dogfood Dezember 2003 [3]

Sonntag, 21. Dezember 2003

[20h41] Cookin' -- Dies, meine Damen und Herren, ist das spektakulärste Rezept was ich seit langem ausprobiert habe: „Die gemeine Keksbäckerei“ auf der FM4-Website.
Ich gebe zu, Mürbeteig ist an und für sich nicht „spektakulär“. Aber das Rezept ist so etwas von kongenial passend gewesen, es eigentlich bar jeder Beschreibung ist. Auf Anhieb, ohne Nachfetten oder Nachwässern, hatte der Mürbeteig EXAKT die notwendige Konsistenz! Die Teigmenge ist nachgeradezu maßgeschneidert für mein Backblech gewesen. Nicht ein Keks, nein, noch nicht einmal ein halber Keks mehr oder weniger hätte es sein dürfen.
Der Rezeptur für den Zuckerguß, muß ich es noch besonders erwähnen, präzise bis auf den allerletzten Kekskrümel im hintersten Eck des Backbleches berechnet.
Unglaublich, so etwas habe ich noch nicht erlebt!
PS: Wer sich fragt was ein „Dag“ ist: 10 Gramm.
[18h17] Web -- Mister Hyde und Madame Jekyll. Siehe die verehrte miss.understood und der Auslöser.
Thema ist nicht nur "gender-hopping", sondern auch "wie echt muss ein Blog sein".
Nirgendwo, auch wenn es einige Herren hüben oder drüben des großen Teiches gerne anders sehen würden, steht geschrieben: „Du sollst nur die Wahrheit schreiben“.
Neutral betrachtet, sind Blogs erstmal „nur“ Texte. Es ist für die Qualität des Blogs unerheblich ob es der Wahrheit entspricht oder die Texte einfach nur literarisch gut sind. Das Wissen um die vermeidliche „Wahrhaftigkeit“ erhöht allenfalls den Reiz des „Spannertums“ oder „Big Brother“-Effekt, den der Leser beim Beobachten eines Blogger-Lebens empfindet.
Aber selbst „wahre“ Blogs spiegeln nicht die Realität, sondern nur einen Teilausschnitt wieder. Mehr oder weniger gesteuert, mehr oder weniger um die Unebenheiten des Erlebten beseitigt, die Spannungsbögen oder Pointen im Wege stehen.
Auch das meine Erkenntnis des Jahres 2003: „Kai ≠ dogfood“. Letzterer wird für interessanter gehalten als Ersterer. Letzterer kann sich z.B. den Luxus gönnen und sich hinsetzen und minutenlang an Formulierungen feilen, während für Ersterem das Leben vorallem aus verpassten Gelegenheiten zu bestehen scheint.
Was gibt es außerhalb des Blogs noch über mich zu wissen? Zumindest nichts was ich pauschal für Leser in Düsseldorf, Wien oder Frankfurt interessant hielte. Wenn es das wäre, hätte, würde oder werde ich es im Blog verarbeiten. Das Blog ist eine Quintessenz (m)eines Lebens. Einen Teil der Wirkung beziehen dogfood und andere Blogs aus jenem Interpretationsspielraum, der durch dem entsteht, das nicht gesagt oder geschrieben wird. Hier setzt die Identifikations- und "Personalisierungsarbeit" des Lesers ein, hier macht er/sie/es das Blog interessant. Und entfernt sich noch mehr von der Realität.
Das ist Teil des Spieles, zumindest meines Spieles, als Blog-Schreiber und Blog-Leser. Es entspricht auch dem Spiel das ich als Zeichner vollführe. Wenn von mir die Zeichnung eines reichen Industriellen verlangt wird, zeichne ich einen dicken Mann mit Frack, Zylinder und Zigarre. Das Spiel mit Symbolen, Klischees, Vorurteilen und Schubladen. Nur so wird ohne Vorwissen oder Einführung die Person schnell identifizierbar.
