dogfood Juli 2004 [4]

Samstag, 07. August 2004

[08h32] WebDev -- Hmmpff. Anscheinend wurden in Wordpress 1.3alpha doch noch nicht alle Trackback- und Ping-Probleme gefixt: allesaussersport: Pinging Wordpress

Freitag, 06. August 2004

[14h13] Warnung: nicht in den SPAR-Markt Hoheluftchaussee gehen (ex-Safeway). An jeder Ecke lauern gemeingefährliche Ohr-Abkauer.
Ich gehe in den frisch umgebauten Markt rein, um zu gucken was man nun alles auf halber Fläche untergebracht hat. Wie mein Blick durch die Gegend schweift, auf der Suche nach fertig abgepackten Gouda-Brocken, spricht mich auf einmal jemand an. Zwei Köpfe unter mir ist eine verhutzelte, 88jährige Frau, die mir mit dünnen, vertrockneten Ärmchen eine Packung Küchenpapier entgegenhält. Ob ich denn mit meinen gesunden Augen sagen könnte, ob das Papier Weiß sei? „Na ja, es ist eher Altpapier-grau, und...“ -- „Nein, das meine ich nicht, sondern ob da Muster drauf sind, wissen Sie, ich mag nämlich nicht dieses vollgemalte Papier“ ... der Beginn einer längeren Konversation.
Sie wäre fast blind und hätte mich gefragt, weil sie sofort gesehen habe, dass ich ein echter Mann sei (zeigt mit der Hand auf mein aufgeknöpftes Hemd und meine Shorts), nicht sowas verweichlichtes wie diese (Gemurmel), wie die Weiber (murmel).
Das Gequatsche geht weiter und ich frage mich wieso es ihr wichtig sein sollte, blankes Küchenpapier zu bekommen, wenn sie den Unterschied offensichtlich noch nicht mal bemerkt wenn sie sich die Rolle vor die Nase hält?
Heute wäre ja alles anders. Da würden die Frauen arbeiten und die Männer zu Hause hocken. Und die Kinder sollte man (Murmelmurmel) ... vor drei sollte man die sowieso nicht in den Kindergarten schicken (Murmelmurmel) ... und wie mein Mann aus dem Krieg mit seiner braunen Uniform gekommen ist und bei der AOK hier in Hamburg anfangen wollte, haben sie ihm gesagt, dass er lieber in die, na wie hieß sie noch, sagen Se mal ... na .. die SPD eintreten. Neeee, hat mein Mann gesagt, die Partei würde ja nicht vor alles schützen, hätte er im Weltkrieg Mist erzählt, hätten sie ihn auch erschiessen lassen, obwohl er in der Partei drin war (MurmelMurmel) ... die Menschen ändern sich nicht. Auch wenn alles anders ist, es bleibt dasselbe ... (Blubber) ... Früher, nicht ich, haben wir das cleverer gemacht, da haben wir uns den ganzen Tag ausgeruht und wenn der Mann von der Arbeit kam, haben wir angefangen zu arbeiten und der Mann sah das und kam an und fragte ob er mithelfen sollte ... nach dem Krieg hatten wir nicht viel, na, wie nennt man dass, sagen se, wie nennt man das, Haushaltsgeld gehabt, daher habe ich nur Grützwurst gemacht und ... ( ... Laber ... ) aber wir Deutschen, ich sagen ihnen, wenn jetzt mit der EU, da müssen wir aufpassen, sonst sind wir keine Deutschen mehr ...
Jetzt weiß ich wenigstens woher dumpfbackige Rooney-Fans ihr Dampfgeplaudere und Feindbild „Schwuchtel“ Beckham haben.
Offensichtlich froh einem Halbfranzosen mit halbverbrämtem Arier- und Kerle-Geschwätz das Ohr abkauen zu können, bedankte sie sich artig mit einem herzhaften Händeschütteln und ich ließ sie mit ihrem Kindereinkaufswagen und Krückstock alleine.
An der Kasse entpuppte sich das cent-genaue Bezahlen von 6,54 EUR abenfalls konversationsfördernd, weil die Kassiererin sekundenlang auf die Münzen starrte und man förmlich den Abacus im Kopf klackern hörte. Sie entschuldigte sich, sie wäre noch nicht auf Touren blablabla... Dann war auch mein anderes Ohr futsch.
[13h59] Ich habe heute einige von den Dingern probiert. Natürlich nur berufeshalber. Ich habe von den Organic Chocolate Thins mit Orangen-Geschmack gegessen. Hauchdünne Schokoladenobladen, nicht brutal ausgestanzt, sondern mit feinen Unregelmäßigkeiten versehen, so dass sie wie handgeschöpft wirken. 200g für schlappe 8,-EUR.
Innerhin konnte ich für die Freundin was mitnehmen, was nun im Kühlschrank wartet. Damit ich heute abend bei der Bundesliga meine Ruhe habe ;-)

