dogfood November 2004 [4]

Dienstag, 30. November 2004

[08h34] Scheiße. So müde, das ich heute bei Penny versehentlich Trinkschokolade statt Instant-Cappuccino. Die Packungen sind nahezu identisch... Morgen schon versaut.

Samstag, 27. November 2004

[11h47] Job — Ich habe mich gestern furchtbar in eine Sache verrannt: die Animation eines amorphen Objektes das sich zu allem Überfluß auch noch um zwei Bewegungsachsen drehen kann.
Ich dachte mit Papier und Zeichentablett würde ich es schneller hinkriegen. Au contraire. Illustrator ist offensichtlich Weapon of Choice. Im Illustrator kann ich schneller und besser mein eigenes perspektivisches Raster zusammenbasteln und die Beschränkung auf Vektoren verhindert dass die Form zu amorph wird, vereinfacht das Objekt. Zudem hat der Kunde ein Design ausgewählt, das kantig und „ungelenk“ daherkommt und damit gut zur Kantigkeit des Illustrators passt.
Und sollten die Blog-Einträge etwas ungelenk rüberkommen, ich bin offensichtlich etwas „alle“. Beim ersten Drüberlesen sehe ich, dass ich heute massenweise Bchstabn und Wrter verschlucke.

Freitag, 26. November 2004

[21h41] Media —Durchaus interessantes, weil ausführliches Interview in der „Berliner Zeitung“ mit Radio Eins-Musikredakteur Peter Radszuhn. Was macht eigentlich so ein „Musikredakteur“ und warum Computer zur Erstellung von Musikprogrammen nicht notwendigerweise schlecht sein müssen.
Und mit nahezu jedem Satz den Radszuhn sagt, wird die Schlechtigkeit von normalen Formatradio deutlich. Anders formuliert: Radio Eins ist ein beispiel das Mainstream-Radio durchaus hörbar sein kann.
[06h08] Ich war gestern bei einem Kunden am Rathausmarkt. Ich habe das Gefühl das „en-passant“ die Gegend zwischen Rathaus, Börse und Hafen in den letzten Jahren eine massive Weiderbelebung erfahren haben. Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis inzwischen hinlänglich viele die mit ihrem Büro oder Agentur in der Nähe der Speicherstadt, des Rödingsmarktes oder am Rathaus sitzen. Gradmesser dafür ist vielleicht auch die irrsinnige Zahl an Coffeshops im Viertel. Alleine das Balzac (Hamburgs Starbucks-Surrogat) ist zweimal vertreten.
Rathausmarkt
Hamburger Rathaus
In den Räumlichkeiten des Kunden hat man auch direkte Sicht auf den Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt. Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Rathaus blau illuminiert und die Spitze mit irgendwelchen funkelnden Lichtern versehen.
Das „Highlight“ ist dann Schlag Sechs die Einkehr des Weihnachtsmann, der vorher unauffällig per Hebekran in seinen Schlitten in 3 Meter Höhe gehoben wurde.
Wenn das Rathaus dann Sechs schlägt, wird die Lautsprecheranlage angeschmissen, US-Weihnachtslieder erklingen und der Weihnachtsmann fährt mit Schlitten und unten drangeditschten Engel auf Styroporwolke zur Mitte des Platzes und erzählt eine Geschichte. Konnte ich nicht hören, denn ich war bemüht den Rathausmarkt zu durchqueren, was um diese Zeit locker eine Viertelstunde in Anspruch nimmt.
Man geht zwischen den Buden die norwegische Holzwolle, estische Rollkragenpollunder oder lettische, mundbemalte Christbaumspitzen verkaufen, tritt auf irgendwelche Köter oder Kinder und schlägt Passanten versehentlich die Kamera aus der Hand.
Nach fünf oder zehn Minuten hat es sich auserzählt, US-Weihnachtsschlager werden eingeblendet, Hanseaten älteren Datums singen beschwingt und/oder -schwipst mit. Der Weihnachtsmann braust samt Anhang weiter gen Riesenchristbaum, wo seine Fahrt aber mit zunehmender Steigung so schnell erschlafft, dass sich die Behauptung anbietet: der Weihnachtsmann ist im Bett eine Null.
Weihnachtsmann
[05h59] TV — Nachtrag von gestern: Marcus hat mir wg. Christian von Ulmen gemailt. „Unter Ulmen“ ist seinerzeit auf Wunsch von Christian von Ulmen ausgelaufen, nicht von MTV abgesägt worden. Die selten gewordenen Auftritte erklären sich aus Filmdreharbeiten von Seiten von Ulmens. In Sachen Fernsehshow ist aber was in der Pipeline.
[05h43] Heute noch eine halbe Stunde früher aufgestanden. Bilanz: zehn Minuten durch Eimsbüttel (bis Altonaer Straße): zwei erleuchtete Fenster (abzüglich Weihnachtsbeleuchtung o.ä.) und sechs Passanten (drei Heimkehrer). Zehn Minuten Schanzenviertel: drei erleuchtete Fenster (abzgl. Schaufenster + Kneipen/Bars) und drei Passanten (abzgl. alkoholisierte Kneipengänger)