Begegne ich einem solchen Menschen in realiter, packe ich ihn sofort in die „reicher Industriellen“-Schublade. Entscheidend: es obliegt meinen charakterlichen Qualitäten diese Person nicht auf diese erste Einschätzung festzunageln. Diese erste Einschätzung gibt mir vielmehr ein erstes Profil, um zu sehen, wo sich diese Person gemäß oder konträr zu seiner "Schublade" verhält. Zu diesem Spiel der Beurteilung einer Person gehört es dazu, jederzeit zu wissen, was man wirklich über die Person weiß, und was nur Vermutungen sind. Und das Bild über die Person entsprechend anzupassen. Zum Vorurteil wird es erst, wenn man auf seine einmal gefasste Meinung beharrt.
Der Raum eigener Vermutungen ist Spielraum für eigene Phantasien. Dies ist bei allen Kommunikationsformen jenseits der Begegnung aus Fleisch und Blut so. Das ist beim „one-to-one“-Briefwechsel im Postkutschenzeitalter nicht anders gewesen, als beim „one-to-many“-Blogging des Internetzeitalters. Und jede Konkretisierung, wie z.B. ein Bild, beschneidet den Spielraum für die Phantasie. Je vollständiger die Bio des Bloggers, desto weniger reizt es mich die Person zu erarbeiten.
Man verzeihe mir das anzügliche Beispiel, mir ist kein besseres eingefallen, aber wen würde mann lieber haben wollen: die Frau die bereits nackt auf dem Bett liegt, oder die Frau die mann erst noch ausziehen kann (nicht muss!)? Es ist der Unterschied zwischen Geschlechtsverkehr und Sex.
Ich überfliege oder lese Threads in denen die Blogger über sich in aller faktischen Ausführlichkeit schreiben, nur quer. In der Hoffnung nicht zuviel Konkretes zu lesen, mir noch genügend Spielraum wahren zu können und vielleicht im Text einen interessanten Stolperstein aufzutreiben, der gegen den Strich bürsten, gegen das Image das ich mir von der Person aufgebaut habe.
Die reizvollen Blogger sind die, die ich mir erarbeiten kann. Die mir nicht ihre Bio vor die Füße werfen, sondern es mir überlassen nachzufragen. Ich frage solange nicht nach dem „Beruf“, ehe ich mir nicht selber eine Vorstellung gemacht habe, was die Person arbeitet. Nachgucken, lesen, recherchieren. Alle Mittel erlaubt. Blog-Archiv, Google, web.archive.org. Die Krake Internet kriegt auch dich. Und wenn nicht, dann macht dich das nur noch geheimnisvoller. Arbeitest du für die Mafia?
Dies alles lässt die Grenzen zwischen echtem Menschen, Menschen von denen man nur einen Teilausschnitt sieht, und fiktiven Charakter völlig verschwimmen. Die nicht vorhandenen Spielregeln geben es her, dass man sich auch völlig verfremdet darstellen kann. Warum nicht „Gender-Hopping“ betreiben? Warum nicht ambivalent bleiben? Das Medium lässt es zu und bezieht einen Teil seiner Faszination daraus. Die Fairness, im Sinne der Moral, bleibt solange gewahrt, wie aus einer vorgetäuschten Identität kein „Nutzen“ gezogen wird.
Die Definition „Nutzen“ ist zugegebenermaßen recht wackelig und erstmal nichts anderes als eine Bauchdefinition. Wie sehr am Limit sich einige Geschichten bewegen, zeigt die Kaycee Nicole“-Story von Mitte 2001.
Die, gefälschte, Persönlichkeit Kaycee Nicole hat eigentlich keinen materiellen Nutzen aus der Geschichte gezogen. Aber der Charakter und seine Geschichte führten dazu, dass sehr viele Menschen soviel Zeit und Gedanken in Kaycee investierten und damit m.E. jene moralische Grenze überschritten.
All das Gesagte gilt natürlich nur für eine bestimmte Sorte von Blogs, den biographischen Blogs. Bei Blogs eher journalistischer Natur verschiebt sich die Notwendigkeit zur "Wahrhaftigkeit" massiv ans andere Ende der Skala. Solche Blogs werden nur dann mit meiner Aufmerksamkeit bezahlt, wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen für glaubwürdig halte. Das verhält sich nicht anders als in meiner Medienrezeption von Zeitung, Radio, Fernsehen und anderen "Old-School-Medien".
