dogfood April 2005 [4]

Samstag, 30. April 2005

[12h28] Bin die nächsten drei Stunden nicht ansprechbar. Er hat es wieder gemacht: John Siragusa/Ars Technica hat wieder eine seiner legendären "MacOS X"-Rezensionen hingelegt: Mac OS X 10.4 Tiger.
Und wenn man dieses Jahr nur eine OS X-Review lesen will, dann sollte es diese sein.
Bin weg, bin gespannt was er zum Thema Metadaten und Spotlight sagt.
[06h52] MacOS X — Wundert mich, dass ich noch nicht gefragt worden bin, wann ich Tiger installieren werde...
Mal sehen was MacFixIt und Konsorten an Problemen melden. Ich bin derzeit in einer etwas heißeren Produktionsphase und werde eher Konserativ herangehen. Ich hatte vorallem wg. „Suitcase“ meine Bedenken, aber das scheint weitgehend problemlos zu sein. Zur meiner Überraschung ist Suitcase aber inkompatibel zu Adobe CS2. Was hat den Adobe schon wieder an seiner Typo-Engine gefummelt?
Apropos Adobe. Als Nachklapp zum Adobe-Macromedia-Deal sinniert John Gruber in „Daring Fireball“ die Beweggründe von Adobe und sieht keine gute Zukunft für Adobe: „The Fish Rots From the Head“. Kurzfassung: Adobe-CEO Chizen ist kein Mann mit Visionen, sondern ein Verkäufer („Bigger instead of better“) (Hat-Tip Stefan).
Schade das Gruber zu kurz springt und sich nicht die Macromedia-Seite des Deals betrachtet. Ich sage es ja schon seit Jahren, präziser: seit dem unglückseligen Relaunch der MM-Site von knapp 2 oder 3 Jahren: Macromedia würde immer mehr von Marketeers beherrscht werden.
Ich fand es interessant, dass bei all den Diskussionen um diesen Deal, diesmal ausnahmsweise nicht das Statement auftaucht: „Wenn Adobe/Macromedia immer beschissenere Software produzieren, dann wird irgendwann ein Konkurrent mit besserer Software auftauchen... that's freier Markt
Daran hapert es aus zwei Gründen: Adobe/Macromedia besitzt über PDF und SWF die Definitionshoheit. Und die grafischen Kernprodukte wie z.B. Photoshop sind über Jahrzehnte gereift und kein neuer Hersteller kann diesen Prozeß verkürzen. Dazu gibt es zuviele kitzelige Bereiche wie Druck oder On-Air-Design die Know-How und Erfahrung von den Software-Ingenieuren verlangen, die über das Maß hinausgehen, dass man auf die Schnelle mit Fireworks mal eben zusammenkloppen kann.
[06h29] Der gestrige Tag hat meinen Tagesrythmus gegen die Wand fahren lassen. Den Wecker auf fünf Uhr morgens gestellt, bereits seit vier schlaflos im Bett gewälzt, um halb sechs im Büro angetanzt und inkl. Kundenmeeting erst um 19h zuhause ins Sofa gefallen. Und heute zur Strafe seit sechs wach. Grundlos wach.
Ein Kundenmeeting inkl. technischer Nothilfe: der Kunde hat vor einer Woche eine Playstation 2 gekauft und die „funktioniert“ nicht, ob ich mir denn das mal angucken könnte.
Es lag dann am Ende des Tages daran, dass man auf der Fernbedienung nicht das richtige „Programm“ wählte, sprich den SCART-Anschluß via AV-Taste.
Ich machte dafür meine erste Erfahrung mit 4- und 6-jährigen Kinder und ihre Initiation mit dem für ihre Verhältnisse etwas überdimensionierten Controller (formerly known as „Joystick“). Denen ging sämtliche Automatismen ab, wie z.B. „Kreuz“-Taste = „Bestätigen“ und Lesen von Bildschirm-Texten war nicht so.
Auffällig auch die motorischen Unterschiede zwischen den beiden: der 4jährige ist mit den Richtungstasten bzw. den kleinen Stick nicht zurecht gekommen. Beim Rennspiel ist er immer wieder gegen die Leitplanke gerauscht und konnte sich nicht von alleine befreien sondern steuerte standhaft die Leitplanke weiter an.
Jetzt sitze ich im Schaukelstuhl und weiß dass mit irgendwann im Laufe des Tages die Augen zufallen werden...