Donnerstag, 05. August 2004

[13h58] Job -- Es gibt nichts ekelhafteres als Probleme von gordischer Knoten-Dimension, die man aus Lustlosigkeit und weil andere Jobs (Blogbuch...) dazwischenfunken, monatelang vor sich herschiebt... und dann hat man Zeit und Muße sich ranzusetzen (der Kunde drängelt auch etwas, verständlich) und knackt das Problem und der weitere Verlauf des projektes sieht wie eine schnurgerade Autobahn aus.
Und was könnt man sich darauf? Einen Spaziergang nach Hause und eine kühle Wohung in der man Durchzug produzieren kann.
[11h23] Music -- Lobpreiset Solid Steel, die ich mir nun schon den ganzen Morgen gebe: Eunuchen-House (Ten City), 80er-Jahre-Rap (Doug E.Fresh), 80er-Jahre-Pop (Visage), Rock (Thin Lizzy), BigBand-Soundtrack (Quincy Jones). Alles dran, alles drin.
[10h27] Heute wurde Hamburgs Lehrern anscheinend wieder Frischfleisch zugeführt. Auf meinem Weg zur Arbeit sah ich eine Menge prepubertären Nachwuchs, die von einem Elternteil an die Hand gepackt wurden und mit gesenktem Kopf zur Gesamtschule Curschmannstraße geschleift wurden.
[09h02] Die gute Tat des gestrigen Tages (sozusagen meine persönliche „Reinwäsche“, nachdem ich zuvor im Beisein eines jungen Kindes bei Rot über die Ampel ging):
Ich will Wasser kochen, gehe zur Spüle in der Küche und sehe eine Wespe benommen aus der Spüle kriechen. Sie schleppt sich langsam raus, den Wasserhahn entlang (Photo), rutscht ab und plumpst fast in den Abfluß.
Wieder kriecht sie langsam raus. Offensichtlich ist irgendwas nicht in Ordnung mit ihr, vielleicht hat sie nasse Flügel bekommen.
Ich greife zu einem Stück Papier, lasse sie raufklettern und bringe sie zum Fensterbrett, vor dem offenen Fenster. Sie klettert vom Papier aufs Brett. Aber immer noch sehr langsam. Und den Fensterrahmen kommt sie überhaupt nicht rauf.
Ich greife mir einen Teelöffel, tunke ihn in Honig und lege den Löffel der Wespe hin. Sie tastet mit den Fühlern das klebrige etwas ab und kapiert sofort was nahrhaftes da auf dem löffel ist, geht 3-4 Schritte näher ran und fängt an Honig zu nuckeln. Das geht mindestens fünf Minuten so. Sie „nuckelt“ fömrlich mit dem gesamten Körper. Nach zehn Minuten ist sie nicht mehr da. Offensichtlich gestärkt und getrocknet, konnte sie die Reise fortsetzen.
Meine Freundin ist vor Rührung hingeschmolzen. Ich sollte mir vielleicht einen kleinen Insektenzoo halten, denn ich ggf. für solche imageträchtige Barmherzigkeit immer wieder rausholen kann. War da in der Küche neben der Nachtspeicherheizung nicht auch noch diese Spinne?