Blogs sind aber zu facetten- und zahlreich um mit nur einem einzigen Maßstab gemessen zu werden. Und das ist keine Schwäche, sondern Stärke von Blogs.
[13h57] Movies -- „Star Wars II - Angriff der Klonkrieger“. Der Film ist so atemberaubend schlecht, dass sich eigentlich jeder Kommentar erübrigt. Es ist jammerschade um all die Gehirnzellen die für das durchaus nicht schlechte Design draufgegangen sind. Talk about Perlen vor die Lucas-Sau werfen.
[13h49] Hamburg scheint einen neuen Freizeit-Spaß anzubieten: an jedem Wochenende gibt es nun Orkanböen (ich glaube das dritte oder vierte in Folge), wobei die heutige Sturmwarnung die bislang heftigste ist (Windstärke 12, bis zu 150kmh). Die Meisen scheren sich einen Dreck, auch wenn die Meisenkugel waagerecht steht, sie krallen sich wacker ans Futter fest.
[11h39] Movies -- „Vanilla Sky“. Erste Hürde die es zu nehmen gilt: einen Tom Cruise-Film sehen. Bah! Aber okay, wir sind spätestens seit „Magnolia“ ja tolerant geworden.
Um es vorwegzunehmen: der Film ist gut. Seine Qualitäten erklären sich u.a. aus dem von mir zu „Ice Age“ und „Panic Room“ weiter unten gesagten: „Vanilla Sky“ ist ein Film bei dem der Autopilot im Hirn ausgeschaltet bleiben muss. „Vanilla Sky“ beschäftigt, „Vanilla Sky“ bringt einen auf abwegige Gedanken. „Vanilla Sky“ ist alles, nur kein Mittelmaß und selbst im Scheitern damit größer als Dreiviertel aller Filme.
„Vanilla Sky“ ist ein Psycho-Thriller der die ganze Zeit „Tarnen“ und „Täuschen“ zur Maxime erhoben hat. Ein glücklicher und erfolgreicher Verlagsbesitzer gerät zwischen zwei Frauen, einem Selbstmordversuch und Autounfall, der sein Gesicht verunstaltet und einem Verhör bei der Polizei. Immer wieder legt sich über die Geschichte eine weitere Schicht bis völlig unklar ist, was real oder Traum ist.
Der Film wirkt wie ein Puzzlespiel, bei dem in mehreren Anläufen die Puzzleteile aneinander gelegt werden. Doch immer wieder fehlt ein Teil und das Spiel wird für den neuen Anlauf neu gemischt. Perfekt gemacht, denn jeder Zuschauer kann ein Puzzle-Teil für sich heraussuchen, dass ihm nahe geht, das an ihm nagen wird. „Wahre und reine Liebe“,„Eifersucht“, „Rausch“, „Erfolg“, „Moral“. Gewertet wird nichts, weil die Puzzleteile sofort wieder anders angelegt werden.
Der Film ist cinematographisch wunderbar fotographiert. Wer danach keine Lust auf New York bekommt, ist nicht von dieser Welt.
Nicht nur hierbei erinnert der Film an andere Filme. Es ist nicht nur Tom Cruise der eine Schnittstelle zu Kubricks „Eyes Wide Shut“ legt. „Vanilla Sky“ als „Roadmovie durch die Alpträume“, zeigt wo „Eyes Wide Shut“ gut gewesen ist und wo es seine Defizite hatte. An „Memento“ erinnert das Spiel mit der Zeit, das Zeigen des eigentlich auslösenden Kristallationspunktes erst am Ende des Films.
Tom Cruise ist kein Schauspieler, sondern ein Typ, der immer dann am besten ist, wenn er diesen glatten yuppie-esken Typ spielt: „Eyes Wide Shut“, „Magnolia“. Cameron Diaz in ihrem besten Film. Süßer sah sie noch nie aus.
Kein Film, sondern ein Rätsel. Für den, der sich darauf einlässt. Acht von zehn Punkten im Film-Ranking.
[11h22] Movies -- „Ice Age“, ein Computer-Animationsfilm rund um ein Faultier, Mammuth und Säbelzahntiger, die ein aufgegabeltes Kleinkind zurück zu den Menschen bringen.
Der Film lief damals in Konkurrenz zu Pixars „Monsters Inc.“ und es gab nicht wenige die meinten, das „Ice Age“ der bessere Film sei.
