dogfood Oktober 2004 [2]

Donnerstag, 14. Oktober 2004

[15h07] WebDev — Mal einen ganz anderen Aspekt der OLG Hamm-Entscheidung („Webdesign hat keine genügende Schöpfungshöhe für Urheberrecht“) in die Runde eingeworfen:
Was für Konsequenzen hat das steuerrechtlich? Müsste die Schlussfolgerung nicht sein, dass Webdesigner nicht Freiberufler, sondern Gewerbetreibende sind und damit buchführungspflichtig sind (doppelte Buchführung)? Plus Zwangseintrag in der IHK, Anmeldung als Gewerbetreibender, Eintrag ins Handelsregister blablabla...
Bereits ohne OLG-Entscheidung ist das WebDesigner-Dasein ein steuerrechtlicher Zwitter, der möglicherweise in einer Multimediastadt wie Hamburg progressiver behandelt wird, als vom Finanzamt Hintertupfingen. Die OLG-Entscheidung macht das Verargumentieren seines Freiberufler-Daseins nicht wirklich einfacher. Siehe zur Defintion von „Gewerbetreibender“ und „Freiberufler“ auch e-lancer NRW: [1], [2]
[06h10] Noch so ein kleines Geschenk vom Schicksal. Ich muss heute abend zur einer Präsentation vor einem Gemeindeausschuß mit der Regionalbahn rausfahren. Diese fährt normalerweise nur alle halbe Stunde, was völlig okay ist, denn der Termin beim Kunden war meistens so getimt, dass es genau hinhaute.
Heute sieht es dagegen anders aus, anderer Ort, andere Uhrzeit. Ich schaue auf den Fahrplan und was entdecken meine wunden Augen: zur in Frage kommenden Ankunftszeit fahren binnen zehn Minuten gleich drei Züge.
[05h58] Gutes Omen an einem wichtigen Tag für mich. Die ersten drei Entscheidungen des Arbeitstages waren richtig.
1/ Mich auf dem Weg zur U-Bahn von der schnell gehenden Frau „mitziehen“ lassen, im Glauben ihr zügiges Tempo verrät die Pendlerfrau, die U-Bahn-Connaisseuse, die genau weiß wann die nächste U-Bahn fährt. 2/ Die letzte Kreuzung vor der U-Bahn diagonal abgekürzt und die vermeidliche U-Bahn-Frau hinter mich gelassen. 3/ Beim Rüberrauschen der U-Bahn über die Brücke nur kurz gezögert und trotz der Zweifel ob ich es schaffen würde, die 50m losgesprintet, Rolltreppe raufgerannt und in den letzten U-Bahn-Wagen reingeworfen.
Erster Adrenalinstoß des Tages, erster Schweißausbruch des Tages. Nur dieses Magengrummeln ist das gleiche wie von heute nacht. Scheiß Kaffee.

Mittwoch, 13. Oktober 2004

[09h05] Dadurch dass ich mir in den letzten Tagen die Vorfahrt im Badezimmer schnappe, bin ich jeden Morgen eine halbe Stunde früher, um halb acht unterwegs.
Eine halbe Stunde die viel ausmacht. Die Sonne schleppt sich gerade müde über den Horizont. Der Himmel besitzt noch die Klarheit der Nacht, keine einzige Wolke am Himmel. Auch die Kälte der Nacht zieht noch durch das Mark, das Laub und die Gräser dünsten die Feuchtigkeit der Nacht aus. Es ist eigentlich ein Handschuh-Wetter.
Der Himmel geht vom Violett-Orange des Sonnenaufgangs in das helle Blau des Vormittags über. Einige Flugzeuge durchschneiden die Bläue und hinterlassen einen Kondensstreifen-Schwanz der golden im Sonnenlicht schimmert und sich grandios vom jungfräulichen Himmel abhebt.
Kaum Kinder auf der Straße, die Bäckereien und Cafes sind noch karg gefüllt, im Schanzenviertel herrscht noch eine ruhige Lässigkeit. Das Tagwerk wird vorbereitet.
Nur eine Stunde später kommen von der Elbe kleine, geflockte Wolken aufgezogen, die ein bißchen an pubertären Bartflaum erinnern. Die Größe die der Himmel noch vorher hatte, ist verschwunden.
[08h49] Mein Stolz des gestrigen Abends: ein neues Breadcrumb-Skript. Nur noch ein Drittel so groß und etwas flexibler als die erste Version.
Heute morgen dann mit LinkChecker (für OS X auch via Fink erhältlich), meinem wichtigsten Werkzeug der letzten zwei Tage, die Site überprüft: scheint wirklich sauber zu arbeiten. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich vielleicht besser geschlafen, statt nachts um vier aus einem Traum in dem ich durch Eimsbüttel umherirre, aufzuwachen.
Ob ich meine Freundin zuerst getreten habe oder sie mich, bleibt noch Gegenstand zukünftiger Diskussionen.
[08h44] Weiß jemand aus dem Publikum zufällig wie man beim Mac die „Start-Grafikkarte“ bestimmen kann? Mit anderen Worten, die Grafikkarte/Monitor auf dem z.B. das Anmeldefenster erscheint? Nein, dies wird anscheinend nicht durch das Kontrollfeld „Monitore“ geregelt (via Verschieben der Menüleiste in den Thumbnails).
Und noch eine Frage an das Publikum: Beeinflußt eine langsame Zweitgrafikkarte die Geschwindigkeit der schnellen primären Grafikkarte?

