dogfood Mai 2005 [1]

Samstag, 07. Mai 2005

[19h43] Schön wenn sich bestimmte Themen so ins Klischee fügen, dass man umso lieber darauf einprügelt. Bitte zu Thomas Knüwer/Handelsblatt gehen und die Geschichte vom Arbeitsagentur-Logo lesen und dann wieder zurückkommen.
Zurück? Danke.
Also, viel Aufregung um 100.000 EUR für ein scheinbar kaum verändertes Logo.
Schade nur, das man nicht wirklich des Lesens mächtig zu sein scheint. Ich zitieren den Kernsatz aus der Pressemitteilung der Arbeitsagentur:
Die Entwicklung und die Maßnahmen zur Einführung des neuen Erscheinungsbildes der BA wurden überwiegend mit internen Ressourcen und Kosten von rund 100.000 Euro realisiert.
Es ist dort nicht vom Logo, sondern vom „Erscheinungsbild“ die Rede. Etwas weiter oben heißt es in der Pressemitteilung erklärend: „Mit einem neuen Erscheinungsbild will die BA die Kernelemente der Reform ergänzen und den Kunden den Zugang zu den vielfältigen Angeboten der Agenturen für Arbeit erleichtern. Dies geschieht unter anderem durch ein Farbsystem für Broschüren und Infoschriften.
Die Änderungen am Logo sind marginal. Aber ad 1: Design wird ebenso wenig wie Bücher zum Kilopreis verkauft („Für 100.000 Ditscher erwarte ich minimum zwei Farben“)
Ad 2: nirgends lese ich eine konkrete Aufstellung darüber, was konkret in diesem Gesamtpreis enthalten ist. Ich nehme an schwer an, das es sich um eine Umgestaltung der CI handelt, das also nicht nur ein Logo neu gestaltet worden ist, sondern auch die entsprechenden „Einsatzorte“ des Logos, wie z.B. Briefpapier gestaltet wurden. Konkret wurden in der Pressemitteilung z.B. ein Farbleitsystem genannt
Ad 3: Bei einer Umgestaltung einer CI drückt man nicht der Chefsekretärin eine CD mit dem Logo-GIF in die Hand, sondern erstellt pfannenfertige Vorlagen für Word, Quark/InDesign usw, usf.
Die boulevardeske Art und Weise wie das Thema diskutiert wird, geht mir u.a. deswegen auf die Nüsse, weil viele Leute hier mitreden, ohne das Gesamtbild zu kennen bzw. Willens sind, dieses darzustellen, oder, wie der eine oder andere bloggender Rechtsanwalt, aus dem Glashaus heraus mit Steinen wirft (schaut zu, dass ihr euer Gebührensystem und Mist wie Abmahnungen in Griff bekommt).
In abgewandelter Form erlebe ich dieses Gekasper an eigener Haut. Ich baue für eine Agentur Word- und PDF-Vorlagen für einen weltweit aktiven Großkonzern. Weil dieser Konzern seine Firmierung in Deutschland und Europa geändert hat, mussten da Anpassungen vorgenommen werden. De-facto wurde nur ein Wort aus der Firmierung geändert, aber inzwischen bin ich auf 25 Word- und PDF-Vorlagen gekommen, die ich anfassen musste. „Internete Mitteilung“, „FAX“, „Geschäftsbrief“, „Geschäftsbrief“ für vorgedrucktes Briefpapier, „Rechnung“, „Spesenabrechnung“, „Kundenblatt“ etc... Und wenn die Arbeitsagentur auch nur einigermaßen so chaotisch strukturiert ist, wie „mein“ Großkonzern, dann wundern mich die 100.000 oder 30.000 Euro nicht wirklich.
Ein anderer Punkt kommt aus Gestalter-Sicht bei so etwas hinzu. Bei Photografen oder wenn eine Broschüre gestaltet wird, ist es ersichtlich. Ein Bild kostet nicht den Fixpreis x, sondern ein Preis/Lizenzkosten o.ä., der abhängig ist vom Einsatzgebiet, Auflage, Verwendungzweck usw, usf..
Als Gestalter wäre ich ein Idiot, wenn ich essentielle WORD-Vorlagen für die interne und externe Kommunikation eines weltweiten Konzerns zum Preis des reinen Arbeitsaufwandes verkaufen würde. Stattdessen muss ich auch einrechnen, was das Produkt meiner Arbeit für den Konzern tut: es ist ein wichtiges Arbeitsmittel und muss als solches auch entlohnt werden.
Das ist das was mein eigentlicher Auftraggeber, die Agentur nicht wirklich begreift, weswegen es jedesmal Diskussionen um den Preis gibt, der damit anfängt dass ich gefragt werde wie lange ich gebraucht habe und ich stattdessen mit einer Eurosumme antworte.
Nochmals: 100.000 EUR scheinen mir als Umgestaltung für die CI der Arbeitsagentur keine völlig absurde Summe zu sein. Das Problem ist eher ein anderes: wurde es richtig kommuniziert und ist sowas jetzt, zu diesem Zeitpunkt, notwendig. Nach dem Selbstverständnis der Arbeitsagentur muss man letztere Frage mit ja beantworten. Und kann sich stattdessen fragen, ob der Weg das Ganze „überwiegend mit internen Ressourcen“ zu lösen (Pressemitteilung) hinsichtlich Kompetenz der ideale Weg war.
Also eher ein Problem der Kommunikation als der Abzocke, was dann von Thomas Knüwer auch gut dargestellt wird. Knüwer relativiert zwei Tage später, dass, was man schon aus der Presseerklärung hätte ahnen können. Die Logo-Entwicklung selber soll nur zirka 30.000 EUR gekostet haben. Auch hier ist immer noch nicht expresis verbis benannt, ob damit auch die Adaption des Logos für verschiedene Vorlagen gemeint ist.
PS: Ein weiterer interessanter Nebenkriegsschauplatz wären die Kommentare des (Schrift-)Designers Erik Spiekermann (mangels Permalink keinen Link auf die Kommentare bei Th.Knüwer). Die neu eingeführte Schrift ist die Hausschrift von Daimler-Chrysler und muss von eben dort lizensiert werden. Der Beobachter fragt sich, was da wohl abgelaufen ist...
[19h41] Langsam mache ich mir Sorgen, ob ich nicht anfange dank Psychosomatik vor mich hin zu kränkeln. Erst zwei Erkältungen in diesem Winter, eine Lebenmittelvergiftung, hier und da Kopfschmerzen und heute bis zum späten Nachmittag mit etwas Migräne-ähnlichem lahmgelegt.