Nö. „Ice Age“ ist „nur“ ein durchschnittlicher Film (was aber offensichtlich imer noch besser ist, als einige Fincher-Filme). Handwerklich sind Story und Animationen sauber gemacht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. So sehr einige Charaktere wunderbar anarchistisch veranlagt sind (Faultier + Eichel-Hörnchen), der Film geht nicht wirklich auf sie ein, die Story bleibt straight auf ihrem Pfad und ist ungefähr genauso überraschend und vielschichtig wie ein McDonalds-Menü. Insofern leider verschenktes Potential.
Apropos verschenktes Potential: das gilt leider auch für die Computergrafik. Die Tiere sind mitunter wunderbar abstrahiert konstruiert (das Faultier oder die wunderbaren Zähne von Mammuth und Tiger). Aber bis auf die Eishöhle, ist die Landschaft, die Umgebung zu ernst, zu realistisch designt. Da hat wieder jemand rechenpower nicht ausgenutzt um seine eigene Vorstellungen umzusetzen, sondern um Realität nachzubilden.
Der Film ist nicht wirklich schlecht, aber besitzt die Halbwertzeit eines McDonalds-Menü. Aussem Kino und wieder vergessen. Next, please...
Sechs von zehn Punkte im Film-Ranking.
[10h10] Movies -- „Panic Room“. Wird es bei David Fincher zur Regeln immer abwechselnd einen guten und einen schlechten Film zu produzieren? Nach „Seven“ der Absturz mit dem völlig durchkonstruierten und alleine auf Schlußgag basierenden „The Game“. Drei Jahre nach „Fight Club“ nun „Panic Room“ der statt einer Story wieder nur ein „Konstrukt“ mit „Schlußgag“ aufzuweisen hat.
Jodie Foster und Balg ziehen in ein großes Haus in New York ein. Jenes Haus besitzt einen „Panic Room“, eine Art Bunker zum Schutz gegen Einbrecher, Atomkriege u.ä. Es kommt wie es kommen muss: in der ersten Nacht steigen Einbrecher ein, Klaustrophobie-Foster und Diabetiker-Balg rennen in den „Panic Room“. Dummerweise sind die Einbrecher auf etwas aus, was im „Panic Room“ versteckt worden ist.
Der Film braucht eine halbe Stunde bis diese Ausgangssituation hergestellt ist und die restliche Stunde melkt dieses Konstrukt nach kühlem Kalkül aus. Was dann auch schon alles über den Film sagt. Er ist kalt, er ist genauso berechnet wie berechenbar.
Fincher unternimmt nicht den Hauch um gegen das Kalkül zu bürsten. Regel: Alles was anfangs in Großaufnahme gezeigt wird, spielt später eine wichtige Rolle. Regel: Ein Forest Whitaker spielt nie einen wirklich bösen Charakter. Regel: Alles was aufgebaut wird, muss auch benutzt werden. Hast du ein Diabetiker-Balg, laß es an sinkenden Zuckerspiegel leiden. Regel: Dauert der Film knapp anderthalb Stunden, laß alle „Rettungspläne“ in der ersten Stunde scheitern.
Die Story war so fad, dass ich den Film das erste Mal nach einer Stunde weggeschaltet habe und erst im zweiten Anlauf zuende ertragen habe. Der Film ist auch cinematographisch äußerst fad. Abgesehen von diversen Extem-Kameraschwenks gibt es nichts außergewöhnliches zu sehen. Mit einer Ausnahme: in einer der letzten Szene flieht Forest Whitaker in einen Hinterhof, wo die Polizei mit Scheinwerfer und allen Gedöns auf ihn wartet. Draussen stürmt es, Bäume wanken im Wind, Blätter fliegen umher, ein diffuses Lichtgewitter aus Scheinwerferkegeln und vielleicht auch Blitze. Whitaker hebt die Hände und die gestohlenen Aktienpapiere wirbeln weg. Mich hat diese Szene richtig gepackt, eine ganz große Szene. Früher hätten Regisseure ganze Filme nur um solche Szenen herumgebaut. Bedeutungsschwanger, symbolisch. Und in diesem Film wie Luxus wirkend, weil nicht wirklich nicht notwendiger Teil zum Konstrukt „Panic Room“.
Sehr enttäuschender Film. Drei von zehn Punkte in meinem Film-Ranking.