Donnerstag, 28. April 2005

[16h44] Alle Fenster offen, Sonne scheint durch meine Palme durch, Kopfhörer aufgesetzt, Verstärker fast auf Anschlag und dazu den Live-Mitschnitt von Groove Armada von „One Big Weekend“ 2004
Begrabt meine Trommelfelle an der Biegung des Flusses.
[14h33] Mittagsessen. Zeit bei 37signals zu stöbern. Marc Hedlund über die kleine, scheinbar unsinnige Vase in den neuen Beetles:
The bud vase is not art; it's personality. It invites you to play, and people accept that invitation. Most importantly, it makes the owner of the car feel happier when driving it [...]
A „bud vase feature“ is functionality outside the core purpose of a product that evokes emotion about the product, and allows the user to express their personality or character in their use of the product.
Ansonsten dürfte es spätestens jetzt klar sein, was das geheimnisvolle „Backpack“-Projekt ist. Bin gespannt ob 37signals auch für Deutschland ein SMS-Gateway haben.
(Nachtrag: keine SMS, alles eMail-basierend)
[14h23] Ich habe heute einen meiner Tage an denen ich es geniesse von einem Job und von einer Beschäftigung zu anderen zu springen. Heute bin ich nämlich Herr über meine Zeit. Keine Anrufe, alles was an unerwarteten Aufträgen kommen konnte, ist gestern reingekachelt. Stattdessen ein Ziel, Jour fixe, vor Augen und an den meisten offenen Baustellen Hand anlegen, inkl. dem lange überfälligen Wischen des Bürobodens und Wegbringen von Altpapier.
Herr Ober, drei Karmapunkte für den kleinen Herrn mit der Brille und dem Baseballcap!
[11h37] Seit ich vor einer halben Stunde die Pflanzen im Büro gegossen habe, riecht es angenehm erdig.

Dienstag, 26. April 2005

[16h54] Work — Es ist frustrierend. Man wirft in die Runde ein, dass man das dieses und jenes Projekt ob der Größe, strukturierter handhaben muss, zeigt leckere Webtools, findet großen Beifall, wird förmlich auf Händen aus dem Raum rausgetragen und dann gehen die Wochen ins Land, die Vorsätze verfliegen und die Werkzeuge veröden.
[11h44] Music — Zweimal Elvis vs. Bob Marley, Marvin Gaye vs. Bob Marley und Van Morrison anno 1967 („T.B. Sheets“), Highlights aus einem mal wieder grandiosen Nightlounge-Mix (#061) für den NDR von Marcus Maack/Back to the Basics. Kenner wissen wo dass Ding noch einige Tage lang runterzuladen ist.
[11h39] Hatte Daniel Düsentrieb nicht so eine „Erfinderkappe“ die er aufsetzte, wenn er schwer grübeln musste? Mein Ding. Kopfhörer aufgesetzt, Baseball-Cap aufgesetzt, Kaputze drüber gezogen, jezz kann ich arbeiten.
[11h12] Untersuchungsausschuß — So im Nachklapp betrachtet, und das ist meine ehrliche Meinung — wenn ich es anders sehen würde, würde ich es hier so auch offen ausschreiben — war der gestrige Auftritt des Außenminister Fischers, bei aller Neutralität und das ist jetzt nicht auf die Person Fischers gemünzt, arg ermüdend.
Immer dort wo er, man verzeihe mir diese saloppe Formulierung, nicht ganz sattelfest war, und nach meiner unmaßgeblichen Meinung war das ziemlich häufig der Fall, auch wenn mir jetzt eine demoskopische Zahlen, oder wie wir sagen, „handfeste“ Zahlen nicht vorliegen, neigte Joschka Fischer zum Griff in die, und ich meine das jetzt nicht böse, Phrasenschublade und baute Nebensätze, Einschübe, Floskeln und ähnliches ein, um einfach seinen Gegenüber, wenn denn dieser kombative Begriff denn überhaupt hier angewendet werden sollte, müde zu labern.
Das Frage-Antwort-Spiel, nein, „Spiel“ ist vielleicht nicht der korrekte Begriff, aber mir fällt jetzt kein besserer ein und das Wetter draussen ist vielleicht auch zu schön um jetzt weiter nach alternativen Begriffen zu suchen, erschöpfte sich meistens darin, dass Fischer auf Fragen nach Handlungen ausschweifenden Zustandsbeschreibungen von sich gab. Nach fünf Minuten Fischer-Monolog, und an dieser Stelle sind Ausschweifungen von meiner Seite aus nicht nötig — nicht das ich etwas gegen Aus- und Abschweifungen hätte oder diese in einem Absatz oder einem Diskurs nicht auch ergänzendes oder erheiterndes schaffen könnten und damit den Gesamtbeitrag und seine Grundaussage auch auf völlig anderes, gegebenfalls höheres Niveau bringen könnte— hatte jeder vergessen was die Frage war und die Nicht-Beantwortung fiel nicht auf.
In den letzten Tagen, man kann darüber streien ob es immer kompetent und sachgemäß erfolgte, wurde viel über Fischer und sein Verhältnis zur Macht gesprochen und geschrieben. Doch bei aller fremdmedialer Aufbereitung dieses Phänomen „Fischer“, fand ich die Rhetorik von Fischer gestern verräterischer.
Ich weiß nicht ob irgendwo ein Protokoll der gestrigen Untersuchungssausschußsitzung vorhanden ist. Aber die Art und Weise wie Fischer in freier Rede am Nachmittag und Abend gesprochen hat, die Ausdrücke, die Formulierungen grenzten an Vergewaltigung der deutschen Sprache. Hier hat sich jemand mit Begrifflichkeiten sein eigene Welt aus Codes und Bedeutungen geschaffen, die außerhalb der Sphäre Fischer nicht mehr zu verstehen sind. Es war sozusagen die Fischer-Variante des „Speaks“ den Consultants in ihren Positionpapers und Table Sessions herauskacken.
Hier agiert jemand inzwischen in seiner eigenen Welt. Dies ist nicht unbedingt justiziable, aber Fischer ist für mich gestern als Politiker gestorben.