Freitag, 06. Mai 2005

[14h38] Was beim Abnudeln meiner frisch importierten CDs in iTunes auffällt: Donnerwetter, die „Mezzanine“-CD von Massive Attack hat sich extrem gut gehalten. Noch heute dübel ich hinter fast jedem Song vier oder fünf Sterne.
Apropos gut gehalten. Für andere war es Kraftwerk, für mich ist New Orders „Blue Monday“ der Zündfunke in Sachen Computer-Musik gewesen. Ich weiß noch heute wie und wann ich es zum ersten Mal gehört habe. Auf einer samstäglichen Autofahrt mit meinem Vater von Hamburg nach Bremen, A1, NDR 1 — Radio Niedersachsen, die Top 40 mit Jörg Christian Petershofen am Vormittag. Ein Hammer, ein solch' progressives Stück und noch dazu in voller Länge (7'25). Ich konnte mich überhaupt nicht mehr einkriegen.
Apropos gut gehalten: „Fred vom Jupiter“ von Andreas Dorau und den Marinas, noch so eine zeitlose Nummer.
[14h37] Dammit! Wettlauf mit der Zeit verloren. Anyway. Es gibt keine Toten und Verletzten und vorallem kann ich nun das Ding auch relaxter und besser machen.

Donnerstag, 05. Mai 2005

[09h51] Wie unterirdisch können Programmideen sein? Ich biete: „nutella — Die Geburtstagsshow“ aus der AufSchalke-Arena auf RTL II, anläßlich des 40jährigen Geburtstages.
Ich zitiere aus dem DWDL-Artikel:
Atze Schröder stellt laut einer Pressemitteilung in der Show seine ganz eigenen Frühstücks-Erfahrungen auf provokative Art vor. Vom Lebensgefühl der ersten Nuss-Nougat-Generation erzählen Harry Wijnvoord, Heino und die zweifache Olympiasiegerin Ulrike Meyfahrt.
Ja, es ist mir ein Grundbedürfnis mehr über die „erste Nuss-Nougat-Generation“ zu erfahren.

Mittwoch, 04. Mai 2005

[17h51] Heutiger Job: Finger wund gezeichnet.
[11h31] Die aktuelle c't und meine Steuerberaterin in einem monatlichen Mandatenrundschreiben berichten davon: der ELSTER-Zwang, also die grundsätzliche Verpflichtung seine Umsatzsteuervoranmeldung via elektronischer Schnittstelle dem Finanzamt zu übermitteln, wird gerade abgegrätscht.
In der c't 10/05, S. 180 wird der Eilentscheid des Finanzgericht Hamburgs (10.3.2005 II 51/05) angeführt. Der Kläger gab als Gründe den mangelnden Internetanschluß, die Sicherheitsprobleme durch Viren und der nicht manipulationssichere Übertragungsweg an. Das Finanzgericht sah es als „unbillige Härte“ an und erlaubte dem Kläger via Ausnahmeregelung seine Voranmeldungen weiterhin per Papier abzugeben.
Meine Steuerberaterin weist darüberhinaus auf ein Schreiben des Finanzministeriums NRW hin, in dem die Rechtmäßigkeit des ELSTER-Zwanges bezweifelt wird und die Oberfinanzdirektionen angewiesen wurden bis auf weiteres auch die Papierform zu akzeptieren, keine Sanktionen zu verhängen und allen Anträgen und Einsprüchen für eine Ausnahmeregelung stattzugeben. Das Bundesfinanzministerium widerspricht dass diese Briefe der OFDs als bundeseinheitliche Verfügungen zu verstehen sind, aber auf einer Sitzung Ende Mai wird es möglicherweise zu einer neuen bundeseinheitlichen Regelung kommen (Finanzministerium NRW, Schreiben vom 7.4.2005, Az. S 0061 — 65 — V 1).
Irgendjemand überrascht?