Dienstag, 12. Oktober 2004

[17h57] Software — Bei der OS X-Installation der Freundin wurde auch ihr frisch aktualisiertes Golive CS auf den OS X-Rechner gepackt. Adobe, Adobe, Adobe... Was soll man sagen... In Adobe Golive CS funktioniert copy/paste per Tastenkürzel oder Menü nicht mehr!
Wie man den Adobe-Support-Foren entnehmen kann, ist meine Freundin kein Einzelfall. Das Problem ist Adobe seit Erscheinen von Golive CS, sprich seit Ende letzten Jahres bekannt. Pro Woche entstehen zu diesem Thema 1-2 neue Threads. Keines der bisher erschienenen Updates vermochte das Problem zu beseitigen. Ein Support-Mitarbeiter gibt sich ratlos und empfiehlt copy/paste per „Rechts-Klick-Menü“ als Workaround.
Auf ein Wort: ich kann mich nicht entsinnen bei einem derart teuren Software-Produkt einem derart grundlegenden Bug begegnet zu sein, der vom Hersteller binnen zehn Monaten nicht „gefixt“ worden ist.
Wird Softwarekauf bei Adobe nun zum russischen Roulette? Funktioniert, funktioniert nicht?
[12h40] Nun isse endlich da, die bei Cyberport per „Expressbestellung“ verschickte Sendung: Grafikkarte und LC-Display. Entgegen der Zusage der entsprechenden Sachbearbeiterin wurde mir die Expressbestellung natürlich doch angerechnet, da wird also demnächst eine Mail an den Kundenservice von Cyberport fällig.
Die Installation der ATI-Software hat länger gedauert als der Einbau der Grafikkarte und der Anschluß des Displays. Lasche vier Neustarts waren nötig: einmal nach der Installation der Treiber, dann nach dem Update der Treiber, dann nach dem Update der ATI-Konfigurationssoftware und dann nach dem Update des Firmware-ROMs auf der Grafikkarte.
Am Ende des Tages stehen knapp 100Pixel mehr rechts, knapp 200Pixel mehr unten dran, das ganze bei zirka 1cm links und rechts mehr Bildschirmfläche. Das Display ist unglaublich farbkräftig, besonders wenn man den Röhrenmonitor daneben stehen hat (seine zweite Karriere ist die eines „Palettenmonitors“) oder das Powerbook-Display zu seiner Linken.
Das LC-Displays nun auch für Normalverbrauch erschwinglich sind, tut den Herstellern von Büromöbeln nichts gutes. Ich könnte auf die zweite Tischreihe IKEA Effektiv verzichten, meine Tischfläche um 60cm Tiefe reduzieren.