Donnerstag, 25. November 2004

[10h01] Gulp, 114 zu zeichnende Animationsphasen. 107 to go...
[06h46] TV — Die Brutalität und Schmerzlosigkeit mit der MTV VIVA abwickelt, verblüfft mich. Stefan Niggemeier/FAZ zufolge fliegen raus: Sarah Kuttner Show, Interaktiv, MTV Select, MTV Spin (Markus Kavka) und Mixery Raw Deluxe.
Nach dem Aus von „Fast Forward“ gibt es so ziemlich genau null Independent/Alternative-Musiksendungen und null HipHop-Sendungen auf den vier MTV-Kanälen. Wo ist eigentlich Christian von Ulmen abgeblieben? So wie es aussieht ist „Unter Ulmen“ seit längerem gekickt worden und hat nur noch alle 14 Tage freitags einen Auftritt in MTV Select. Gehabt. (siehe Nachtrag)
Ich bin kein Betriebswirtschaftlicher. Vielleicht kann ich es daher nicht nachvollziehen, dass man alles rauskickt, was Profil hatte. Was für einen Sinn hat eigentlich der Kauf von VIVA gemacht, wenn MTV dort alles, wirklich alles zerschreddert? Zwei Frequenzen im Kabelnetz für 310 Mio?
Ich behaupte seit langem dass die deutschen Medienaufsichtanstalten nicht genügend Eier haben um bei Verschlechterungen von Programminhalten Sender zu kicken. Nur deshalb darf ein Sender wie 9Live noch ungestraft eingespeist werden. Viel mit dem einst via Championsleague-Senderechte ins Kabelnetz plazierte TM3 hats nicht mehr zu tun. Mal sehen was die Anstalten nun aus der Fragestellung „braucht Deutschland wirklich vier Eigentlich-Nicht-Musik-Fernsehkanäle?“ machen.

Mittwoch, 24. November 2004

[15h51] Brille or not — Beschäftigungstherapie für die U-Bahn: sich Leute ausgucken und beobachten ob es Brillenträger sind, oder nicht.
Gestern hatte ich zwei gemischte Fälle gegenüber. Der eine hatte keine Brille auf, aber deutliche rote Markierungen auf dem Nasenrücken. Sah auch wie ein Betriebswirt in Bank oder so aus. Brille hätte gepasst.
Der andere war ein verkappter Rocker, der sein Geld als Pädagoge oder so verdient. Hein-Gericke-Lederjacke und darunter Wollpullover oder so. Die Brille war am Pullover eingehängt, die Nase ohne Markierungen. Also kein Brillenträger. Nur Sonnenbrille u.ä.
[15h41] Har Har, da ging sie hin, die Leichtigkeit des Seins. eMail:
oioioioioi jetzt doch schon am Montag um 16:00
das müssen wir irgendwie schaffen...
Gestern kam noch die frohe Nachricht dass sich die Deadline um zwei Tage auf Mittwoch verschiebt. Ich fühlte mich großartig, wieder einmal mehr in meinem Spruch bestätigt „buche dich zu 150% aus, damit du zu 80% ausgelastet bist, den Rest erledigen deine Kunden“. Es war das dritte Projekt von 6-7 laufenden/angekündigten Projekten das sich ohne mein Zutun von selbst verschob.
Tja, und mit obiger eMail heißt es nun bis Montag Abschied nehmen von den Schlafstunden 6, 7 und 8. Ich bin happy, dass ich all den anderen Kram der in den nächsten bei anderen Projekten ansteht, vorgearbeitet habe. Mit einer Ausnahme kann ich mich also wirklich komplett dem Kram widmen.