Samstag, 20. Dezember 2003

[21h24] Antrag 27b, Formblat III, ohne Anlage: Bonusauszahlung in Form von Karma-Punkte
Begründung: 1/ Anflug von Erkältung, just drei Minuten nach Schliessung aller Geschäfte, ergo keinerlei Prävention z.B. in Form von „Heißer Zitrone“ möglich. Besondere Umstände: vier Tage vor Weihnachten
2/ Abgabe eines Päckchens nicht bei mir, sondern bei den Nachbarn. Besondere Umstände: Nachbarn sind sinnigerweise nach Empfang des Päckchens in den Wochenend-Urlaub gefahren. Oder gar Weihnachtsurlaub. Oder liegen seit gestern tot im Wohnzimmer und gammeln vor sich hin.
3/ Es ist Samstag abend, und ich sitze an einem Job, einen kurzfristig eingereichten Auftrag.
4/ Nur noch zwei Mal Harald Schmidt
5/ Nur noch drei Mal „Six feet under“
6/ Ich bekomme Grippe, aber es liegt noch nicht mal Schnee
7/ Aus völlig verquerem Grund fange ich wieder an zu merken, dass ich immer noch verknallt bin. Mehr als mit den Schultern zucken und im Laufe des Tages, im Bus oder bei Fußwegen oder anderen nichtigen Tätigkeiten, vor sich hin träumen, ist, wg. Chancenlosigkeit, nicht drin.
[11h24] Ausführliche Berichterstattung bei der BBC über das französische „Kopftuchverbot“, dass korrekterweise „Verbot von religiösen Symbolen an Schulen“ heißen sollte und auch in Deutschland als Thema dräut. Startpunkt am besten hier: „Headscarf row vexes Lille Muslims“. In der linken Spalte finden sich weiterführende Links, u.a. Aussagen von muslimischen Frauen, warum sie Kopftücher tragen sowie ein Artikel über die Stellung der Frau im Islam.
Das ist nur ein kleiner Teil eines umfangreichen Schwerpunktes der BBC-Website über den Islam: „Islam and the West
[10h39] Music -- Eben sprach auf FM4 der Moderator über „Pass the Dutchie“ von Musical Youth, anno 1982, als Boygroups noch wirklich Boys enthielten.
Dabei fiel mir mein Lieblingsweihnachtslied ein. Welches aber aber gar kein Weihnachtslied ist. Aber wer sagt auch dass Weihnachtslieder immer was mit Schnee, fetten Weihnachtsmännern u.ä. sein müssen.
Culture ClubDo you really want to hurt me?“, dass es meines Wissens auch in einer langen Version gibt. Äh, sollte jemand das Ding gerade bei sich auf der Festplatte rumfliegen haben, fordere ich ihn hiermit natürlich nicht auf, es mir zuzuschicken. Wäre ja verboten und so.
[10h29] Wie gut...
... dass ich heute endlich wieder „früh“ wach geworden bin. Halb acht. Endlich wieder den total verwaisten Supermarkt geniessen können und der zirka 50jährigen Kassiererin gezeigt, wo kulinarisch der Hammer hängt. „Nein, das nennt sich 'Sternfrucht' oder 'Karambole' und schmeckt einem Apfel nicht unähnlich...“ „Das ist ein Sieb für Mehl oder, wie in meinem Fall, Puderzucker... Ja, für Kekse
... dass eben niemand an der Tür geklingelt hat. Dann wäre wahrscheinlich so ein Spruch gekommen wie „Oh, Herr Pahl, sie sehen Sie denn aus? Haben sie wieder putzige Kot-Spiele veranstaltet?“ Ob man es mir abgenommen hätte, dass es nur die jährliche Backblech-Reinigung gewesen ist?