Mittwoch, 04. August 2004

[19h21] So schlecht können die Ladenöffnungszeiten von 8h bis 20h nicht sein. Nach und nach ziehen immer mehr Läden mit. Zwei Supermärkte aus meinem Viertel haben auf Mo-Sa 8-20h verlängert, der Budni „umme Ecke“ macht Samstags bis 18h auf (statt 14h). Wenn jetzt noch Kleinstbetriebe 24h am Tage aufbleiben können, steht einer „Büdchen-Kultur“ auch außerhalb der einschlägigen Szene-Viertel nichts mehr im Weg.
[19h14] Drei Tage hat es gebraucht um mich wieder „wochenendreif“ zu machen.
Ich bin inzwischen zu Hause. Am liebsten würde ich die nächsten Stunden mit leerem Blick auf dem Sofa verwesen. But gotta work.
Gestern brachte mir eine Bekannte als Entschädigung für Bemühungen rund um ihren Mac Geschenke aus meiner Amazon-Wunschliste mit. U.a. die „Royal Opera House Concert“-DVD von Björk. Ich bin aber so kaputt, dass mir Philharmonisches zu anstregend ist. Ich habe stattdessen lieber die „Cambridge“-DVD von Björk aufgelegt, in denen vorallem Mark Bell im Hintergrund an den Computern fabulös vor sich hin blubbert.
[14h23] Hmmmpf. Alle Fenster und Türen sind geöffnet, der Ventilator ist mit Stufe 1 fix auf meine Fresse gerichtet. Mir ist trotzdem heiß.
Kaum war ich eine halbe Stunde im Büro, wurden alle Pläne bzgl. der heutigen Arbeit über den Haufen geworfen. Im Stundenabstand schneite ein Telefonanruf nach dem anderen herein, der mir meine Zeitpläne für heute und bis inkl. Wochenende vermasselte.
Z.B. weil eine Agentur mich, ohne mein Wissen, als Urlaubsvertretung für eine Website-Aktualisierung eingeteilt hat. Die Website habe ich zuletzt vor einem Dreiviertel Jahr angefasst. Von den drei möglichen Bereichen zum aktualisieren, ist einer obsolet geworden, ein zweiter läßt sich auf dass zu aktualiserende nicht anwenden und für der dritte Bereich besitzt eine etwas veränderte Verzeichnisstruktur. Dafür ist ein weiterer, Datenbank-gefütterter Bereich gekommen. Natürlich weiß niemand nichts über die Datenbank und ich darf aus den PHP-Anweisung raten, wie die Datenbank zu füllen ist.

Dienstag, 03. August 2004

[13h15] WebDev -- Zen Cart & Localization -> you're entering the world of pain.
[11h23] Letzte Woche hatte ich meine Versicherungsfrau im Hause, die rechtzeitig vor dem 1.12. mir neue Versicherungen andrehen wollte. Ab 1.12. müssen Erträge aus Renten- & Lebensversicherungen aus frisch abgeschlossenen Verträgen versteuert werden. Laut Versicherer-Modellrechnungen sollen knapp 50% der Überschüsse an den Staat gehen.
Was die gute Frau so nicht gesagt hatte, aber zufällig später ausplauderte: zum 1.1.2005 scheinen Versicherungsvertreter wesentlich schärfer für ihre Beratungsdienstleistungen haften zu müssen. Mit der Folge, dass es nicht mehr reicht zu sagen: „ich möchte kein Krankentagegeld in meiner KV haben“, sondern ein zusätzlicher Wisch unterschrieben werden muss „ich wurde über die Möglichkeit des Krankentagegeldes informiert blabla rharbarber...
Was aber auffällt: die unglaubliche Unfähigkeit lesbare und verständliche Angebote zu schreiben. Keines der drei schriftlichen Angebote habe ich auch nur andeutungsweise verstanden. Jeder normaler Selbständige der einem Kunden so einen KV vorlegt, fliegt normalerweise hochkant aus der Bude. Bei allem Verständnis für juristisch notwendigem Kauderwelch, aber das ganze kann man ja auch noch mit verständlichen Beiblättern garnieren... Möglicherweise ist es auch Absicht, um in einem persönlichen Gespräch Kunden zuschwallen zu können.
Wobei es mich erschüttert hat, dass die Vertreterin mir keine Auskunft darüber geben konnte, worin die Krankenkasse ihr Geld anlegt, wie der Mix aus Aktien, Immobilien etc... ist, und in welche Aktien usw....
Auch bemerkenswert: wie lange sich in der Versicherungsbranche der Neun-Nadeldrucker hält.
[11h17] Alcopops -- Die gerade einmal zwei Tage alten Gesetze zur Verteuerung von Alcopos werden auf breiter Front umgangen, indem Alcopos anders, nämlich mit Bier und Wein, abgemischt werden und damit aus der höheren Besteuerung rausfallen.
Man weiß gar nicht auf wessen Schoß man mehr kotzen möchte: dem der „Politik“, die offensichtlich nichts geahnt hat oder auf dem der Unternehmen die mit „anything goes“-Attitüde sich über gesellschaftlichen Konsens hinweg setzen.
[11h12] Beschissene Nacht gehabt, Hundemüde gewesen und trotzdem zigmal aufgewacht. Eine Episode aus der Serie „Kai lernt die Wirkung der Kaffeebohne kennen“. Also wird ab neun Uhr abends nicht mehr selbstgemachter Kaffe getrunken.