Dienstag, 23. November 2004

[09h11] Merke: keinen neckischen Scherze mit Freundin und Digicam machen.
Freitag: Bürokollege will Büroräume photographieren, leiht sich DigiCam aus.
Kai, hast du ein Anschlußkabel mit dem ich die Photos auf meine Kiste bekomme
Jo, hie... Nein, warte, ich — äh — mach' das lieber selber und schick dir die Photos per Mail zu — hüstel —
Montag: Projekt-Mitarbeiter, Meeting bei mir im Büro. Linux-Kollege blickt neidisch auf dem Mac. Nein, sage ich, Treiber seien keine Probleme. Wir schließen seine transportable Funkmaus am Mac an. Läuft. Er ist baff. Ja, so eine Mac-Kiste wäre für zuhause ganz nett. Für die Kinder und weil man all den Bullshit mit Photos machen kann. Da gibt es ja auch dieses iPhoto mit dem man spielend leicht Präsentationen erstellen kann. Mich durchzuckt der Gedanke ihm iPhoto zu demonstrieren. Ich greife zur Tastatur, will iPhoto auswählen, als ... mir siedend heiß einfällt, dass ich es vielleicht doch nicht machen sollte... wende mich wieder zu unserem Linux-Freund und höre interessiert zu.
[09h08]-krkkrk- Herr Friedrich, Herr -krk- Caspar David Friedrich, bitte Kasse Noin, bitte Kasse Noin -krk-
[06h07] SechsUhrMorgens, Schanzenviertel zwischen Christuskirche und Stresemannstraße. Das einzige was sich regt, sind die Putzfrauen in einigen Bars sowie ein, zwei Kioskbesitzer die ihre Aufstellschilder raustragen. Nicht mehr wirklich ein „Arbeiterviertel“.