Freitag, 19. Dezember 2003

[09h41] Politics -- Weihnachten steht an, damit heißt es wieder „Überleben, alleine in der Badewanne“. Im Rahmen diesbezüglicher Vorsorgemaßnahmen wurde heute die Jahresendausgabe des „The Economist gekauft. Die Ausgabe greift natürlich auch das Saddam-Thema auf.
Ex-UN-Waffenkontrolleur Hans Blix sprach dieser Tage in der BBC einige bemerkenswerte Worte aus, die in den Ordner „Zur Wiedervorlage“ gehören.
Speaking to the BBC's Newshour programme, Mr Blix said he hoped Saddam Hussein would now reveal the truth about his chemical, biological and nuclear programmes.
„I doubt that he will reveal any WMD, because I think both we UN inspectors and the American inspectors have been looking around and come to the conclusion that there aren't any,“ Mr Blix said.
„He might be able to reveal when they were done away with. I am inclined to think it was early in 1991 or 1992.“
Man muss sich die Ungeheuerlichkeit vor Augen halten, sollte sich die Einschätzung von Blix bewahrheiten. Demnach hätte der Irak seit über zehn Jahren keine Massenvernichtungswaffen mehr. Entweder gehören etliche Geheimdienste und Regierungen wegen absoluter Unfähigkeit oder der dreisten Lüge wegen, gefeuert. Das schreit eigentlich nach Untersuchungsausschuß, Prozeße und Amtsenthebungsverfahren.
Der „Economist“ zieht nach der Festnahme Saddams ein Résumée. Nein, nicht über die Lage des Iraks. Vielmehr wird noch einmal die Herrschaft Saddams in wenigen, aber um so bitteren Worten zusammengefasst.
As will probably become clear when he is eventually put on trial (see article ), few people or governments, in the West, the Arab world or beyond, emerge with credit from Saddam Hussein's long and sorry saga of misrule.
Saddam was no creature of the West. It was the Soviet Union that armed him to the hilt. But the bloody coup that brought the Baathists to power in 1963 may (the historians are still in the dark) have had some help from the CIA . When he invaded Iran, starting a war that lasted for most of the 1980s and may have consumed as many as a million lives, many outsiders found it convenient to use him. The West came to see him as a bulwark against the threat Ayatollah Khomeini posed to the Arab states and their oil. The French sold him aircraft and missiles, and the Americans fed him battlefield intelligence.
Arabs today castigate America for having aided the man it nowadays calls a monster. This proves American hypocrisy, they say. But Arab regimes bankrolled his war against Iran, and Arab masses cheered him on. In 1988, when the American State Department called his use of chemical weapons against the Kurds „abhorrent and unjustifiable“, the Arab League leapt to his defence. Before he invaded Kuwait in 1990, millions of Arabs -- not just the regimes but the people too -- were thrilled by his promise to destroy „half of Israel“ with chemical fire. Some Arabs, including Yasser Arafat, continued to applaud even after he grabbed Kuwait. In 1991, Palestinians climbed on to their rooftops to cheer the Scud missiles falling on Tel Aviv.

Mittwoch, 17. Dezember 2003

[13h31] „collapsing margin“, je te hais!