Montag, 02. August 2004

[10h10] Web -- Wer mich per ICQ kontaktieren will, sollte mir vorher per eMail Bescheid sagen, da via ICQ zuviel IM-Spam reinkommt und ich alle Anfragen blocke bei denen ich den leisesten Hauch von Verdacht habe, dass da kein Mensch aus Fleisch und Blut dahinter sitzt.

Sonntag, 01. August 2004

[19h43] Bloggen ist ja inzwischen auch nicht mehr so einfach. Wer keine Kommentar-Funktion hat, ist kein Blog, wer kein Trackback hat, ist kein Blog, wer kein Archiv hat, ist kein Blog. Wer „der Blog“ schreibt, der schon gar nicht.
Vielleicht könnte sich einfach mal jemand aufraffen und eine Checkliste schreibe, wann man ein Blog machen darf und wann nicht. Wann man ein blogwertes Leben führt und wann nicht. Das der RTL2-Zuschauer offenbar per se kein blogwertes Leben führen, dass haben ja die warmen Reaktionen in der Blogosphäre hinreichend gezeigt.
Dann lieber eine Kölner Bloggerin (bzw.: keine Bloggerin, weil kein Trackback und eine keine von A-Bloggern sanktionierte Schreibfrequenz) wie weiland Sau durch das Blogger-Dorf treiben, weil sie nicht für repräsentativ gehalten wird. Les blogs, c'est moi.
[16h12] WebDev -- Bei Boxes And Arrows wurde vor zwei Jahren (ja, solange können URLs bei mir auf Halde liegen!) eine dreiteilige Analyse über Parallelen zwischen Websites und US-amerikanischen Einkaufszentren geschrieben. Man anfangs an den Haaren herbeigezogen aussehen, aber sowohl Sites als auch Malls versuchen Kunden/Leser anzuziehen und bedienen sich dazu Inhalte/Angebote, Architektur/Layout und Branding. En passant gibt Saul Carliner auch einen kleinen Abriß über die Soziologie von Malls.
Lessons for Web Design from Mall and Retail Design:
Inconspicuous Consumption
Big Boxes and Shoppertainment
Designing for Real People
Am Anfang des zweiten Teils steht eine interessante Warnung: „Most innovation on the web will involve some element of risk. Most proposed innovations are years ahead of the available research on web design.“. Will sagen Learning by Trial and Error.
Carliner zeigt, dass nur diejenigen Ladenketten überlebten, die adäquat auf die soziologischen Veränderungen der 70er (Frauenbewegung, mehr arbeitende Frauen -> weniger Zeit für Shopping -> Suche nach Bequemlichkeit (Convenience) und Preisbewusstsein) reagierten. Ein Mittel dazu, war die Fokussierung auf Themen oder Angebote. Statt „one size fits all“ (einer für alles), „divide and conquer“ (teile und herrsche).
Shopping Malls nehmen architektonische Veränderungen vor, um Besucherströme zu steuern, „low traffic“-Bereiche durch die Attraktivität von „high traffic“-Bereiche zu pushen oder einfach um durch Innovation die Nase vorne zu behalten.
Konventionen sind gut, dürfen aber nicht zugunsten der Langeweile Innovationen killen.
[14h06] Woran merkt man, dass man eine geile Wohnung hat? Daran dass man mit zwei offenen Fenstern Durchzug quer durch die ganze Wohnung machen kann und es genau die richtige Brise gibt, nicht zu stark, nicht zu schwach. Die Palmen wiegen sich leicht in der Luft, die Häärchen auf der Haut bemerken nur einen Hauch von Zug, die Jalousien blocken die allzudirekte Sonneneinstrahlung ab und die Zimmer werden wie indirekt illuminiert.
Einfach nix tun, außer Surfen, Fernsehgucken, Radio hören und Essen. Das stelle ich mir unter „Batterien-Aufladen“ vor.
Und seit neuestem trinke ich sogar Kaffee. So was kommt vor, wenn der Besuch Kaffee und die Freundin so'ne Quetschpresse da lassen.