Montag, 11. Oktober 2004

[19h44] Der Legendenbildung wird es wahrscheinlich kein Einhalten bieten, dazu ist sie zu sehr pointentauglich, aber Dons Behauptung unser erster Kontakt wäre entstanden, weil ich „einen seiner journalistischen Texte einfach entwendet und in ein Blog gestellt“ habe, ist nur die eine Hälfte der Wahrheit.
Der allererste eMail-Kontakt entstand — ich gucke gerade nach — im Oktober 2002, weil er mich mit einem Dotcomtod-Sentinel verwechselte. Drei Tage später, offensichtlich hat er sich zwischenzeitlich durch das Archiv gewühlt, fiel ihm eine längerer Passage aus dem Februar 2002 auf dogfood auf, in der ich den Großteil einer DCT-Meldung übernommen habe. Dummerweise hatte ich just bei dieser Passage die Quelle vergessen. Ich weiß nicht mehr was war, ob ich den Link auf Dotcomtod oder den Namen Don Alphonsos nicht drin hatte. Wiewohl dieses Versäumnis die Ausnahme und nicht die Regel war, dies zeigte ein Blick ins Archiv, war damit der Keim für die Legende gelegt...
[15h23] WebDev — Erkenntnisgewinn des heutigen Tages: der wichtigste CSS-Befehl für NN4 ist border: 1px none #ffffff;.
[10h08] TV — Wer heute bei „Stromberg“ vor Lachen vom Sessel plumpst, sollte immer daran denken: Stromberg ist eine schamlose Kopie der Mitte April an dieser Stelle erwähnten BBC-Serie „The Office“. Schade, dass sich noch kein Sender bereit gefunden hat, das Original auszustrahlen (Hallo Arte!!).
Der an und für sich geschmackssichere Harald Keller meint zu Stromberg in der FR:
Umso beklagenswerter, dass Herbst nicht Gelegenheit gegeben wurde, eine ähnlich realitätsnahe Figur zu entwickeln. In der achtteiligen Reihe Stromberg muss er Gervais kopieren. Das macht er ganz ordentlich, und wer das Original nicht kennt, wird sich an seiner Interpretation eines Kotzbrockens wohl ergötzen. Doch liefert Herbst nur einen Abklatsch — in Anbetracht seiner Begabung eine traurige Verschwendung.
man vergleiche nur die Websiten zu den Serien... Das sagt alles. BBC „The Office“ vs. Pro Sieben „Stromberg“. Das Original gegen das kleine Karo.
[10h02] Ahnungslos spätabends mal eben ein paar von der Freundins Pringles „Cheese & Onions“ gegessen. Folge: Übelkeit am Morgen und das Gefühl dass aus dem Darm nur noch Glutomat kommt.
Dagegen 1A: Pennys „Feine Eierplätzchen“ (von Akela). Genau die richtige Konsistenz. Sobald ein Eierplätzchen den Speichel im Mund erblickt, wird es sofort weich und entfaltet seinen vollen Geschmack. Das Eierplätzchen-Produzieren ist eine offensichtlich diffizile Geschichte. Die Eierplätzchen bei „Sky“ sind z.B. hart wie Zwieback. Da passiert dann im Mundraum auch nicht mehr viel. Und der Geschmack muss irgendwo zwischen Troplowitzstraße und meiner Wohung entfleucht sein. Nei den Sky-Eierplätzchen war er jedenfalls nicht mehr zu finden.