Die Beizbusters -- Abbeizbetriebe. Wir entfernen Farben aller Art
[10h23] Das muss putzig aussehen, wenn die „Beizbusters“ mit ihren grünen Overalls und großen Rucksäcken auftauchen, dabei „Beizbuhusstääärs“ singend, um dem fiesen Lackmonster den Garaus zu machen.
[09h22] WebDev -- Hmm. Es gibt Dinge, da bin ich felsenfest überzeugt gewesen, ich hätte sie in dogfood bereits ausgewalzt, um sie dann aber doch nicht wieder zu finden. Nun denn...
Es trug sich irgendwann im Spätsommer zu, als ein sich auf dem Absprung befindlicher Kunde sich bei mir meldete. Ich möge doch mal mit einem Herrn telefonieren, der hätte sich angeboten für des Kunden Websites „Suchmaschinen-Optimierungen“ vorzunehmen. Er hätte schon ein paar Dateien erstellt, die ich auf den Server packen sollte, aber das könne mir der Herr alles selber erklären.
Schnell fingen meine „Bullshit-Detektoren“ an, Witterung aufzunehme, wieder diesen fiesen, strengen Geruch zu spüren. Ein Dienstleister der ohne Kenntnisse der Sitestruktur (Zugangsdaten zum Server hatte er offensichtlich nicht) erstmal blind „Optimierung“ verspricht?
Der Dienstleister entpuppte sich nach Online-Recherche, als ein „EDV- und Unternehmensberater“, ein-Mann-Shop, der bis dato vorallen „Datenkonvertierungen“ anbot. Der Zeitpunkt wo ich dann auf den gelb-roten „Bullshit-Buzz-Button“ neben dem Monitor schlug und die Gelblichter anfingen zu blinken, kam, als sich der Herr Dienstleister und Suchmaschinen-Optimierer nicht so ohne weiteres in Google auffindbar war. Nicht unter den Namen, selbst nicht mit Vornamen. Auch nicht unter dem auf der Website propagierten Schlagwort „Datenkonvertierung“. Hätte ich nicht die eMail-Adresse gehabt, ich würde wohl noch heute nach seiner Website suchen.
Nach einem Blick auf die zugesandten Dateien, ein Anruf beim Herrn „Suchmaschinus Maximus“. Er arbeitet in der Tat nicht mit Voodoo oder so, sondern nur mit den zugeschickten Dateien. Gut, ich habe die Dateien kommentarlos aufgespielt.
Die Dateien waren letztendlich „Linkfarmen“. Ein Haufen von Dummy-Seiten die aus nichts anderem bestanden als Links zu nicht vorhandenen Seiten. Die ganze Seite war zwar für normale User sinnlos, enthielt aber im HTML-Code und als Links für den Kunden wichtige Schlagworte. Den Suchmaschinen soll damit ein Haufen von ultrawichtigen Seiten zum Thema x und y vorgegaukelt werden, während ein kleines JavaScript auf der Seite dafür sorgt, dass der menschliche Besucher aunbemerkt zur Homepage geleitet wird.
Wenn der Kunde mich um meine Meinung gebeten hätte, was er nicht tat, hätte ich ihm gesagt, dass ich kein Suchmaschinen-Optimierungsexperte bin, und daher dem Herrn Unternehmensberater nicht vorverurteilen würde wollen. Wenn es aber nicht klappen sollte, könne ich bereits jetzt erklären warum es nicht klappen konnte...
Der ganze vom Dienstleister erzeugte Krempel machte nicht den Eindruck als hätte sich der Herr mit der Thematik beschäftigt. So waren z.B. 80 Keyword-Einträge in den Meta-Tags drin, obwohl 1/ die Quantität der Keywords negative Folgen für die Qualität der Keywords hat, 2/ Google bereits Monate vorher berkündete, die Keywords zu ignorieren. Ausgerechnet der Seitentitel, eines der wichtigsten Kriterien für das Ranking in Suchmaschinen, war auf jeder Seite der gleiche generische Titel. Diese Arten von Linkfarmen sind „Asbach Uralt“, entsprechend muss man damit rechnen, dass sich Google & Co. darauf eingestellt haben. Schließlich: die Vorgehensweise macht keinen Sinn, da die Suchtreffer auf die Homepage verzweigen. Wer xyz-Produkte sucht, war also mitunter noch vier - fünf Klicks von seinem Produkt entfernt. Gigantische Streuverluste waren also schon quasi vorgegeben.
Heute morgen nach dem Aufstehen, don't ask me why, kam mir der Gedanke mal nachzugucken, was aus der Suchmaschinen-Optimiererei geworden ist. Vielleicht wirken Linkfarmen doch?
It made my day“. Hehehe. Linkfarmen lutschen. Per Stichproben festgestellt: bis auf eine Ausnahme, bin ich bei allen Begriffen die sowohl in der Linkfarm als auch auf der reelen Site vorkamen, besser positioniert gewesen. Schon alleine aufgrund dessen, dass viele Begriffe der Linkfarm es gar nicht erst in den Google-Index geschafft haben. Nichts wirkt bei Google besser als: Seitentitel, Dateiname, Verzeichnisname und Domainname. Und nichts wirkt bei mir am morgen besser als ein kleiner Ego-Trip.

