint and drawing application“.
Es gibt acht verschiedene Stift/Pinsel-Modi zum auswählen: Bleistift, Kugelschreiber, Filzstift, Marker etc... Diese unterscheiden sich durch die „Werkzeugspitze“, um den Photoshop-Slang zu benützen (kreisförmig, oval, weiche Kante, harte Kante), und durch die Art und Weise wie die Farbe aufgetragen wird. SketchBook scheint nur komplett deckenden oder additiven Farbauftrag zu beherrschen. Blau auf Gelb wird je nach Stift-Modi zu Blau oder Grün. Gelb auf Schwarz wird zu Gelb oder Schwarz. Variation in der Auftragsstärke per Druckstärke des Tablettstiftes sind nur bei einigen SketchBook-Stiften möglich. Der Neigungswinkel des Tablettstiftes scheinen erstaunlicherweise nicht berücksichtigt zu werden.
Man fühlt sich als Photoshop-User der ansonsten 20 Paletten umherschweben hat, in die Steinzeit zurückgeworfen. Obwohl es für den Zweck des Zeichnens und Malens kaum mehr braucht. Was ich spontan vermisse, ist die Möglichkeit des Maskierens. Das Programm hat möglicherweise noch einiges mehr auf der Pfanne, mea culpa, ich habe es gerade mal eine halbe Stunde lang ausprobiert.
Ein weiteres herausstechendes Merkmal von SketchBook ist das GUI-Konzept, was mir so noch nie über den Weg gekommen ist. Alias hat sich ein Userinterface ausgedacht, dass sehr auf das Grafiktablett und einem Stift ausgerichtet ist.
Die Toolbar ist als Viertelkreis in der unteren linken Ecke angelegt. Beim Anticken des Stiftes auf eines der Icons poppen rund um das Icons die „Optionen“ auf (mittl. Bild). Mit dem Stift kann nun ein Strich zu eine der Optionen gezogen werden und damit ausgewählt werden (wie „Chisel Tip Pen“, Bild rechts)
Alle Werkzeuge sind ähnlich gestrickt. Die Lupenfunktion kommt in Form von zwei konzentrischen Ringen daher. Der eine ist für das Bewegen auf dem Canvas und der andere für das Zoomen zuständig. Mit dem Stift anticken und den Stift bewegen, entsprechend wird bewegt bzw. gezoomt. Wer sich für GUIs interessiert, sollte sich das mal ansehen.
Das ist gewöhnungsbedürftig, aber ich kann mir vorstellen, dass es nach einer Zeit sehr flott ist. Es ist die offensichtliche Philosophie des Programms: die Aufgabe der mechanischen Präzision (Tastatur, Zahleneingabe, Klicks die zu schrittweisen Veränderungen führen) zugunsten eines sehr händischen, manuellen Arbeitens.
Mir hat die kurze Zeit mit der Software gut gefallen, obwohl ich es „nur“ auf dem iBook und dem kleinen Graphire A6 hatte. SketchBook weigerte sich auf meinem großen Rechner mit meinem großen Tablett zu laufen. Es setzt minimum eine Grafikkarte mit 32MB RAM voraus. Die habe ich auf den großen Rechner zwar sehr wohl gehabt, aber mein zweiter Monitor (Palettenmonitor) wird von der alten 16MB-Karte betrieben und daran störte sich SketchBook und verabschiedete sich mit entsprechender Meldung.
Die Software kostet 179 US$. Ich hätte derzeit keinen direkten Verwendungszweck. Dort wo ich Illustrationen anfertigen muss, brauche ich mitunter Pixelperfektion und das kann die Software nicht leisten. Aber die erste halbe Stunde hat mir so gut gefallen, dass ich vielleicht die Software nach Ablauf der Demolaufzeit von 14 Tagen just for fun erwerben werde.
Nachtrag: Noch eine witzige Funktion entdeckt. In der Ebenenpalette kann man neue Ebenen erzeugen. Diese Ebenen bekommen standardmäßig einen Namen wie „Layer 1“. Und man kann sie umbenennen. Was nichts Sensationelles wäre. Wenn man den Namen eintippen könnte. Kann man aber nicht. Stattdessen wird der Stift benützt um den Namen in ein Feld zu schreiben. Ebenso gut kann man natürlich auch Icons zeichnen.