dogfood Oktober 2004 [3]

[09h49] Großes Boxen drüben in den USA. In der einen Ecke stehen Tucker Carlson und Paul Begala, Brüder im Geiste von Hauser und Kienzle. Letzterer gilt als linksliberal und ersterer ist der Jungspund mit Fliege als konservativ. Beide moderieren eine lärmende Talkshow auf CNN „Crossfire“.

In der anderen Ecke steht Jon Stewart, Bruder im Geiste von Rudi Carell. Er moderiert „The Daily Show“, nicht unähnlich „Rudis Tagesshow“ minus gespielte Sketche plus Talkgast mit Interview. Wiewohl im kleinen Kabelsender „ComedyCentral“ ausgestrahlt, ist die Sendung als „Gegengift“ für die uniformen und meist staatstragenden Nachrichten der großen Networks immens populär geworden. So populär dass CNN International an Wochenenden nachts „Best ofs“ der Woche ausstrahlt.

Und irgendwann unter der Woche lud „Crossfire“ den Jon Stewart in die Sendung ein und Stewart zeigte sich enorm angriffig gegenüber die Dünnsinn-Sendung „Crossfire“ was dem Tucker „Babyface“ Carlson mächtig die Fliege ondulierte.

Daraus entstanden superbe zehn Minuten bei dem Jon Stewart den Tucker Carlson sauber auflaufen liess. Nachzulesen bei Salon (FreePass muss erklickt werden) und inzwischen als Video zu sehen ([QT]).

Als CNN und Tucker Carlson vier Fragen einblendete, die Stewart in der Vorwoche John Kerry stellte um Stwart wg. den laschen Fragen ans Bein zu pinkeln, antwortete der amüsiert „Jungs, kein Problem, wenn ihr euch mit einer Comedy-Sendung vergleichen wollt“ Tucker Carlson wurde immer erregter und kochte innerlich.

Wie mir mein US-Korrespondent Siebenviertel inzwischen mitteilte, ist der Streit längst in die nächsten Runden gegangen. „Crossfire“ schneidet täglich Soundbites aus Stewarts Anfangsmonologen heraus und versucht ihn als Loser hinzustellen. Stewart wiederum nimmt am Folgetag die „Crossfre“-Sendung auseinander.

Das ist jene Portion Schlammcatchen die Kerner und TV Total“ abgehen.

[08h15] Reading — Am Freitag, ich weiß nicht mehr warum, habe ich mir das aktuelle „Epoche“-Sonderheft der GEO gekauft (die mit dem schwarzen Rahmen) „Der erste Weltkrieg“.

Für Historiker vielleicht ein billiges „Readers-Digest“, aber bereits nach den ersten fuffzich gelesenen Seiten kann ich sage: beeindruckend.

Die Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges kennt man nur aus der Mikrosicht von Soldaten z.B. von „Im Westen nichts Neues“ oder meinem Kubrick-Lieblingsfilm „Paths of Glory“, kennt aber kaum den Gesamtkontext.

Mit guter Allgemeinbildung weiß man vielleicht um die Wilhelm Zwo-Attitüde vor Kriegsausbruch, Stichwort „Platz an der Sonne“, aber die Details und Zitate der Tage um den Anschlag von Sarajevo herum, da bleibt einem die Spucke weg.

Aufschlußreich auch ein langer Artikel der vor allem um die Schlacht von Verdun beschreibt. Erstmals lese ich von einer Beziehung zwischen der für Franzosen enorm demoralisierenden Schlacht und dem passiven Verhalten der Franzosen 39/40. War mir nie so klar, aber macht Sinn.

[17h09] Die Situation bei Opel Bochum finde ich nett: GM-Firmenzentrale meint per ordre de mufti Manager-Fehlentscheidungen via Rasur der Arbeiterzahl ausgleichen zu müssen.

Denkste Puppe. Der Adrenalin kennt keine Grenzen und wenn man mal wieder die Gewerkschaften braucht, sind diese nicht zur Stelle, sondern rennen verzweifelt ihren vorneweg laufenden Mitgliedern nach.