Neulich im Postfach
[09h17] Über Nacht schlug obige Kuriosität in meiner Mailbox auf. Keine Werbung, nix, nur die „Nachricht an die Nation“ und das Bild. Absender, und auch auf dem Photo zu erkennen: „Jean-Bertrand Aristid“, der eigentlich „Aristide“ geschrieben wird, der vom oppositionelen Priester zum Diktator mutierte Präsident Haitis.

Dienstag, 16. Dezember 2003

[13h21] <music mode=„freiblasen“ volume=„max“>

</music>
[11h02] <arbeitstag mode=„autist“>
<music mode=„freiblasen“ volume=„max“>

</music>
<mittelfinger mode=„on“>
</arbeitstag>

Montag, 15. Dezember 2003

[09h47] Endlich der erste Schnee. Zumindest auf den Windschutzscheiben der Autos. Wie von den diversen Wetterdiensten korrekt angesagt: in der tiefen Nacht, wenn es keine Sau sieht, hat es bei Temperaturen von einen Hauch über Null, geschneit. Genug zum Eis-/Schneekratzen, zu wenig um sich als Fußgänger daran zu ergötzen.
Der gestrige Abend war, wetterbedingt, durchaus kurios. Hier und da wehte zwar ein etwas stärkerer Wind, aber nichts spektakuläres, als plötzlich, aus dem Nichts um zwanzig nach Zwölf (Mitternacht) draußen die Post abging. „Orkanböen“ waren nur ein milder Ausdruck. Ich hatte eher das Gefühl eine Windhose hätte Hoheluft-Ost (oder ist es schon Eppendorf-West? Lokstedt-Süd?) erfasst. Gegenstände schepperten über die kleine Straße. Eine Viertelstunde später war der Spuk wieder vorbei.
Heute morgen war es noch wolkig. Die Wolken wurden ziemlich genau entlang der Hoheluftchausse entlanggetrieben, wo sie sich hinter den Grindelhochhäuser, irgendwo über der Innenstadt oder Alster zu stauen schienen. Vor meinem Fenster ist inzwischen nicht der Hauch von Wolke zu sehen, nur Schneebedeckte Autodächer. iTunes zeigt verblüffend wenig Radiostationen der Kategorie „Eclectic“ an. Da scheint es ein Blutbad unter den Streamern gegeben zu haben. Ich greife zu „Green Lounge“, der sich als jazzlastig entpuppt. „Echter“ Jazz. Nicht dieser Zahnarzt-Dixie. Ich brauche nur daran zu denken, und meine Pumpe geht wieder auf Hundertachtzig. Ich schwöre es: irgendwann in meinem Leben werde ich noch mal einem jungen, gutaussehenden Banjo-Spieler sein Instrument über die Rübe ziehen.
Danke Adrenalin, jetzt bin ich wach.