Montag, 25. April 2005

[14h45] Untersuchungsausschuß — Phasenweise großes Tennis im Livestream. Sachlich ist nichts Neues herausgekommen und wird wohl auch nichts herauszuholen sein: Kommunikationsprobleme führten zur späten Reaktion.
Nur phasenweise ist anhand der Ausflüchte und Nebenkriegsschauplätze zu merken, dass Fischer anfängt zu schwimmen.
Interessanter finde ich Rhetorik und Psychologie. Bei bestimmten Fragestellern (Uhl, von Klaeden) ist deutlich zu spüren wie man durch bissige Bemerkungen, Zwischenfragen u.ä. versucht wird, das Revier abzustecken, Macht zu zeigen. Hier ist mitunter Gereiztheit zu bemerken und ich hoffe wenn die Befragung heute abend in die zehnte oder elfte Stunde geht, man im Raum einen Eimer Wasser hat, um notfalls die Kontrahenten zu trennen.
[14h41] Aufwändige Projekte. Heute, zum Beginn der heißer werdenden Testphase, die Bugtracking-Software „Mantis“ installiert. Eine Software mit Datenbank in der Fehler und deren Management von Testern und Entwicklern protokolliert werden. Mal sehen ob der Kunde auch zu deren Nutzung erzogen werden kann.

Sonntag, 24. April 2005

[18h57] TV — Neue Serie auf PREMIERE. „Deadwood“ ist eine weitere Serie aus dem HBO-Schatz und befindet sich „drüben“ bereits in der zweiten Staffel. Deadwood ist eine dreckige, fuckin' schmutzige Westernserie die während des Goldrausches in Dakota spielt, also im Nordwesten der USA. Schlamm, Gebirge, Wälder und mittendrin eine aufstrebende Stadt Deadwood die wegen vermeidlicher Goldfunde immer mehr Leute anzieht.
Die Serie kommt natürlich wieder in Zweikanalton, wobei die englische Tonspur ziemlich Hardcore ist. Nicht nur weil HBO-typisch ungehemmt in den Fäkalienbereich des US-amerikanischen Sprachschatzes gegriffen wird, sondern auch weil vor lauter Genuschel und Dialekt schlichtweg nichts mehr zu verstehen ist. Und wenn man dann weiß, das Deadwood eine geschwätzige Serie ist, kann man vor der Verwendung des englischen Tonkanals nur warnen... Auf der anderen Seite gibt gerade das Rotzige der Serie viel Flair.
Die erste Doppelfolge von Deadwood hat mich mit ihrer Storyline nicht vom Sofa gehauen. Aber ich habe mich in das Setting verliebt, in das sehr detaillierte Ambiente. Es sind auch exzellente Schauspieler dabei, aber alle werden von Ian McShane zu Statisten degradiert. McShane spielt den heimlichen Paten der Stadt, den Saloonbesitzer Al Swearengen. Was für eine Präsenz. Alleine schon wegen ihm sollte man einige Folgen mitnehmen.

