Cover von Preacher: Book One

Die Serie „Preacher“ ist vermutlich eher durch die inzwischen eingestellte TV-Serie und nicht durch die Comic-Vorlage (1995 – 2000) bekannt, obwohl sie besser sein soll.

Hier geht es um das Trade Paperback der Hefte #1 – #12, dass in „Book One“ zusammengefasst ist und für Amazon Prime-Kunden im Kindle kostenlos lesbar ist.

Die Serie ist nicht spoilerfrei zu erzählen und selbst mit Spoiler derart hanebüchen, dass es verwundert, dass es überhaupt Leute gegeben hat, die 66 Hefte lang durchgehalten haben (Kostprobe: Wikipedia).

Jesse Custer ist der „Preacher“, ein Prediger in einer texanischen Kleinstadt, in den eines Tages plötzlich ein übernatürliches Wesen namens „Genesis“ einfährt, Kind eines Engels und eines Dämons.

Mit der Geburt von Genesis, beschloss Gott den Himmel zu verlassen und sich auf die Erde zurück zu ziehen.

Die Serie ist ein langer Road Movie, der Custer auf der Suche nach Gott quer durch die USA begleitet. Mit dem ersten TBP erfahren wir mehr über Custer und wie er vom Womanizer zum Priester wurde und wer seine Begleiter Tulip und Cassidy sind.

Dieser ganz grobe Plot-Abriss gibt eine grobe Ahnung, wie abgedreht die Stories sind und erahnen, wieviele „WTF“-Momente es in jedem Heft gibt.

Die WTF-Momente werden noch zahlreicher aufgrund zahlreicher ekeliger Charaktere, Plot-Details oder den Zeichnungen von Steve Dillon. Ein Beispiel: einer der Protagonisten ist „Arseface“, dessen Namen daher rührt, dass er beim Versuch dem Selbstmord seines Idol Kurt Cobain nachzueifern, sich mit der Schrotflinte alles aus dem Gesicht wegballert … aber nicht stirbt. Er wird gerettet, aber sein Gesicht besteht nur noch aus zwei Augen und einem Mund, der wie ein gigantischer Anus aussieht.

Beispielseite
Eine Beispielseite für eine lustlos weggezeichnete Laber-Seite. Hintergründe? Fuck off. Die Protagonisten die im Auto einfach dahin gerotzt werden.

Es ist sehr viel, was Ennis und Dillon in den Topf rein schmeißen und dieses Feuerwerk ermüdet auf Zeit. Gleichzeitig gibt es teilweise ewig lange Laberstrecken, die sich wie ein Drehbuch zu einer RTL-Vorabendserie anhören und von Dillon schwach und lustlos weggezeichnet werden.

Dann hat die Serie aber auch wieder Phasen, in der diese Ansammlung von Ekel, Gewalt und Wut ein kohärentes Paket sind und eine ungeheure Wucht entfalten. Der zweite Storybogen des Trade Paperbacks, die Rückkehr von Jesse Custer zu seiner Familie in Louisiana, gehört zu diesen Plots, die wie ein Schlag in der Magengrube sind.

Aber insgesamt schleppt die Serie im ersten TBP zu viel Füllmaterial (die Plotline in Ney York!) mit sich herum.

Inhaltlich ist es einzigartig, aberwitzig und überdreht. Aber auch effektheischerisch. Die Zeichnungen können nicht mithalten. Am Ende ist es nicht meins und daher ist es bei diesem einen TBP geblieben.

3 von 5 Sternen.