Montag, 22. November 2004

[10h34] Der musikinteressierte Fernsehzuschauer mag es vielleicht schon gehört haben: VIVAs „Fast Forward“ wird zum Jahresende eingestellt. Nicht ganz klar war wer denn nun den Entschluß gefasst hat (MTV/VIVA oder Charlotte Roche) und ob es Ersatz geben würde.
In der heutige FAZ veröffentlicht Stefan Niggemeier ein bitterböses Interview mit Charlotte Roche. Das Verhalten von MTV/VIVA macht deutlich, dass sich MTV nun endgültig von jeglicher Jugen-/Pop-Kultur jenseits von Handy-Klingeltöne verabschiedet haben.
Im vorigen(?) SPIEGEL stand ein bizarrer Artikel der, zurecht, aufs Formatradio eindrosch, aber nicht eine Spur neue Argumentation bracht oder besonders brilliant geschrieben wäre. Stattdessen vermengte er zwei Dinge die nicht zusammengehören: er verband die (politische) Forderung nach einer Deutsch-Quote im Radio mit der Qualität. Sinngemäß: weil Radio scheiße, brauchts die Quote. Doh?
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Sorgt dafür dass es gute Radiostationen gibt und dann wird auch automatisch mehr deutsche Musik gespielt, weil intelligente Musikredakteure qua definition mehr von der einheimischen Musikszene mitbekommen. Bestes Beispiel: FM4. Ich wiederhole mich, aber es dürfte selbst im Hamburg keinen Radiosender geben, der soviele Hamburgische Musik spielt.
Dort wo die Politik bereits jetzt ihre Hebel hat, nämlich in den Organen der öffentlich-rechtlichen Sender und den Landesmedienanstalten wird aber nichts, überhaupt nichts in diese Richtung unternommen...
Und wo wir schon dabei sind? GEZ-Gebühren für Computer? Ja, bitte!
Grundsätzlich habe ich kein Problem mit Rundfunkgebühren. So beschissen die Programme in Radio und TV sind, ohne ARD/ZDF könnte man die Kiste gleich aus dem Fenster schmeißen.
Und dann betrachte ich meine Situation vor dem Rechner: ich höre Radio nur noch via Computer. Zuhause hat mein Tuner nach zehn Jahren das Zeitliche gesegnet, auch dort höre ich Radio nur über Rechner oder dBox. Im Radio höre ich nur Öffentlich-Rechtliches. Aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Also von daher: GEZ zahlen ist nur fair (die Doppelbelastung Privat/Büro halte ich aber für BS, schließlich kann ich nur an einem Ort gleichzeitig sein). GEZ für Rechner zahlen macht insofern Sinn.
GEZ für Computer funktioniert natürlich nur pauschal. Genauso wenig wie bei einem Fernseher differenziert werden kann, ob er nur als DVD-Abspielstätte dient oder nur Privatfernsehen drauf läuft, kann bei einem Rechner ohne unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre nicht nachgewiesen werden, ob Audio-Streams gehört werden oder nicht.
Aber: wenn GEZ für Audiostreams kommen, dann muss auch von Seiten der Sendeanstalten das Fairnessgebot gelten: Ausbau der Streamkapazitäten, Anbieten aller Radioprogramme als Stream. Derzeit komme ich z.B. nachmittags nur selten in den RadioEins-Stream (RBB), weil die Kapazität ausgeschöpft ist. Sowas darf es in Zukunft nicht mehr geben, wenn für AudioStreams gezahlt wird.
[10h16] Job — Eine der herbsten Böcke der letzten Zeit habe ich unter der Woche bzw. am Wochenende fabriziert.
Mein mittlerweile verschiedenes Powerbook war eine Art „Kommunikationszentrale“ auf der ich z.B. permanent meinen Mail-Client laufen hatte. Durch den Ausfall des Powerbooks musste ich nun meine eMail sozusagen vom Desktop-Rechner fahren. Alles soweit kein Problem da die Daten auf einer externen Platte waren. keine Mail ging verloren.
Woran ich aber nicht dachte, waren die „Signatures“, also die Absenderzeilen mit denen eMails abschliessen, auf denen für gewöhnlich Adresse, Telefonnummer etc... steht und die in gesonderten Voreinstellungen gespeichert werden.
Man ahnt was kommt: die Adresse in der Signatur war veraltet, Kunde hat mir Photos per CD zuschicken wollen, wir wundern uns alle über das Ausbleiben der Photos bis der Kunde am Samstag Vormittag die CDs retour bekommt und verständlicherweise gallig auf dem Handy anruft und fragt was Sache ist.
Was soll ich sagen, Devotion wird seit diesem Samstag weltweit nur noch in der Einheit „Pahl“ gemessen...
[10h06] Dies ist nun der erster Eintrag der auf dem neuen iBook geschrieben worden ist. Meine gesamte „dogfood“-Umgebung (FTP-Client, FTP-Image, Scripts) ist nun aufs iBook verfrachtet und wenn ich denn nicht bis Anfang nächster Woche massenhaft Deadlines hätte, könnte ich so langsam wieder mit dem normalen posten anfangen.
Stattdessen geht es weiter ans Arbeiten, das iBook ist noch weit davon entfernt fertig konfiguriert zu sein (ich bin überrascht wieviele eigene Keyboard-Shortcuts ich eingerichtet habe). Wenn momentan noch Zeit zum Bloggen bleibt, so wird es, die Aktualität erfordert es, derzeit vorallem in Allesaussersport reingepumpt.
Alles wird gut.