Samstag, 23. April 2005

[10h39] Der gestrige Tag wirkt noch nach. Gestern um fünf aufgestanden, um neun ein erstes Kundenmeeting gehabt, auf dem Weg zu eben jenem Kundenmeeting ereilte mich eine dringende Anfrage für dieses Wochenende. Ich schob ein weiteres Kundenmeeting für mittags ein und schließlich, Abschluß des Reigens am Freitag, ein Kundenmeeting um 15h.
Alles innerhalb von 20 Fußminuten im Dreieck zwischen Hoheluftbrücke, Osterstraße und meiner Wohnung Nähe Viktoriastadion.
Das erste Meeting dauerte eine Stunde länger als gedacht, was aber der relaxten Stimmung als irgendwelchen größeren Schwierigkeiten geschuldet war. Dann hatte ich anderthalb Stunden Pause, die ich in meiner Wohnung verbrachte. Das geplante Nickerchen musste zugunsten Recherche, Essensaufnahme, Rasur und Dusche ausfallen.
Dann ging es zum zweiten Meeting. Ein Schnellschuß: ich muß im Laufe des heutigen Samstags mir ein Visual für ein Produktdesign ausdenken. Wie erwartet, dauerte dieses Meeting länger als die avisierten 30 Minuten, aber ging genau zu dem Zeitpunkt zu Ende, wo ich mich in Bewegung zum Marsch gen Osterstraße/Heußweg setzen musste. Da mir der Nachname meines Gesprächspartners dort entfallen war, musste ich im Eimsbütteler Park das iBook kurz anschmeißen und den Namen nachsehen. Ich wurde von den alten Senioren für den absoluten Freak gehalten...
Kurz nach 16Uhr war ich dann damit durch. In dem Maß wie die Last abfiel, setzte die Mündigkeit ein und für den Rest des Tages war ich nicht wirklich mehr zu etwas zu gebrauchen. Bißchen Fußball, bißchen „cruisen“ in GTA-3, bißchen on- und offline lesen. Ich darf gar nicht dran denken, dass ich nur von halb sechs bis halb neun, also knapp drei Stunden wirklich produktiv gearbeitet habe...
Folgerichtig bin ich gestern um kurz nach 23h weggeknackt. Dafür um kurz nach sieben aufgewacht. Immer noch müde, aber zu aufgekratzt um noch zu dösen oder weiterzuschlafen. Das wird wohl heute nachmittags kommen, wenn die Bundesliga heute einen ersten langweiligen Moment zeigen wird.

Freitag, 22. April 2005

[05h50] Die BILD setzt ihre Serie mit Bekenntnissen fort. nach „Wir sind Papst“ kommt heute „Wir sind Hitlerjugend“ oder so ähnlich. Am Montag erwarte ich dann „Wir sind Penisverlängerung“.
[05h43] Heute wieder eine 5-Uhr-Session einlegen um beschwingt um nun beim Kunden beim verschobenen „jour fixe“ (na ja) anzutanzen. Im Gegensatz zur letzten Woche war heute morgen richtig fies, weil der Wecker mich diesmal mitten im Traum erwischte.
Heute ist „Kundentermin“-Tag. Zum Glück alles in Fußmarsch-Distanz. Am Nachmittag gibt es den nächsten und ich überlege ob ich überhaupt zwischendurch ins Büro gehe oder evtl. mittags mich eine Stunde aufs Ohr lege. In diesen Minuten eine mehr als verlockende Aussicht.
So, gleich geht es nach einer Cappuccino-Infusion los.