Dienstag, 03. Mai 2005

[16h53] Web — Nachdem 37signals die Rund-eMail rausgeschickt hat, lahmt „Backpack“ derzeit etwas.
Backpack sieht wie eine andere Geschmacksrichtung von Basecamp aus. Wo Basecamp projektbezogene Features hat, sammelt Backpack mehr und allgemeinere Assets ein.
Von der Homepage aus, können neue Seiten erstellt werden. Diese Seiten können Listen (zum Ankreuzen à la TaDa List), Notizen, Dateien, Bilder und Links abgelegt werden. Per Sharing kann eingestellt werden, wer Zugriff auf die Seiten hat.
Dazu können „Reminders“ angelegt werden. Die Erinnerungen lösen zum gebenen Zeitpunkt eMails aus und können im iCal-Format abonniert werden, auf Wunsch auch auf das Handy. Aus Deutschland ist nur T-Mobile dabei.
Das Ganze ist nur begrenzt kostenlos. Der Gratisaccount läßt 5 Seiten und 10 aktive Reminders zu und besitzt Werbebanner. Für 5 US$ im Monat gibt es mehr, inkl. 40MB für Dateien und Bilder.
Ob man es gebrauchen kann? Hmmm. Ich weiß nicht, aber so rund ist das Workflow von Backpack im Vergleich zu meinem Jetzigem nicht, daß ich dafür Willens wäre 5 US$ pro Monat abzudrücken.
[16h43] This is just in: „Backpack“, das neue Produkt aus dem Hause 37signals, ist eröffnet worden.
[16h34] Schwarzes Gummiband kaufen, schwarzes Shirt anziehen, Küchenmesser mitbringen, Tastaturen und Patronengurt werden mitgebracht.
Behaupte keiner am nächsten Dienstag, er/sie hätten von nix gewußt.
[09h49] Um halb acht kamen dann die grünen Jungs doch noch vorbei um das gesamte Haus zu räumen. Erst später ging mir auf, warum mitten im Schanzenviertel alles im Umkreis von 2-3 Häuserblocks geräumt wurde: die Bombe wurde auf der Baustelle direkt gegenüber der Shell-Tankstelle gefunden. Was so eine explodierende Fliegerbombe im Zusammenspiel mit einer Tankstelle anzurichten vermag, möchte man sich nicht wirklich ausmalen.
Der Verkehr im Westen Hamburgs ist völlig kollabiert. Die Stresemannstraße zählt zu den Top 5-Ausfallstraßen Hamburgs und der Verkehr wurde entsprechend auf die Schäferkampsallee/Fruchtallee, eine weitere Top5-Ausfallstraße umgeleitet. Ging gar nichts mehr. Der 4er-Bus hat für die 100m zwischen Schlump und Moorkamp locker 5 Minuten gebraucht und für den Kilometer auf der Bundesstraße auch noch mal 10 Minuten.

Montag, 02. Mai 2005

[18h45] Seit dem Nachmittag schwirren Hubschrauber, Polizei und sonstige Blau- und Rotlicht-Träger durch die Gegend. Ich habe auf diversen Websites nachgesehen, was los sei, ob auf der Schanze verspätet Mai-Feierlichkeiten ausgebrochen sind o.ä.
Jetzt, nach 3-4 h ist auch auf einschlägigen Hamburger Websites war zu lesen: in meiner Straße (Lippmannstraße) ist eine Fliegerbombe gefunden worden, die in 13 Minuten entschärft werden soll (Abendblatt). Bin gespannt ob irgendjemand auch noch mal bei mir vorbeischaut und mich evakuiert. Sollte ab heute 19h mein Bloggen abrupt aufhören, ... War schön mit euch.

Sonntag, 01. Mai 2005

[11h23] Gestern hatte ich den längsten Internetausfall ever. Kurz nach eins ging nix mehr und die Probleme hielten bis in den Abend an. Erst heute morgen ist wieder alles im Lot.
Fühlt sich wie ein verlorener Tag an.
[11h17] Mann, Mann, Mann. Drei Anläufe gebraucht, damit ein ausländischer Mitbürger verstanden hat, dass er sich verwählt hat. Erst nachdem ich beim dritten Anruf etwas ausfällig geworden bin, scheint die Message „unter dieser Rufnummer ist der gewünschte Gesprächspartner nicht zu erreichen“ verstanden worden zu sein. Glaube ich. Zumindest wird nicht angerufen.
Ich bin noch einer der wenigen Hamburger die eine sechsstellige Telefonnummer haben. Diese Telefonnumern sind prädistiniert für falsche Verwindungen. Das fängt schon damit an, dass ich viel für Eschwege abbekommen. Alle Hamburger die Eschwege anrufen wollen, eine „Null“ zu wenig wählen (weil zum Beispiel die Null für die Telefonanlage/Durchwahl draufgeht), und in Eschwege etwas mit „20“ beginnend, wählen, landen bei mir.