Die Mitglieder streiken einfach, ohne der Gewerkschaft Bescheid zu sagen oder vorher bei der Firmenleitung Formblatt 3A in doppelter Ausfertigung einzureichen. Und Globalisierung und schlanker Fertigung sei Dank, reichen 3-4 Streiktage aus, um Kurzarbeit in anderen europäischen Werken auszulösen und Aufmerksamkeit französischer und britischer Sender auf sich zu ziehen.

Die ganze Arroganz von General Motors ist in einem SPIEGEL-Interview zu lesen. Ich freue mich, dass den Herren der Böller bereits in der Hand explodiert ist.

[17h06] Das Bild des Tages, zumindest für mich, war der Kunde. Ich starrte auf seine Hände und sah wie er den Kugelschreiber knetete und wie die Fingerspitzen weiß wurden. Ich wartete drauf, dass der Kuli zersprang.

Ich gebe zu, den ganzen Tag lang, sehe ich vor meinem geistigen Auge diese Finger und diesen Kuli.

Ich bin natürlich unschuldig.

[09h56] Die Morgen beginnen bei mir momentan immer mit einem gewissen Magendrücken. Zu lang die ToDo-Liste die am Tag abgearbeitet werden muss, zu dicht die Projekte und die Korrekturen. Zu vieles muss abgearbeitet werden und alles was nicht irgendwie terminlich fix ist, wird bei mir auf die mehr oder weniger lange Bank geschoben.

Es fühlt sich so an, als wäre es nun das vierte Wochenende in Folge an dem ich durcharbeiten muss und es ärgert mich massiv. Das Magengrummeln ist Ausdruck des Stresses, Terminpanik und Wut.

[09h24] Dann doch ziemlich beeindruckend, an diesem etwas dunstigen Abend: St.Pauli spielte gestern gegen den Chemnitzer FC. Der Schein der Flutlichtanlage war ins tiefste Eimsbüttel, Osterstraße, zu sehen und immer wieder konnte man sogar Sprechchöre hören. Knapp 40 Fußminuten bzw 4km entfernt, über drei Hauptstraßen hinweg, mitten im Herzen Hamburgs. Und Chemnitz war dabei nur der Tabellenletzter (Endergebnis: 0:0).

[17h15] WebDev_Software — Wie fett ist das denn? ActionScript IDE mit Apples XCode? Passt, brauche ich gerade, werde ich antesten (sofern es auch AS1.0-tauglich ist): „ Custom Flash/ActionScript 2.0 project framework templates in XCode with Test Movie“

[16h36] Bisheriger Arbeitstag in Kurzfassung:

Wohltuende Wirkung von Fischsuppe bei Schabi gg. Kopfschmerz und Müdigkeit.

Egotripping wg. überraschend gutem Vorankommen bei einem Flash-Projekt

Entsetztes Kopfschütteln bis hysterisches Lachen bei einem Meeting bzgl. eines Projektes, bei dem der Kunde das Konzept derzeit im Wochenrythmus wechselt. Wir haben uns nun auf eine bestimmte Interpretation des Konzeptes geeignigt und müssen den Kunden noch davon überzeugen.

[08h33] Heute mal im Radiocheck: Radio EINS vom RBB, durchaus häufiger positiv in den Medien erwähnt.

[08h23] Gnagnagna. Der Kundentermin gestern abend ging reibungslos über die Bühne. Man war im allgemeinen mit der Website glücklich, der Ausschuß hat grünes Licht gegeben. Ich würde gerne mehr über den Ausschuß schreiben, aber bei aller Offenheit, ich würde hier greift dann doch die Verschwiegenheitspflicht.

Diese große Etappe wäre erst mal abgehakt. Nächster großer Termin Montag früh. Vortanzen mit einem Flash-Prototypen. Der steht soweit, übers Wochenende muss noch „Eyecandy“ rein, von daher wird das wieder nix mit „fauler Haut“. Irgendwann nächste Woche muss ich mir einen „day off“ nehmen.

[08h05] Vor einigen Tagen, ein Kollege in ICQ (alles selbstredend anonymisiert bzw. Namen verändert):