Samstag, 09. Oktober 2004

[17h48] Ekelerregendes Bild des Tages — An der Tür des Supermarktes wartet eine ältere Frau mitsamt ihres Köters, einem beige-grauen Mops. Der Mops hat sich breitbeinig hingesetzt, zwischen den dunkelbeigen Beinen hat sich auch der dunkle Lümmel des Mops auf den Boden gelegt. Und keck aus der Vorhaut lugt die grellpink leuchtende Eichel die spitz wie ein Kegel zuläuft.
Bizarres Bild des Tages — Der ältere Herr, Fuffzich oder so, ist von seinem Fahrrad gefallen. Zumindest liegt er so auf dem Boden, den Sturz selber habe ich nicht gesehen. Unweit von ihm liegt ein eingepackter Blumenstrauß auf dem Bürgersteig, während er auf dem Boden sitzend, das Fahrrad zwischen den Beinen eingeklemmt, an seinen Beinen rumfuchtelt.
Bizarr wurde es dadurch, dass er dann seine Unterschenkelprothese abnahm und an dieser werkelter, irgendeine Schnur um die Prothese wickelte. Dabei sah die Protese wie ein Puppenbein aus: eine hohle Plastikröhre in dem typischen, künstlichen hautfarbenen Puppenkunststoff.
Disclaimer: natürlich habe ich den verunfallten Herrn gefragt ob er Hilfe bräuchte. Er lehnte dankend ab und blieb noch mindestens zwei weitere Minuten auf dem Boden sitzen, ehe ich um die Ecke bog und ihn aus den Augen verlor.
[17h43] Nachtrag zu Cyberport: inzwischen kam ein Anruf des Callcenters. Kleinlaut wurde eingeräumt, dass die Sendung noch gar nicht unterwegs ist. Soviel also zur Definition von „vollständig ausgeführt“ und „ausgeliefert.
Man will die Sendung nun am Montag auf den Weg bringen, per Expresszuschlag ohne dass ich jenen Zuschlag zahlen müsste.
[15h08] Medien — Zwischen den Zeilen kann man im SPIEGEL nachlesen, wie das wirklich war, mit dem Aus der „Anke Late Night“. Nach einem verunfallten Interview der dauerfreundlichen Laberbacke Schawinski ist Engelke ausgetickt und Schawinksi musste schleunigst von Cannes nach Köln fliegen um bei Anke Engelke den Brand auszutreten. Zu spät, Engelke hatte die Schnauze voll und binnen Stunden wurde mit Engelke und Brainpool das Prozedere der Vertragsauflösung geklärt.
[12h56] Gestern abend habe ich meinen Ex-Zimmerkollegen aus der Werbeagentur in der neuen Heimat der Agentur am Rathausmarkt besucht. Heh, drei Stunden Geek-Talk und sich gegenseitig die Mac-Tipps um die Ohren gehauen.
Er hatte zum Test von seinem Dienstleister eine Woche lang einen 1,8-G5-Mac unterm Tisch gehabt und mal ein bißchen die Muskeln spielen lassen. Und so ging die Sonne hinter der fantastischen Kulisse der Kirchtürme und Bürohäuser der Altstadt unter.
[12h51] Zweite Präsidentschaftsdebatte gerade gehört, Audio-Stream z.B. wieder bei NPR.
Die Debatte, diesmal mit vorgesiebten Zuschauerfragen, war wesentlicher angriffiger und nicht so trocken als die erste Debatte.
Ich bin überrascht wie stark immer wieder, auch durch die Zuschauerfragen, der Irak-Feldzug in den Mittelpunkt gerückt wurde. Es scheint wirklich zum zentralen Punkt zu werden, nicht die wirtschaftliche Situation, die durch die Rezession auch debattierfähig wäre, nicht die Bildung oder Krankenversicherung.
[12h35] Interpretationen des Begriffes „Expresslieferung“. Bei Cyberport am Donnerstag Mittag bestellt und Expresslieferung gegen Zuschlag von knapp 12,— angetickt. Garantierte Auslieferung am nächsten Werktag zwischen 8h und 12h, sofern Bestellung bis 17h abgeschickt wird.
Anruf von Cyberport um 17h15 mit Nachfrage bzgl. der Kontaktdaten. Geklärt, Sendung geht raus. War das der Anruf der Cyberport als Alibi dienen würde, wenn die Dinger nicht bis Freitag 12h bei mir sind?
Freitag 12h verstreicht, keine Ware, also gut, üben wir in Demut und ärgern uns nur ein wenig, dass Cyberport am Donnerstag 5h gebraucht hat, um nachzuhaken.
Samstag. Wieder früh aufstehen um einen etwaigen DHL-Wagen ab acht in Empfang zu nehmen (Expresslieferung ist inkl. Samstag). Samstag 12h vertreicht, ich stehe immer noch mit leeren Händen da.
Die Cyberport-Website erwähnt dass die Auslieferungsmail von Cyberport mit Trackingnummer kommt. Tat sie nicht. Die eMail-Anfrage des Lieferstatus wird nach 5 Minuten (automatisch?) beantwortet. Ohne Trackingnummer, dafür mit der Bemerkung „Ihr Auftrag wurde vollständig ausgeführt. Folgende Artikel haben wir bereits ausgeliefert:
„Ausgeliefert“?? Anruf bei Cyberport. Ergebnislos. Kraft der Interpretationsfähigkeit der Call-Center-Angestellten bezieht sich „vollständig ausgeführt“ und „ausgeliefert“ auf die Übergabe der Waren von Cyberport an die DHL. Mehr könne sie nicht sagen, da Cyberport die Trackingnummern erst am Montag bekäme.
Doh? Irgendwie habe ich den Sinn der Trackingnummern bei DHL und elektronische Datenverarbeitung im allgemeinen nicht begriffen, scheints mir.
[12h15] Aus der Abteilung Hosenkauf: mit wachsender Reife erkennt man an, dass es durchaus komfortabler, weil ruhiger, bei C&A (meinem alten Sockendealer, immer zufällig dass 5er-Pack Socken unter 10 EUR) einkaufen läßt als bei H&M. Zumindest in Sachen „Hipness“ nehmen sich beide nicht viel, preislich liegen beide auf Augenhöhe und qualitativ können die C&A-Sachen nicht schlechter sein als H&M. Drunter geht einfach nicht. Aber dafür muss man bei C&A nicht schlange stehen, wenn man in die Anprobe will.
Mit 1m76 gehört man inzwischen zum Bodensatz der männlichen Bevölkerung. Beim „Browsen“ durch die Kleiderstangen bin ich mir aber vorgekommen, als hätte man mir noch einmal nachträglich die Unterschenkel amputiert. Länge „34“ minimum, mit Glück „32“, von „30“ gar nicht zu reden... Wobei, wenn „30“, dann auch meistens eine sehr offensive Auslegung von „30“. An die Hüfte gehalten, schlabbern die Hosenbeine am Fußende meistens noch 1m weit weg von mir.

Freitag, 08. Oktober 2004

[08h38] Medien — Die Einschläge rücken näher. Die Frankfurter Rundschau“ berichtet heute wie der Springer-Verlag gegen einen famosen BILD-kritischen Artikel im Tagesspiegel gerichtlich vorgeht.
Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit bis der Springer-Verlag den Fehler begeht und mit seiner Staffel Anwälte versucht das BILDblog runterzuholen (und dem Blog dabei vermutlich noch mehr PR zu geben)